Krankenhäuser Buchholz/Winsen
Interview mit den neuen Geschäftsführern

Bei der Verabschiedung (v.li.): Klaus-Jörg Bossow, Dr. Franziska von Breunig, Dr. Christian Pott, Landrat Rainer Rempe, Norbert Böttcher und Kai Uffelmann  | Foto: Krankenhäuser Buchholz und Winsen
  • Bei der Verabschiedung (v.li.): Klaus-Jörg Bossow, Dr. Franziska von Breunig, Dr. Christian Pott, Landrat Rainer Rempe, Norbert Böttcher und Kai Uffelmann
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Der bisherige Geschäftsführer der Krankenhäuser Buchholz und Winsen, Norbert Böttcher, und der Ärztliche Direktor, Dr. Christian Pott, gingen in der vergangenen Woche in den Ruhestand. WOCHENBLATT-PR-Redaktionsleiter Axel-Holger Haase traf sich mit der bisherigen und der neuen Geschäftsführung zu einer Gesprächsrunde. Dabei ging es um die Aufgabenverteilung der neuen Geschäftsführung, die nun aus drei Mitgliedern besteht. Die Aufgaben teilen sich Dr. Franziska von Breunig, Kai Uffelmann und Klaus-Jörg Bossow.

WOCHENBLATT: Herr Böttcher, nach 32 Jahren geben Sie nun die Führung der Krankenhäuser Buchholz und Winsen ab. Was zeichnet aus Ihrer Sicht einen guten Krankenhaus-Geschäftsführer aus?

Norbert Böttcher: Das Krankenhauswesen ist eine hochregulierte Branche. Krankenhäuser können nicht allein mit „normalen“ betriebswirtschaftlichen Instrumenten erfolgreich geführt werden. Es bedarf einer besonderen fachlichen Expertise, um in diesem Umfeld erfolgreich zu arbeiten. Kooperationen mit anderen medizinischen Leistungserbringern tragen viel zu diesem Erfolg bei und bekommen eine immer höhere Bedeutung.

WOCHENBLATT: Herr Uffelmann, vom kommunalen Wahlbeamten wechseln Sie auf einen festen Geschäftsführerposten. Wie wichtig wird Ihre politische Erfahrung im Hinblick auf die möglichen Veränderungen im Gesundheitssystem?

Kai Uffelmann: Als ständiger Vertreter des Landrats und Zuständiger fürs Finanzmanagement habe ich einen Haushalt von einer halben Milliarde Euro verantwortet. Ich bin tief vertraut mit der wirtschaftlichen Führung von Unternehmen im kommunalen Umfeld. Diese Erfahrung wird mir helfen, die Krankenhäuser auch in dieser schwierigen Zeit voranzubringen und unsere Probleme an geeigneter Stelle im politischen Raum vorzutragen.

WOCHENBLATT: Dr. von Breunig, Sie sind die einzige Medizinerin im Geschäftsführer-Trio und folgen dem langjährigen medizinischen Leiter Dr. Pott. Kann und darf man die Arbeit in einem Krankenhaus nach kaufmännischer Sichtweise betrachten?

Dr. von Breunig: Es ist die Aufgabe von allen Leistungserbringern, das heißt allen Krankenhäusern, Arztpraxen und anderen Beteiligten an der Gesundheitsversorgung, gut zu wirtschaften. Wir müssen mit dem Geld, das jeder Beitragszahler in seine Krankenkasse einzahlt, verantwortlich umgehen und allen Menschen eine gute medizinische Versorgung ermöglichen. Hohe Gewinne sind nicht unser Ziel, sondern wir müssen als kommunales Krankenhaus unsere Ausgaben durch die Einnahmen decken. Aktuell ist dies nicht möglich. Die Erlöse, die wir für die Behandlung eines Patienten bekommen, werden letztlich durch die Bundesgesetzgebung bestimmt. Die Kostensteigerungen durch die Inflation und die Lohnerhöhungen werden nicht ausgeglichen, so dass fast alle Krankenhäuser in Deutschland rote Zahlen schreiben. Meine Aufgabe als Arzt in der Geschäftsführung ist es, wirtschaftliches Handeln und gute Patientenversorgung im Blick zu behalten.

WOCHENBLATT: Herr Böttcher, als langjähriger Geschäftsführer kennen Sie die Strukturen der Krankenhäuser am besten. Wie ist die Auswahl zwischen den drei Geschäftsführern erfolgt?

Norbert Böttcher: Die Anforderungen an die Geschäftsführung von Krankenhäusern sind in den letzten Jahren stark angestiegen. Die betriebswirtschaftliche, die juristische und die medizinische Kompetenz kann eine Person allein heutzutage nicht mehr abbilden. Ich bin fest davon überzeugt, dass unser Aufsichtsrat mit der neuen Geschäftsführung, sowohl was die fachliche als auch die persönliche und menschliche Kompetenz angeht, eine hervorragende Wahl getroffen hat.

WOCHENBLATT: Herr Dr. Pott: Was sind die medizinischen Schwerpunkte der Krankenhäuser Buchholz und Winsen?

