Erbschaft als Altersvorsorge?
Lebensstandard: Deutschland im Erbfieber
Viele verlassen sich darauf, dass eine Erbschaft ihren Lebensstandard im Alter absichert, so eine aktuelle Umfrage. Doch große Summen erben tatsächlich nur wenige. Die Hoffnung auf einen Nachlass sollte die private Vorsorge nicht ersetzen.
Jedes Jahr werden in Deutschland gewaltige Summen von einer Generation an die nachfolgende weitergegeben. Allein durch anfallende Erbschafts- oder Schenkungssteuern wurde 2022 ein übertragenes Vermögen im Wert von mehr als 100 Milliarden Euro erfasst, so die Daten des Statistischen Bundesamts. Allerdings wird das Vermögen sehr ungleich verteilt: Laut einer Umfrage im Auftrag eines Geldinstituts hat nur jeder vierte Deutsche (23 Prozent) geerbt. Der Wert des geerbten Vermögens lag in knapp 27 Prozent der Fälle bei unter 10.000 Euro, knapp 25 Prozent erbten zwischen 10.000 und 50.000 Euro. Nur 13 Prozent der Erbschaften hatten einen Wert jenseits von 250.000 Euro.
Riskante Spekulation
Trotz der geringen Chance, eine Erbschaft von beträchtlichem Wert zu erhalten, plant fast jeder zweite Deutsche, der mit einem Erbe rechnet (49 Prozent), dieses als Teil seiner Altersvorsorge ein – davon 26 Prozent als einen Baustein und 23 Prozent sogar als „wesentlichen Teil“ der Altersvorsorge. „Sich auf eine Erbschaft zu verlassen, um den eigenen Lebensstandard im Alter zu halten, ist zwar bequem, aber unverantwortlich“, kommentiert Anja Maultzsch von der Postbank. Zum einen gebe es viele Gründe, warum Vermögen bereits zu Lebzeiten aufgezehrt wird. Zum anderen sei nicht sicher, zu welchem Zeitpunkt man in den Genuss der Erbschaft kommt. „Die Menschen werden immer älter, genießen ihren Lebensabend und konsumieren gern. Gleichzeitig steigt mit dem Alter auch das Risiko, auf Unterstützung im Alltag angewiesen zu sein. Pflege geht ins Geld und oftmals müssen Vermögenswerte eingesetzt werden, um sie zu finanzieren“, gibt Anja Maultzsch zu bedenken.
Langer Atem
Gerade dann, wenn das eigene Alter noch in weiter Ferne scheint, sollte man mit der privaten Vorsorge für die Zeit nach dem Berufsleben starten, so die Postbank-Expertin. Der Faktor Zeit arbeite für den Anleger: „Über Jahrzehnte summieren sich auch kleine Beträge durch Zins und Zinseszins oder Kurssteigerungen zu ansehnlichen Summen.“ Merkt man erst im Alter, dass die Erbschaft für die Altersvorsorge wider Erwarten nicht ausreicht, sind sehr hohe Aufwendungen nötig, um noch eine ausreichende Vorsorge anzusparen.
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