Innovative Therapie
Tückische Knochenkrankheit mit einem „Knopf“ im Gelenk im Krankenhaus Buchholz geheilt
(nw/nf). Vor fünf Tagen hatte sie noch unerträgliche Schmerzen im Knie. Vor zwei Tagen wurde sie im Krankenhaus Buchholz operiert. Und morgen darf sie schon wieder nach Hause: Regina Heinsohn hat Glück. Ihr Geheimnis: Sie trägt jetzt einen „Knopf“ im Knie.
Die 39-Jährige aus Wintermoor arbeitet als Kassiererin, und das meist im Stehen. Bei einer schnellen Bewegung verdrehte sie sich das Knie nach außen. Sie biss die Zähne zusammen und arbeitete weiter. Auch am darauffolgenden Samstag. Nach einem Wochenende auf dem Sofa mit Eisbeuteln auf dem verletzten Bein bekam Regina Heinsohn von ihrem Hausarzt eine Einweisung in das Krankenhaus Buchholz.
Professor Dr. Christian Heinrich Flamme, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie, erkannte sofort, dass das Missgeschick der Frau die Folge einer Knochenerkrankung war. Osteochondrosis dissecans, kurz OD, so Flammes Diagnose. Eine Durchblutungsstörung lässt kleine Knochenbezirke absterben und stört die Ernährung des darüberliegenden Knorpels, der daraufhin Schaden nimmt. Schon ein Mini-Unfall, in diesem Fall eine Überdrehung des Knies, kann dann genügen, um ganze Knochen-Knorpelzylinder abspringen zu lassen.
Diese Fragmente, die Ärzte „Dissekat“ oder Gelenkmaus nennen, bewegen sich häufig frei im Gelenk und klemmen bei bestimmten Bewegungen ein. So war es auch bei Regina Heinsohn.
Professor Flamme stanzte die schadhafte Stelle im Oberschenkelknorren aus dem Knochen-Knorpelverbund heraus und ersetze sie durch einen Metallknopf, 1,3 mal 3 cm groß und Hemicap genannt. Diese Kappe, die einer Zahnkrone vergleichbar ist, sitzt auf einer Schraube, die in den umgebenden Knochen einwächst. Die Kappe verhält sich ganz so wie natürliches Knorpelmaterial: Bei Belastung bildet sie mit der verbliebenen Knorpelschicht eine ebene Fläche, auf der Ober- und Unterschenkel reibungslos gleiten.
Den Störenfried Gelenkmaus hat Professor Flamme bei der Operation gleich mitentfernt. Regina Heinsohn, so sagt der Fachmann, ist dank der innovativen Therapie jetzt von der tückischen Knochenkrankheit OD geheilt. Nur eine ca. zehn Zentimeter lange Narbe an der Knieaußenseite ist geblieben.
Vorsichtig setzt die Patientin bei ihrem ersten Ausflug auf den Krankenhausflur an Gehstützen einen Fuß vor den anderen. So, als ob sie ihrem Körper noch nicht so recht trauen mag. „Ich habe Angst, dass sich das Knie wieder verdreht“, erklärt sie. Doch das wird nicht passieren, versichert ihr Professor Flamme. Regina Heinsohn darf und sollte sich schon wieder belasten. Nach spätestens zwei Wochen wird sie keine Gehstützen mehr brauchen. Noch etwas Physiotherapie „und dann kann ich wieder durchstarten“, sagt sie fröhlich und lächelt dankbar.
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