Dr. Pott: Wir bieten eine umfassende, wohnortnahe Versorgung an. Besonders stolz sind wir auf die Vielzahl von Zertifizierungen, die beweisen, dass wir in vielen Bereichen eine besonders hohe Expertise haben. Unsere Notaufnahmen versorgen jedes Jahr ca. 60.000 Patienten. Seit letztem Jahr haben wir an beiden Standorten rund um die Uhr ein Herzkatheter-Labor, sodass Patienten mit Herzinfarkt noch schneller und besser behandelt werden können. Wenn man beim Herzinfarkt schnell genug reagiert und behandelt, wird das Herz nicht langfristig geschädigt. Schnelles Handeln ist beim Herzinfarkt überlebenswichtig. Ebenso entscheidend ist die schnelle und zielgerichtete Behandlung bei Schlaganfällen, bei schweren Unfällen oder bei schweren Infektionen wie einer Blutvergiftung.

WOCHENBLATT: Herr Uffelmann, Personal ist im medizinischen Sektor derzeit ein großes Problem. Was unternehmen Sie in diesem Bereich?

Uffelmann: In unserer Gesundheitsfachschule Buchholz (GSBZ) legen wir mit einer praxisnahen Ausbildung ein gutes Fundament für die pflegerischen Berufe. Die Auszubildenden der Krankenhäuser Buchholz und Winsen profitieren von unserer Übernahmegarantie und besonderen Bonuszahlungen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, ausbildungsintegrierend zu studieren und dabei speziell gefördert zu werden. Ergänzend versuchen wir, dem Fachkräftemangel ein Stück weit zu begegnen, in dem wir internationale Fachkräfte anwerben – sowohl für den Pflegebereich als auch den ärztlichen Dienst. Zukünftig wollen wir aber noch stärker um Fachkräfte werben. Dazu gehört eine zielgruppengenaue Ansprache potenzieller Bewerberinnen und Bewerber über verschiedene Kanäle sowie die Schaffung von Rahmenbedingungen, um Hochleistungsmedizin für die Region erbringen zu können.

WOCHENBLATT: Herr Bossow, und wie können und wollen Sie das bezahlen?

Bossow: Langjährig konnten die Krankenhäuser Buchholz und Winsen verlässlich positive Jahresergebnisse erzielen. Erstmalig in der Geschichte der Krankenhausgesellschaft gelingt uns dies aktuell leider nicht. Unsere wirtschaftliche Lage hat sich, so wie bei fast allen Krankenhäusern bundesweit, 2022 drastisch verschlechtert. Die Krankenhausgesellschaft war daher schon für 2022 auf einen Defizitausgleich unseres Gesellschafters, den Landkreis Harburg, angewiesen. Die Ursachen für diese Entwicklung liegen im krisenbedingt drastischen Anstieg der Personal- und Sachkosten. Anders als in anderen Wirtschaftszweigen besteht für Krankenhäuser nicht die Möglichkeit, gestiegene Kosten über entsprechende Anpassungen der Preise auszugleichen. Wir sind vielmehr an gesetzliche Preisvorgaben gebunden, die sich aus den Kostensteigerungen von vor zwei Jahren ergeben. So ist es in Zeiten deutlicher Inflation wenig überraschend, dass sich die Schere zwischen Kosten und Erlösen dramatisch öffnet. Hier wäre der Bundesgesetzgeber gefragt, kurzfristig für die finanzielle Stabilisierung der Krankenhäuser zu sorgen. Eine Verbesserung der Situation ist auch für 2023 nicht zu erwarten, da Herr Lauterbach als zuständiger Bundesminister ausdrücklich erklärt, dass er zur wirtschaftlichen Sicherung der Krankenhäuser keine zusätzlichen Mittel einsetzen wird. Unter diesen Rahmenbedingungen sind wir gefordert, noch größere Anstrengungen zu unternehmen, um unsere Kosten zu senken und die Erlöse zu erhöhen. Das heißt insbesondere, dass wir zur Begrenzung des wirtschaftlichen Schadens weitere Maßnahmen ergreifen müssen, um die zur Verfügung stehenden Ressourcen noch effizienter einzusetzen. Gemeinsam mit der alten Geschäftsführung und allen Führungskräften haben wir uns hierzu auf den Weg gemacht. Es bleiben jedoch Herausforderungen, die uns und alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch in den kommenden Jahren begleiten werden.

WOCHENBLATT: Herr Uffelmann, wie wird die Zusammenarbeit zwischen den zwei Standorten - z.B. persönliche Treffen, Video-Konferenz etc. - erfolgen?

Uffelmann: Wir sind ein Krankenhaus mit zwei Standorten. Zukünftig werden wir noch stärker standortübergreifend denken und handeln. Persönliche Treffen, Termine und gemeinsames Arbeiten für die Gesundheit unserer Patientinnen und Patienten sind unumgänglich. Wir verstehen uns darüber hinaus als „virtuelles Zentralkrankenhaus“, arbeiten miteinander vernetzt und nutzen die Möglichkeiten der „Telemedizin“ und der Videotechnik.

WOCHENBLATT: Frau Dr. von Breunig, Herr Böttcher, Herr Dr. Pott, Herr Bossow und Herr Uffelmann, wir danken für das Gespräch.

Redakteur:

Axel-Holger Haase aus Buchholz

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