Nach dem Schlaganfall: Stück für Stück zurück in den Alltag
Wie Schlaganfallpatienten in der Waldklinik Jesteburg mithilfe multimodaler Therapie ihre persönliche Autonomie wiedergewinnen können

Die Patienten trainieren behutsam und unter Aufsicht, um für den Alltag fit zu werden | Foto: Waldklinik Jesteburg
  • Die Patienten trainieren behutsam und unter Aufsicht, um für den Alltag fit zu werden
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Aktuelle Forschungen bestätigen: Wie gut jemand einen Schlaganfall übersteht, hängt neben der Akutbehandlung in den Krankenhäusern auch davon ab, wie früh und intensiv die Rehabilitation einsetzt. Die Waldklinik Jesteburg ist spezialisiert auf die neurologische Früh- und weiterführende Rehabilitation. Sie behandelt Patienten aus ganz Norddeutschland und arbeitet vor allem auch eng mit den Krankenhäusern Buchholz und Winsen zusammen. Schon dort werden die Schlaganfallopfer von Therapeuten der Waldklinik betreut. Später geht für viele Patienten Rehabilitation in verschiedenen Phasen in der Waldklinik weiter. Nach dem gleichen Konzept, intensiv, individuell und ohne Zeitverlust. Ziel der Therapie in der Waldklinik ist, die Selbstständigkeit der Patienten weitestgehend wiederherzustellen und ihnen so die Teilhabe am gesellschaftlichen und beruflichen Leben zu ermöglichen.

Nach einem Schlaganfall können verschiedene Hirnfunktionen gestört sein. Rund ein Viertel aller Patienten trägt Handicaps davon, die die persönliche Autonomie gefährden: Bewusstsein, Sprache, Gedächtnis, Planung sowie verschiedene Körperfunktionen wie das Gehen und der Gebrauch der Hände sind beeinträchtigt. „Doch das Gehirn hat die Fähigkeit, Nervenverbindungen neu zu knüpfen und so die Funktion zerstörter Nervenzellen zu kompensieren“, so Dr. Hans-Peter Neunzig, Ärztlicher Direktor und Chefarzt Neurologie in der Waldklinik. „Das Team unserer Klinik macht sich diese neuronale Plastizität des Gehirns zunutze und fordert die Prozesse der Reorganisation mit einem multimodalen Konzept heraus“, erklärt Dr. Neunzig weiter. Dabei sind Ärzte, Therapeuten und Pflegende in ständigem Austausch mit den Akutkliniken, insbesondere mit den Krankenhäusern Buchholz und Winsen, um diesen Weg für die Patienten möglichst schnell einzuleiten.
Die Waldklinik übernimmt auch besonders schwer betroffene Patienten in der Phase B, so auch noch im Wachkoma und in beatmetem Zustand. „In der Regel bemühen sich hier mehrere Therapeuten gleichzeitig um den Patienten, der auf diese Weise schon ein Vorgefühl von Sitzen und Stehen und damit von Normalität erleben kann“, erläutert Therapieleiterin Petra Böker. Schritt für Schritt, über die weiterführenden Phasen C und D, wird der Erkrankte in die Lage versetzt, selbst aktiv an der Rehabilitation mitwirken zu können.
Auch die Angehörigen werden in die Therapieplanung einbezogen. Gemeinsam werden Ziele für die Reha definiert, die in den kommenden Wochen in den verschiedenen Therapieformen erarbeitet werden. In Einzeltherapie, aber auch in Gruppen- und Eigentraining wird all das geübt, was wichtig ist, um den Alltag selbstständig zu bewältigen: Nahrung zubereiten und aufnehmen, Waschen, Ankleiden, die Zeit einteilen, mit anderen kommunizieren und wieder Verantwortung für sich selbst übernehmen.
Teilweise funktionieren alte Verhaltensmuster nicht mehr. Gemeinsam mit ihren Patienten erarbeiten die Therapeuten dann individuelle neue Strategien. „Die Patienten in der Waldklinik erleben die Therapie als vielfältiges, differenziertes und kreatives Gestalten, bei dem sie selbst im Mittelpunkt stehen“, so Petra Böker.
„Ein wesentlicher Teil des Gesamtkonzepts ist die therapeutische Pflege, die den rehabilitativen Aspekt der Versorgung unterstützt und oft erst ermöglicht“, ergänzt Gudrun Wiegels, gemeinsam mit Hansjürgen Unteutsch Pflegedienstleitung der Waldklinik.
Die umfangreiche Ausstattung der Waldklinik umfasst modernste technische Geräte wie Laufband, computergestützte Hilfsmittel für die Gangtherapie und die Aktivierung der Arme. Dazu gibt es eine spezielle Schluckdiagnostik und -therapie.
„Nicht zuletzt auch die besondere Atmosphäre unseres Hauses trägt dazu bei, dass sich die Patienten bei uns als willkommene Gäste fühlen, die die Geborgenheit und Behaglichkeit eines bis heute familiengeführten Hauses möglichst auch genießen sollen“, schließt Dr. Hans-Heinrich Aldag, Geschäftsführender Gesellschafter der Waldklinik.

Redakteur:

Axel-Holger Haase aus Buchholz

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