Hilfe für Gewerbe in Corona-Zeiten
Rettet Digitalisierung des Handels vor Ladensterben?
ce. Landkreis. Ist es tatsächlich ein Rettungsring für zahlreiche Gewerbetreibende, die Corona-bedingt Einbußen in Milliardenhöhe erlitten haben und die Pleite befürchten? Oder wird das Ladensterben so nur künstlich hinausgezögert? Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (62, CDU) hat in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur betont, man müsse unbedingt "Konzepte zur Wiederbelebung der Innenstädte entwickeln", um Geschäftsschließungen zu verhindern. Attraktiver werden sollen die Innenstädte demnach unter anderem durch eine stärkere Digitalisierung der Geschäfte, damit sie für Kunden online besser zu erreichen sind, sowie durch die Schaffung von Stadtteilkonzepten mit "Erlebnisräumen", von denen auch die Gastronomie profitieren soll.
"Grundsätzlich halte ich eine Unterstützung zum Erhalt der Innenstädte für längst überfällig, denn es sah schon vor Corona sehr schlecht für die Innenstädte aus", betont Frank Kettwig, Vorsitzender des Vereins "Buchholz Marketing" und seit 30 Jahren selbstständiger Geschäftsmann.
"Die Schaffung von Erlebnisräumen ist natürlich sehr wichtig und bei uns schon einigermaßen gut umgesetzt, aber letztlich ist das immer auch eine Geldfrage", ist der Buxtehuder Geschäftsinhaber Ulrich Wiegel, Vorsitzender des örtlichen Altstadtvereins, verhalten optimistisch, was die Umsetzung von Altmaiers Ideen betrifft.
"Stirbt unsere Innenstadt, verlieren wir ein großes Stück Kultur!", mahnt Frank Kettwig, Vorsitzender des Vereins "Buchholz Marketing" und selbstständiger Geschäftsmann. Er unterstützt die Pläne von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), die Innenstädte auch durch eine stärkere Digitalisierung des Handels zur besseren Erreichbarkeit für die Kunden wiederzubeleben. So soll die Schließung von Geschäften, die Corona-bedingt schwere Umsatzeinbußen erlitten haben, vermieden werden.
"Das Internet macht es dem Käufer leicht, von zu Hause aus alles einzukaufen", gibt Frank Kettwig zu bedenken. Viele Menschen bestellen bereits einen Großteil ihrer Einkäufe online beim Großversand. Um die Kunden online zum Händler um die Ecke zurückzuholen, gebe es - so Kettwig - "keine Patentlösung". Für ihn steht jedoch fest: "Es wird das Nischenprodukt geben, das ich mir unbedingt ansehen möchte. Es gibt das beratungsintensive Produkt, aber entscheidend ist: Der Kunde möchte den persönlichen Kontakt, das direkte Einkaufserlebnis."
Die von Minister Altmaier geplanten Stadtteilkonzepte für "Erlebnisräume", von denen auch die Gastronomie profitieren könnte, seien "auf dem Papier sehr schön zu lesen, doch die Umsetzung scheitert dann häufig am Geld".
Peter Altmaiers Meinung, die Senkung der Mehrwertsteuer sei in der Wirtschaft schon positiv spürbar, teilt Frank Kettwig nicht: "Ich erkenne keinen großen Gewinn, weder für den Kunden noch für den Handel. Im Gegenteil: Einige Händler haben durch die Kassenumstellungen von 19 auf 16 Prozent einiges an Kosten gehabt."
Sollte es zu einem zweiten Corona-Shutdown kommen, würde dies "für noch mehr Händler das Aus" bedeuten. Um dies zu verhindern, sei auch die (Kommunal-)Politik gefordert. Sie müsse erkennen, dass es um "viele Arbeitsplätze, Gewerbeeinnahmen, um ein miteinander leben" gehe.
• Ulrich Wiegel, Vorsitzender des Buxtehuder Altstadtvereins und Geschäftsinhaber, begrüßt "jede Initiative zur Stärkung der Innenstädte". Bei der digitalen Aufrüstung des Handels seien jedoch viele technische Voraussetzungen und rechtliche Vorgaben zu erfüllen. Um dies optimal zu leisten, sollten die Gewerbetreibenden einem Händlerverbund angehören oder gleich eine Agentur hinzuziehen. "Ob Herr Altmaier die dann auch bezahlen will und kann?!", zeigt sich Wiegel skeptisch.
"Viele Gastronomen können nur überleben, wenn ein interessantes Einzelhandels- und Dienstleistungangebot für Frequenz in der Stadt sorgt", weiß Wiegel aus vielen Gesprächen. Ob Altmaiers "Erlebnisräume" tatsächlich tatsächlich zum "Rettungsanker" für Gewerbe und Gastronomie taugten, hänge davon ab, wie das Konzept am Ende mit Leben gefüllt werde.
Auch die Buxtehuder Geschäftsleute hätten die Erfahrung gemacht, dass sich die Kunden durch die Absenkung der Mehrwertsteuer "nicht zum Kauf angeregt fühlen". Gleichwohl wäre ein zweiter Corona-Shutdown eine "Katastrophe" insbesondere für Modegeschäfte mit ihrer saisonbedingten Ware.
Für Buxtehude sieht Ulrich Wiegel auch durch Corona die Gefahr vermehrter Leerstände. Hier müssten Politik und Wirtschaftsförderung "rechtzeitig reagieren und die Situation im Auge behalten".
• Was halten Sie, liebe Leser, von den Wiederbelebungs-Plänen von Minister Altmaier für die Innenstädte? Was erwarten Sie vom Einzelhandel? Schreiben Sie uns Ihre Meinung per E-Mail mit dem Stichwort "Geschäfterettung" an christoph.ehlermann@kreiszeitung.net.
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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