Sportzentren geschlossen: Massive Auswirkungen für Vereine
"In drei Monaten ist unsere Existenz gefährdet"
os. Buchholz. "Auch wir müssen unser Sportzentrum schließen und unseren gesamten Sportbetrieb (gem. Erlass der Bundesregierung vom 16.03.2020) leider bis vorerst 18. April 2020 einstellen." Mit diesen Zetteln im Eingangsbereich informiert Buchholz' größter Sportverein Blau-Weiss (BW, ca. 6.300 Mitglieder) seine Sportler von der kompletten Schließung der Einrichtung am Holzweg 6. Im Interview mit WOCHENBLATT-Redaktionsleiter Oliver Sander erklärt BW-Vereinsvorsitzender Arno Reglitzky (84), welche Auswirkungen die Zwangsschließung hat.
WOCHENBLATT: Sie haben sich geäußert, dass Vereine eine Schließung ihrer Anlagen "wohl kaum überleben" könnten. Wie ernst meinen Sie diese Befürchtung?
Arno Reglitzky: Das kommt auf die Struktur des Vereins an. Für Blau-Weiss Buchholz ist die Schließung eine Katastrophe. Wir haben uns durch unsere Millioneninvestitionen (z. B. Kletterzentrum, Ausbau des Fitnessstudios, Boulderhalle, neue Sporthalle, d. Red.) hoch verschuldet, auch wir als Vorstand sind privat bis an die Grenzen gegangen. Die Hoffnung, durch mehr Mitglieder die Investitionen zu refinanzieren, hat sich durch die Schließung zerschmettert.
WOCHENBLATT: Was heißt das konkret für Ihren Verein?
Reglitzky: Wir können die Schließung unserer Anlage maximal drei Monate durchstehen, dann wäre unsere Existenz gefährdet. Was mir große Sorge bereitet, ist die ungeklärte Situation für unsere 320 Trainer. Wir haben als Verein eine soziale Verantwortung, die Trainer sind auf ihre Einkünfte angewiesen. Ich habe bereits Gespräche geführt, ob wir die Situation durch Kredite überbrücken können. Zudem haben wir für unsere Festangestellten Kurzarbeit beantragt. Ich hoffe, dass wir für alle Beteiligten eine gute Lösung finden werden. Das alles trifft uns in einer sowieso schon schwierigen Situation.
WOCHENBLATT: Was meinen Sie damit genau?
Reglitzky: Die meisten Sportvereine sind durch steigende Kosten z. B. durch Datenschutzbestimmungen oder höhere Energiepreise bereits belastet, weil sie ihren finanziellen Verpflichtungen gegenüber ihren Angestellten und Übungsleitern nachkommen müssen. Wenn jetzt Einnahmen wegen der Schließung wegfallen, ist das ein sehr einschneidendes Erlebnis. Das geht mir unter die Haut.
WOCHENBLATT: Was ist Ihre Hoffnung?
Reglitzky: Ich hoffe, dass sich der Coronavirus schnell totläuft und wir am 18. April den Sportbetrieb so weit wie möglich wieder aufnehmen können. Was mir Mut macht: In der jetzigen Krisensituation ist deutlich zu spüren, dass alle im Verein zusammenhalten. Das ist klasse.
WOCHENBLATT: Herr Reglitzky, vielen Dank für das Gespräch.
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
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