Vieles verändert sich
Positive Botschaften trotz harter Zeiten beim 15. Sparkassen-Investmenttag
„Es ist Krise, es ist schwierig und vieles verändert sich. Aber unterschätzen Sie nicht, was Veränderung an Positivem bewirkt.“ Mit diesen Worten eröffnete Dr. Gabriele Widmann, Expertin für Makrotrends und Rohstoffe der DekaBank, ihren Vortrag beim 15. Investmenttag der Sparkasse Harburg-Buxtehude. Sie sprach über Inflation und Rezession, über De-Globalisierung und neue Wirtschaftsblöcke, über aktuelle Krisen in Europa und strukturelle Veränderungen weltweit. Und natürlich über deren Bedeutung für die Geldanlage der Menschen. Mehr als 500 interessierte Kapitalanleger und Kunden der Sparkasse Harburg-Buxtehude verfolgten den einstündigen Livestream, zum dritten Mal schon fand die größte Privatkunden-Veranstaltung der Sparkasse in digitaler Form statt.
Zunächst aber begrüßte Cord Köster, Regionaldirektor Privatkunden der Sparkasse Harburg-Buxtehude und Moderator des Abends, gemeinsam mit Vorstandsmitglied Sonja Hausmann die Zuschauerinnen und Zuschauer. Köster hatte einen roten Schal um den Hals, schließlich lautete die zentrale Frage des 15. Sparkassen-Investmenttages: Wie frostig wird es angesichts knapper Energie und steigender Zinsen? Dass er eine Stunde später bei der Verabschiedung der Gäste aus dem Livestream den Schal abgelegt hatte, lag größtenteils an den positiven Botschaften, die Deka-Volkswirtin Dr. Gabriele Widmann und Sparkassen-Vorständin Sonja Hausmann trotz harter Zeiten zuvor ausgesendet hatten.
Denn beide waren sich einig: „Wir leben in einer Zeit des Umbruchs, wir sollten Krisen aber auch als Chance begreifen. Die kommenden Monate werden für viele Menschen und Unternehmen zur Bewährungsprobe, so frostig wie befürchtet scheint es aber nicht zu werden. Daher geht es auch um Aufbruchstimmung, denn unsere Volkswirtschaft hat uns am Ende immer durch die Krise gebracht. Die Zukunft wird wieder Wirtschaftswachstum bringen und damit auch attraktive Chancen für die Anlegerinnen und Anleger“, so Sonja Hausmann.
Aktuell gelte es aber erst einmal, die Inflation von über 10 Prozent und die bereits Rezession in den Griff zu bekommen. „Die hohe Inflation und gestiegene Zinsen bremsen weltweit die Konjunkturdynamik, wir sind schon jetzt in einer Rezession. Und die wird voraussichtlich bis ins nächste Frühjahr andauern“, prognostiziert Dr. Gabriele Widmann, die seit 20 Jahren bei der DekaBank die Trends auf den Weltmärkten beobachtet und analysiert. Dann aber sehe sie durchaus die Chance, dass die Wirtschaft wieder wächst – wenn auch langsamer als zuvor. Für China beispielsweise gehe sie von einem jährlichen Wachstum um die 4 Prozent aus, kommend von einem zweistelligen Wachstum. „Dafür ist aber auch die aktuelle Politik Chinas verantwortlich, die nicht mehr alles nur auf das
Wirtschaftswachstum ausrichtet, sondern die Kontrolle und das Wachstum im eigenen Land halten will“, so Widmann.
Diese Entwicklung ist eine von mehreren strukturellen Veränderungen, die laut Widmann die weltweite Wirtschaft in den nächsten Jahrzehnten verändern werden. So sei eine deutliche Tendenz zur De-Globalisierung erkennbar. Was über Jahrzehnte zusammengewachsen ist, trenne sich gerade. „Die USA und China ziehen sich aus dem Welthandel zurück ins nationale, kuschelige Nest. Russland hat sich durch seine Kriegshandlung ganz rauskatapultiert. Es werden sich neue Wirtschaftsblöcke bilden“, prognostiziert Widmann, die darin eine spannende, aber auch schwierige Zeit sieht.
Darüber hinaus verlangsame sich das globale Bevölkerungswachstum, was schon jetzt beispielsweise in China zu einem akuten Arbeitskräftemangel führt und die Industrieproduktion lähmt. Rohstoffe würden knapper, was den Kampf um die vorhandenen Ressourcen verstärkt, zugleich aber auch die Suche nach Alternativen beschleunigt. In Verbindung mit der fortschreitenden Digitalisierung und Technologisierung sowie der Transformation zu mehr Nachhaltigkeit entstünden für Unternehmen aber auch neue Chancen und Perspektiven. Widmanns Fazit lautete daher auch: „Es verändert sich weltweit sehr viel. Es müssen sich jetzt aber auch viele Dinge verändern, dass wir mit der neuen Zukunft klarkommen.“
Und was bedeutet das nun für die Kapitalanleger? Zunächst einmal konnte die Deka-Volkswirtin beruhigen. „Wir durchlaufen ja nicht die erste Krise. Und nach jeder Rezession kam auch wieder ein Aufschwung. Denken Sie nur an die Zeit nach der Finanzkrise 2008 oder der Corona-Krise 2020. Natürlich wird es Schwankungen geben, aber langfristig wird die Weltwirtschaft stetig wachsen.“ Die Inflation sieht Widmann schon 2024 wieder im Bereich von zwei bis drei Prozent, dafür wird das beherzte Agieren der Notenbanken sorgen. Die Zinsen werden weiter steigen, was die Sparer freuen dürfe. Doch auch sie sollten nicht außer Acht lassen, dass derzeit die Inflation die Zinsen noch deutlich übersteigt und man nicht in die Realzinsfalle tappen sollte. „Für eine zehnjährige Anleihe bekommt man heute schon wieder 2,25 Prozent, die Inflation liegt aktuell aber noch über zehn Prozent“, zeigt Widmann auf.
Die Deka-Expertin ermutigte daher die Zuschauer, auch in Zeiten wie diesen über Geldanlage zu reden. „Die Weltwirtschaft wird wieder wachsen. Weil die Weltbevölkerung wächst, weil weltweit ein Nachholbedarf beim Wohlstand herrscht und weil Unternehmen den technologischen Fortschritt für sich nutzen werden. Darüber werden die Produktion und damit auch die Gewinne von Unternehmen steigen und schließlich die Anlegerinnen und Anleger profitieren. Wer darauf vertraut, kann jetzt auch in den Aktienmarkt einsteigen.“
Und so gab Dr. Gabriele Widmann den Zuschauerinnen und Zuschauern am Ende ihres Vortrags noch einen persönlichen Rat verbunden mit einer alten Weisheit auf den Weg: „Bei allen Schwankungen und Veränderungen, die aktuell spürbar sind und in den nächsten Jahren noch auf uns zukommen: Wagen Sie bei Ihrer Geldanlage kontrolliertes Radio. Denn wer das Risiko meidet, verpasst die Chance.“
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