Vor Lesung in Buchholz
Schauspieler Christian Redl im WOCHENBLATT-Interview
"Vom Zauber einer verwehenden Sprache" ist der Titel einer spannenden Lesung, bei der die befreundeten Theater- und Filmschauspieler Christian Redl und Ulrich Tukur am Freitag, 13. Oktober, in der Buchholzer Empore deutsche Gedichte und Balladen vortragen. WOCHENBLATT-Redakteur Christoph Ehlermann sprach zuvor mit Christian Redl über dessen spektakulär gestartete TV-Karriere und über das aktuelle Bühnenprogramm.
"Ich war lange ein überzeugter und ausschließlicher Theaterschauspieler, habe erst mit 40 Jahren mit dem Fernsehen angefangen", sagt Christian Redl. Auf dem Bildschirm bekannt wurde er 1990 durch den mehrfach ausgezeichneten Film "Der Hammermörder" nach einem authentischen Fall. Redl verkörpert darin einen Polizisten, der aus Geldnot Banküberfälle begeht, dabei auch vor Mord nicht zurückschreckt und am Ende seine Familie ebenso wie sich selbst tötet.
WOCHENBLATT: Herr Redl, es gibt Zuschauer, die nicht immer zwischen Fiktion und Realität unterscheiden können. Sind Sie nach dem "Hammermörder" von Menschen auf der Straße als Verbrecher beschimpft worden?
Christian Redl: Ganz so schlimm war es nicht. Aber nach einer der vielen Wiederholungen des Films kam ich anderntags in ein voll besetztes Café in Wiesbaden. Dort sah mich eine Frau und schrie quer durch den Saal: "Waren Sie das nicht gestern Abend im Fernsehen?! Das war ja fürchterlich, ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen."
WOCHENBLATT: Hat sich dieser Aufsehen erregende TV-Einstand auf Ihre weitere Karriere ausgewirkt?
Redl: Ich war jahrzehntelang auf Bösewichte festgelegt und habe kaum andere Rollen gekriegt. Mit knapp 60 Jahren bekam ich dann aber die Rolle im "Spreewaldkrimi".
WOCHENBLATT: In der seit 2006 laufenden TV-Reihe verkörpern Sie den Ermittler Thorsten Krüger - und das mit sehr viel Tiefgang.
Redl: Diese Tiefgründigkeit war und ist mir immer sehr wichtig. Sie werden nur wenige Filme von mir finden, die leichte Familienunterhaltung sind.
WOCHENBLATT: In Buchholz sind Sie gemeinsam mit Ulrich Tukur zu erleben. Wie ist es zu der Zusammenarbeit gekommen?
Redl: Wir kennen uns schon seit 45 Jahren. Wir haben lange zusammen am Theater gearbeitet. Daraus hat sich langsam, aber stetig eine tiefe Freundschaft entwickelt.
WOCHENBLATT: Was erwartet das Publikum bei Ihrer Lesung?
Redl: Ulrich Tukur und ich lieben die deutsche Sprache sehr und tragen deren Höhepunkte vor - romantische, komische, aber auch tragische Gedichte und Balladen. Wir sind mit dem Programm schon ein paar Jahre unterwegs und oft bedanken sich die Zuhörer bei uns, weil wir ihnen zeigen, wie schön und reichhaltig unsere Sprache ist.
WOCHENBLATT: Der Abend trägt den Titel "Vom Zauber einer verwehenden Sprache" und beklagt damit auch eine Kommunikation, die im Zeitalter sozialer Medien wie Facebook und Instagram auf ein oft bruchstückhaftes Minimum reduziert wird.
Redl: So ist es. Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass es diese wunderbare Sprache immer noch gibt und dass wir sie beschützen müssen.
WOCHENBLATT: Sind Sie in den sozialen Medien aktiv?
Redl: Ich lehne das komplett ab. Ich finde das Bedürfnis, jeden erlebten Blödsinn in die Welt hinauszuposaunen und sich wichtig zu machen, absolut albern.
WOCHENBLATT: Seit geraumer Zeit wird ja über das Für und Wider des Genderns diskutiert. Was halten Sie davon?
Redl: Das ist grauenhaft, abartiges Zeug. Das gehört einfach nur abgeschafft.
WOCHENBLATT: Herr Redl, vielen Dank für das Gespräch.
• Bei ihrem Lesungsabend "Vom Zauber einer verwehenden Sprache" am Freitag, 13. Oktober, um 20 Uhr in der Buchholzer Empore (Breite Straße 10) werden Christian Redl und Ulrich Tukur begleitet von der Pianistin Olena Kushpler. Sie "reagiert" am Klavier auf die rezitierten Texte mit Musikstücken, die oft zeitgleich zu dem Vorgetragenen entstanden sind. Karten für die Veranstaltung gibt es unter Tel. 04181 - 287878 und unter www.empore-buchholz.de.
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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