Blau-Weiss Buchholz erneut einmalig
Ein Rollstuhlfahrer-Parcours mit vielen Hindernissen

Auch auf Wegen mit Gefälle und verschiedenen Belägen kann geübt werden  | Foto: Blau-Weiss Buchholz
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Ein für Deutschland einmaliger Rollstuhl-Parcours wird am Freitag, 30. September, auf dem Sportgelände (Holzweg 6) des Sportvereins Blau-Weiss Buchholz eingeweiht. "Hiermit hat Blau-Weiss Buchholz eine weitere Einrichtung fertiggestellt, die der Inklusion hilft", sagt Arno Reglitzky, Vereinsvorsitzender von Blau-Weiss Buchholz.

Zur Historie: Blau-Weiss Buchholz hat auf dem Gelände seines Sportzentrums eine Anlage für Menschen mit und ohne Behinderungen in der Größe von 6.300 Quadratmetern integriert. Auf dieser Anlage sind diverse Spiel- und Sportgeräte installiert, sodass vor allem Behinderte dort unterschiedlichen Sport, aber auch Spiele betreiben können.

Im Jahr 2010 wurde diese integrative Sport- und Freizeitanlage für Menschen mit und ohne Behinderungen mit über zehn Sport- und Spielgeräten und einer asphaltierten Rundbahn mit einer Länge von 240 Metern gebaut. Diese Anlage wurde für über 350.000 Euro, rechnet man die Eigenleistungen hinzu, sind es rund 400.000 Euro, errichtet. Die Anlage ist ein bisher einmaliges Pilotprojekt in Deutschland. Das Land Niedersachsen hat das Projekt mit einem Anteil von knapp 40 Prozent unterstützt.

Blau-Weiss Buchholz hat sich mit dem Bau des Sportzentrums im Jahr 2006 der Integration und dann auch der Inklusion verschrieben. "Das Vereinsanliegen war und ist es, Menschen mit körperlichem Handicap voll in die Gesellschaft zu integrieren. So ist die ganze Einrichtung barrierefrei geplant und auch schrittweise so umgesetzt worden", beschreibt Arno Reglitzky. Das Vereinsgebäude verfügt über einen ausreichend dimensionierten Fahrstuhl, Rampen an Übergängen, Sanitäreinrichtungen für Behinderte und die besondere Handicap-Einrichtung.

Für dieses Umsetzen einer integrativen Sport- und Freizeitanlage erhielt Blau-Weiss Buchholz diverse Ehrungen und Preise. Die letzte Ehrung erfolgte durch die Alexander-Otto-Stiftung (Hamburg) im Jahr 2021, die dem Verein ein Preisgeld überreichte für die schon geplante Parcours-Einrichtung für Rollstuhlfahrer.

Diese Anlage konnte nach erheblichen Mühen nun endlich fertiggestellt werden. "Es gab für solche Art von Anlage keine wirkliche Vorlage", sagt Arno Reglitzky. Mit mobil aufgestellten Hindernissen wird das Training der Rollstuhlfahrer angeboten, "aber dabei handelt es sich in den meisten Fällen um improvisierte Geschicklichkeits-Parcours, die aber wenig mit den Hindernissen im Alltag zu tun haben", so Reglitzky. "Lediglich das Hamburger Unfallkrankenhaus Boberg hat eine spezielle Anlage für Unfallopfer, die in der Rekonvaleszenz dort auf Rollstuhl-Nutzung eingestellt werden. Die Genesenden können dort ihre Bewegungsfähigkeit im Rollstuhl erlernen und verbessern", führt der Vereinsvorsitzende aus.

Die Verantwortlichen von Blau-Weiss haben nach intensiven Beratungen mit Fachleuten eine abgewandelte Anlageform auf dem Sportgelände eigenständig entwickelt und aufgebaut. Dort steht einerseits älteren Rollstuhlfahrern eine Trainingsmöglichkeit zur Verbesserung ihrer Alltagsfähigkeit auf den Verkehrswegen zur Verfügung, andererseits gibt diese Anlage Jugendlichen eine Möglichkeit, ihre sportliche Leistungsfähigkeit zu ertüchtigen.

"Der uns zugesprochene erste Preis der Alexander-Otto-Stiftung war mit 15.000 Euro sehr großzügig dotiert, reichte aber für die Umsetzung nicht vollständig aus. Die Kosten beliefen sich auf rund 40.000 Euro." In dieser Situation kam Blau-Weiss die Hoth-Stiftung zu Hilfe, die sogar einen höheren Betrag bereitstellte, als benötigt wurde. Zusätzliche Förderungen erhielt der Verein von der Fahron-Stiftung, dem Bauunternehmer Steffen Lücking und dem Förderverein Blau-Weiss Buchholz e.V.

