IHK-Präsident beim WOCHENBLATT
"Bereichsübergreifend Interessen stärker bündeln"
bim. Buchholz. Wie kann die Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg die Interessen der Unternehmen im Landkreis Harburg stärken vertreten und ihnen mehr Angebote unterbreiten? Fragen wie diese wurden jetzt beim Antrittsbesuch des neuen IHK-Präsidenten Andreas Kirschenmann und Dr. Annika Wilkening, Bereichsleiterin Marketing und Kommunikation bei der IHK, in einem konstruktiven Gespräch mit WOCHENBLATT-Verleger Martin Schrader und WOCHENBLATT-Geschäftsführer Stephan Schrader im Verlagshaus in Buchholz erörtert.
"Der wirtschaftlich starke Landkreis Harburg wird von der IHK immer noch als Randgebiet betrachtet. Die Angebote scheinen auf Lüneburg und Wolfsburg ausgerichtet zu sein", so die Kritik von Stephan Schrader. Für die Wirtschaftsförderung gebe es neben der Wirtschaftsförderung Landkreis Harburg (WLH) noch die Süderelbe AG. Letztere kooperiere aber häufig nur insoweit mit dem Landkreis Harburg, wie Eigeninteressen gewahrt werden, etwa durch die Ansiedlung großer Logistikzentren oder Autobahnraststätten. Auch was die Verkehrspolitik angehe, höre das Interesse der Metropolregion an der Landesgrenze Hamburgs auf, wie das Beispiel Ehestorfer Heuweg zeige, so Stephan Schrader.
Andreas Kirschenmann sieht den Landkreis Harburg - neben der Region Wolfsburg - als einen der beiden Haupt-Wirtschaftsstandorte im Kammerbezirk. Der IHK-Präsident machte in mehrfacher Hinsicht Hoffnung: Die Interessen heimischer Unternehmer würden in der Kammervollversammlung vertreten, in der 19 von 100 Mitgliedern aus dem Landkreis Harburg stammen, sowie im neu gebildeten regionalpolitischen Ausschuss, dem 19 Mitglieder aus dem gesamten Kammerbezirk angehören, darunter mit Dr. Nina Lorea Kley (Feldbinder, Winsen), Kerstin Witte (Autohaus Kuhn+Witte, Buchholz und Jesteburg) und René Meyer (Wirtschaftsförderung Landkreis Harburg) drei aus dem Landkreis Harburg.
Dr. Annika Wilkening verwies auf die drei aktuellen Schwerpunkte der IHK mit den Handlungsfeldern "Interessen bündeln", "Unternehmen beraten" und "Menschen bilden". Damit wolle die IHK die bereichsübergreifende Zusammenarbeit fördern, neue Dienstleistungsideen testen und bestehene IHK-Angebote kritisch hinterfragen.
Ein Ziel in der Metropolregion müsse sein, die Verkehrsproblematik zu lösen sowie Gewerbeansiedlung und -entwicklung grenzüberschreitend zu ermöglichen, so Andreas Kirschenmann. "Wir müssen den Föderalismus beiseiteschieben, gemeinsame Interessen entwickeln und an einem Strang ziehen", betonte er. Bei der Anbindung an die Industrie- und Handelskammern Stade und Hamburg gebe es "Luft nach oben". Gemeinsam müsse man auf die Landespolitik einwirken, um Dinge voranzubringen, die Unternehmen helfen.
Was die Verkehrsproblematik zwischen Hamburg und Niedersachsen angeht, hat Andreas Kirschenmann die Idee, eine App für Pendler zu entwickeln, die Verkehrsströme in Echtzeit anzeigt.
Deutschlandweit betrachtet, erschwere u.a. die überbordende Bürokratie das Vorankommen deutscher Unternehmen. Auch gebe es europaweit in Deutschland die höchste Unternehmensbesteuerung. "Doch was muss man machen, damit sich das System hinterfragt?", so der IHK-Präsident.
Ein Stichwort, das Verleger Martin Schrader gerne aufgriff. Denn auch die IHK müsse ihr System mit Blick auf die Beitragssatzung und die Mitgliederbefragungen, die viel Zeit und Arbeitskraft binden, überdenken. "Wir werden überprüfen, welche Befragung Sinn macht und ob der Aufwand verträglich ist", versprach Andreas Kirschenmann.
Das Regionalbüro
"Unser kostenloses Beratungs- und Serviceangebot ist größer, als die meisten wissen", so IHK-Präsident Andreas Kirschenmann. Infos dazu unter www.ihk-lueneburg.de.
Außerdem gibt es seit Mai 2017 ein IHK-Regionalbüro im ISI-Gründungszentrum der Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Landkreis Harburg (WLH) an der Bäckerstraße 6 in Buchholz, das Anlaufstelle für Fragen und Anregungen der rund 18.000 IHK-Mitglieder aus dem Landkreis Harburg ist. IHK-Beraterin Sonja Bausch steht den Betrieben dort für alle Anliegen rund um die Unternehmensförderung zur Verfügung. Kontakt unter Tel. 04181-9399906 oder per E-Mail an: bausch@lueneburg.ihk.de.
Veränderungen anstoßen
Andreas Kirschenmann (52) lebt im Kreis Stade, weiß aber um die Anliegen heimischer Unternehmer, da er seit 25 Jahren das Hollenstedter Unternehmen Gastroback für Premium-Küchen-Elektrogeräte leitet, das er mit aufgebaut hat. Seit 2013 ist er Mitglied der IHK-Vollversammlung und hat sich dort bereits u.a. für eine Stärkung der dualen Ausbildung, in Projekten zur Fachkräftesicherung sowie für den zügigen Breitbandausbau engagiert. Seit Jahresbeginn ist Andreas Kirschenmann Präsident der IHK Lüneburg-Wolfsburg, die die Interessen von 3.000 Unternehmen im Kammerbezirk vertritt. Er sieht seine Aufgabe darin, Interessen zu bündeln, Ideen mitzuentwickeln und Veränderungen anzustoßen - für die heimischen Unternehmen und die regionale Wirtschaft.
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