Soziale Schuldnerberatung der Diakonie begleitet Menschen aus ihrer finanziellen Not
Wenn Schulden das Leben bestimmen
(os/nw). "Ich stand unter Schock, fühlte nichts mehr, war innerlich wie versteift und konnte nicht an den nächsten Tag denken", berichtet Rita W.* Ihr Mann hatte sie verlassen, die Firma mitgenommen, das Haus war allein für sie nicht zu halten, ein riesiger Berg Schulden tat sich vor ihr auf. Wegen einer Herzerkrankung war sie arbeitsunfähig, ihre Erkrankung verschlimmerte sich. „Ich hatte ja alle Bankverpflichtungen mit unterschrieben und war schlagartig allein verantwortlich. Ständig fragte ich mich, was ich anders hätte machen sollen, alle Sinnfragen taten sich auf, wie sollte ich weiterleben.“ Sie bekam den Tipp, zur Sozialen Schuldnerberatung des Diakonischen Werkes der Kirchenkreise Hittfeld und Winsen zu gehen. Dort wurde ihr geholfen.
Schulden bestimmten die Gedanken, Gefühle und die Gesundheit von Rita W. „Ich war voller Angst und wusste nicht, was auf mich zukommt. Das größte Glück war meine Beraterin Ute Flock. Sie nahm mir die Angst, begleitete und bestärkte mich, ich durfte ihr alles sagen, sie machte mir keine Vorwürfe. Sie half mir durch die schwere Zeit und trotz aller Misere verging kein einziges Mal, wo wir nicht auch gelacht haben“, erklärt Rita W.
Ute Flock vom Team der Sozialen Schuldnerberatung ist seit dreißig Jahren Schuldnerberaterin. „Wir beraten und begleiten die Ratsuchenden, aber wir machen auch deutlich, dass die Verantwortung bei ihnen bleibt. Wir machen sie fit, übersetzen das 'Juristen-Deutsch', prüfen ihre Lage, helfen bei Antragstellungen und Behördengängen und zeigen, dass es Licht am Ende des Tunnels gibt“, sagt Ute Flock. „Ratsuchende brauchen auf jeden Fall einen langen Atem, dann schaffen sie es.“ Sie stärkte Rita W., half ihr bei der Antragstellung von Wohngeld, erklärte ihr, was passiert, wenn der Gerichtsvollzieher kommt, und beruhigte sie, wenn wieder Mahnbriefe ins Haus flatterten. „Allein die richtige Information hat mich schon gestärkt, man kennt seine Rechte und Pflichten nicht und steht vor einem Berg von unverständlichen Dingen“, betont Rita W. Ute Flock begleitete sie im Insolvenzverfahren. „Ich bin da eher ein Katalysator, rege an, was zu tun ist, stärke die Ratsuchenden, aber ich dränge sie nicht ins Insolvenzverfahren und lasse sie damit allein“, sagt Ute Flock. Die Beratung ist kostenfrei. Rita W. ist jetzt in der sogenannten Wohlverhaltensphase, die 2021 endet. In dieser Zeit müssen sich verschuldete Menschen melden, wenn es Veränderungen beim Rentenbescheid oder Einkommen gibt. Rita W. kann aufgrund ihrer Erkrankung nicht arbeiten, engagiert sich aber ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe. „Ich habe in dieser Zeit in jeder Beziehung eine Menge gelernt. Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas passiert. Aber ich muss es akzeptieren. Eines Tages werde ich durch diese Zeit durchgekommen sein, auch dank Ute Flock", sagt sie.
• Die Soziale Schuldnerberatung ist in Buchholz (Neue Str. 8) zu finden. Beratungen finden dort und in der Außenstelle Winsen (Im Saal 27) statt. Anmeldungen sind jederzeit persönlich oder unter Tel. 04181-2197979 möglich. Telefonische Beratungen erfolgen montags bis freitags von 9 bis 9.30 Uhr, eine offene Sprechzeit ist in Buchholz dienstags von 14 bis 16 Uhr eingerichtet.
* Name von der Redaktion geändert
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
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