Der Terminplan am Freitag:
Um 14 Uhr beginnt die Veranstaltung auf dem Gelände von Blau-Weiss Buchholz. Vorsitzender Arno Reglitzky begrüßt die Anwesenden. Danach spricht Buchholz' Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse ein Grußwort. Der Architekt Uve Schwencke erläutert anschließend die Projekt-Entwicklung. Der Landschaftsplaner Wilfried Mund (Schneverdingen) gibt Informationen über die Struktur der Anlage. Die Initiatorin des Projekt Barbara Erdrich und Abteilungsleiterin Behinderte bei Blau-Weiss informiert über das Projekt. Dieter Hoth von der Hoth-Stiftung spricht über seine Stiftung. Es werden diverse Rollstuhl-Fahrer verschiedener Altersstufen anwesend sein und die Parcours-Hindernisse durchfahren. Für die Gäste werden Rollstühle zur eigenen Erprobung zur Verfügung stehen.

Der neue Rolli-Parcours hat zahlreiche Trainingsmöglichkeiten für Rollstuhlfahrer. "Diese Hindernisse haben wir sehr realitätsnah an Alltagsproblemen nachgebildet", sagt Arno Reglitzky. Folgende Hinderniselemente wurde in den Parcours integriert:

1. Spiralbahn auf glatter Pflasterfläche mit Gefälle und Kurve.
2. Pflaster-Wellenweg mit größerer Gefällestrecke.
3. Metronom-Einstieg/Ausstieg - simulierter Zugeinstieg mit Abstandslücke, Stufe und Haltegriffen.
4. Lange Geländekante in Segmentform aus Beton, Blockstufen mit variablen Höhen von zwei bis 15 Zentimetern zum Lernen des Befahrens von Stufen - auch auf wassergebundener Decke.
5. Überfahren von linearen Bodenöffnungen mit unterschiedlichen Breiten von drei bis 15 Zentimetern sowie auf variablen Wegerouten.
6. Pforten-Hindernis zum Durchfahren und Schließen je nach Wegerichtung.
7. Schranken-Hindernis zum Unterfahren und Schließen je nach Wegerichtung (Heben und Senken der Barriere).
8. Verschiedene Treppenanlagen zum Hinauf- und Hinabfahren, vorwärts und rückwärts, mit und ohne Geländer-Hilfe.
9. Unterschiedliche Wegeoberflächen, die nicht nur glatt sind und für den Rolli-Fahrer ein Hindernis sein können (Kleinpflaster Granit, Klinkerpflaster, Rumpelpflaster, Betonpflaster, Sandstein-Splitt, Trockenrasen und Glensanda).
10. Treppenanlage mit drei Stufen im Stück und Halterung als Hilfe und Begrenzung
11. Gully-Deckel in der Fahrbahn als Hindernis zur Überfahrtsübung in verschiedenen Richtungen.
12. Kabelbrücke in der Fahrbahn als Hindernis zur Überfahrtsübung - rückwärts und vorwärts.
13. Betonrinne/Mulde in der Fahrbahn als Hindernis zur Überfahrtsübung in zwei Richtungen.

Zahlreiche bauliche Maßnahmen für Menschen mit Behinderungen:
Das neue Sportzentrum von Blau-Weiss Buchholz am Holzweg wurde von Anfang an als Anlage für Menschen mit Behinderungen konzipiert. Daher war die Barrierefreiheit eine Bedingung bei der Planung und Ausführung der diversen baulichen Maßnahmen. Diese Voraussetzungen wurden umgesetzt:

1. Die ganze Anlage ist ohne Barrieren geplant und umgesetzt worden.
2. Es gibt einen ausreichend groß dimensionierten Fahrstuhl im Gebäude.
3. Für Zugänge mit Höhenunterschied sind neben Treppen auch Rampen umgesetzt.
4. Im Eingangsbereich sind sich automatisch öffnende Türen vorhanden.
5. Sowohl im Haus Nord als auch im Haus Süd sind behindertengerechte WC-Anlagen integriert.
6. Ein Basketball-Trainingsplatz für körperlich Behinderte ist erstellt worden.
7. Ein Kegelbahn-Hilfsgerät wurde angeschafft.

"Unsere Sportanlage ist eine integrative Sport- und Freizeitanlage für Menschen mit und ohne Behinderungen. Zehn Sporteinrichtungen stehen ihnen ständig zur Verfügung", beschreibt Vorsitzender Arno Reglitzky. Nach der Umsetzung der Parcoursanlage für Rollstuhlfahrer ist nun der Bau eines Tennisplatzes für Rollstuhlfahrer vorgesehen.

Folgende Auszeichnungen hat Blau-Weiss Buchholz erhalten:
2011: Günter-Völker-Preis für das Engagement im Behindertensport
2012: Elisabeth-Pokal (Caritas-Diözese Hildesheim) für Inklusions-Engagement
2016: 1. Platz Landessportbund (LSB)-Inklusionspreis für Blau-Weiss Buchholz
2020: Heiner-Rust-Stiftung - für die Nachwuchsförderung Rollstuhl-Basketball
2021: 1. Platz für Inklusion - Hamburger Werner-Otto-Preis der Alexander-Otto-Stiftung (1. Preis von allen Hamburger Sportvereinen)
2022: Verleihung der Niedersächsischen Sportmedaille durch Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) für Verdienste um den Sport - größter Mehrspartenverein in Niedersachsen.

Blau-Weiss Buchholz wird Niedersächsische Sportmedaille verliehen
Redakteur:

Axel-Holger Haase aus Buchholz

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