Sorge vor Quarantäne
So geht der Spielbetrieb im Amateurfußball kaputt
(ts). Im Amateurfußball im Landkreis Harburg spitzt sich der Ärger über die Quarantäne-Praxis des Kreisgesundheitsamtes zu. Nachdem der Kreisligist TSV Over-Bullenhausen die pauschale Sammel-Quarantäne zweier Mannschaften nach einem Corona-Infektionsfall als unverhältnismäßig für Hobbyspieler kritisiert hat, fordert der Bezirksligist Buchholzer FC in einem offenen Brief an das Gesundheitsamt, die Politik und den Niedersächsischen Fußball-Verband eine Anpassung der Hygieneregeln im Fußball, weil sonst ein frühzeitiges Ende der Saison drohe.
In dem Schreiben dokumentiert die 1. Herrenmannschaft die Quarantäne-Prozedur, nachdem einer ihrer Spieler positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Das Protokoll verdeutlicht, wie das Kreisgesundheitsamt den Amateurfußball ins Abseits manövriert.
Freitag, 18. September: Ein Test bestätigt, dass sich ein Spieler des Buchholzer FC mit dem Erreger von COVID-19 angesteckt hat. Das der Fußballer am Mannschaftstraining am 15. September teilgenommen hatte, informierte der Buchholzer FC das Gesundheitsamt des Landkreises Harburg, machte Angaben zur Kontaktart und stellte eine Kontaktliste zur Verfügung.
Dienstag, 22. September: Das Gesundheitsamt informiert den Buchholzer FC, dass einige Spieler in Quarantäne müssen. Dass die Auskunft erst vier Tage nach Erhalt des positiven Testergebnisses erfolgte, sei ein Problem für die Herrenspieler gewesen. "Weil die Arbeitgeber Nachweise zur Quarantäne sowie die Durchführung eines Tests verlangten", erklärt Trainer Markus Hehr. "Die Unsicherheit, ob man noch zur Arbeit oder ins Freie gehen durfte, war groß."
Ein weiteres Problem: Das Gesundheitsamt ordnet die Quarantäne einiger Spieler in einer Standardmail ohne Namensnennung an. Der Niedersächsische Fußballverband fordert jedoch eine schriftliche Bestätigung mit Namen jedes betroffenen Spielers und Angabe zur Dauer der Quarantäne, damit ein Liga-Spiel abgesagt werden darf. Nach Angaben des Buchholzer FC erteilt das Gesundheitsamt das Schriftstück aber erst nach Ablauf der Quarantäne. "Die Absetzung des Spiels gegen den TV Jahn Schneverdingen am 27. September gestaltete sich als schwierig", heißt es in dem Brief des Buchholzer FC.
Sonntag, 4. Oktober: Der Buchholzer FC soll gegen die Eintracht Elbmarsch antreten. Der Buchholzer FC hat vergeblich beim Fußballverband gebeten, dass Spiel zu verlegen. Der Fußballclub nannte als Gründe, dass die Spieler nach 14 Tagen Selbstisolation nicht fit seien und Verletzungen drohten. Nur eine planmäßige Trainingseinheit sei in den vier Tagen nach Ablauf der Quarantäne möglich. Der Fußballverband habe abgelehnt: Die Mannschaft könne an den anderen Tagen und zu anderen Uhrzeiten trainieren. Unsinn, kontert Trainer Markus Hehr, denn Hobbyspieler hätten auch andere Verpflichtungen und außerdem seien die Sportplätze zu anderen Trainingszeiten von anderen Mannschaften belegt.
Die 1. Herrenmannschaft des Buchholzer FC hält eine andere Strategie des Kreisgesundheitsamtes im Umgang mit einem Corona-Fall im Amateurfußball für notwendig, damit der Spielbetrieb eine Chance habe. Wichtigster Schritt sei der Verzicht auf die pauschale Sammel-Quarantäne - eine Praxis, die bei den Gesundheitsämtern in Hamburg und im Landkreis Stade üblich sei.
Unter den jetzigen Bedingungen mit dem Risiko, möglicherweise trotz negativen Testergebnisses 14 Tage in Selbstisolation gehen zu müssen, wollen drei Spieler des Buchholzer FC in dieser Saison nicht mehr weiterspielen, sagt Trainer Markus Hehr.
Ähnlich sieht das beim TSV Over-Bullenhausen aus, der angekündigt hatte, in dieser Spielzeit nicht mehr antreten zu wollen, sollte pauschal eine 14 Tage lange Mannschaftsquarantäne drohen. Vor allem, weil die Hobbyspieler Probleme mit ihren Arbeitgebern oder im Studium bekämen. Nach einer Aussprache haben die Spieler entschieden, die Saison unter Vorbehalt fortzusetzen. Vier Stammspieler aber haben den Entschluss gefasst, in dieser Saison nicht mehr aufs Spielfeld zurückzukehren. "Wir werden also mit deutlich weniger Qualität antreten", sagt Fußball-Obmann Dennis Huwer. Sollte die Mannschaft ein zweites Mal in eine 14 Tage lange Quarantäne müssen, würden weitere Spieler ihr Saison-Aus erklären. Dann, sagt Huwer, sei keine Akzeptanz mehr in der Mannschaft vorhanden.
Der TSV Over-Bullenhausen fordert den Niedersächsischen Fußballverband auf, eine Online-Diskussionsrunde zu organisieren, mit dem Ziel, zu diskutieren, unter welchen Bedingungen die Saison sinnvoll fortgesetzt werden könne.
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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