Neues Pkw-Label
Vereinfachung für Kunden oder neue Bürokratie?

Das neue Pkw-Label soll dem Interessenten wichtige Umwelt-Informationen geben | Foto: Kowalk / Kuhn+Witte
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Die neue Pkw-Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung (Pkw-EnVKV) stellt den Automobilhandel vor extreme Herausforderungen: Seit Februar müssen alle neu ausgestellten Label und Aushänge im Autohaus sowie jede neu gestaltete Werbung den neuen Vorschriften entsprechen.

„Die Betriebe hatten keine Übergangsfrist, um neue Fahrzeuge mit dem geänderten Energie-Label auszuzeichnen und die notwendigen Änderungen in den Systemen vorzunehmen, sprich bei der Online-Werbung auf der eigenen Website oder auf den Fahrzeug-Plattformen“, sagt ZDK-Rechtsexperte Ulrich Dilchert.

Was beinhaltet das neue Pkw-Label?

Was beinhaltet das neue Pkw-Label? Es zeigt auf einen Blick alles zum Verbrauch, dem Kohlendioxid-Ausstoß, Schadstoffemissionen und den zu erwartenden Betriebskosten. Der Aufsteller am Fahrzeug zeigt farblich unterschiedliche Kohlendioxid-Klassen. In ähnlicher Form wie auf den Labels von Elektrogeräten wie Eisschrank, Lampen & Co.

Insbesondere die Emissionen und die Kosten für den Energieverbrauch sollen auf diese Weise vergleichbarer werden. Ein Öko-Label in ähnlicher Form gibt es bereits seit 2011. Aber beim bisherigen Kohlendioxid-Label wurden nicht die absoluten Verbrauchswerte erfasst, sondern es gab bei den Fahrzeugen eine Einteilung nach Gewichtsklassen. Der Kohlendioxid-Ausstoß wurde ins Verhältnis zum Leergewicht des Autos gesetzt. Das bedeutet: Große, besonders schwere Autos hatten eine bessere Effiziensklasse als kleinere Fahrzeug.

Das neue Energie-Label umfasst jetzt nicht mehr nur die Verbrauchs- und Emissionswerte. Hinzu kommen Angaben zu den Energiekosten bei 15.000 Kilometer Jahresfahrleistung, die Höhe der Kraftfahrzeugsteuer sowie mögliche Kohlendioxid-Kosten über die nächsten zehn Jahre bei 15.000 Kilometer Jahresfahrleistung und außerdem die Angaben einer Kohlendioxid-Klasse statt der bisherigen Effizienzklassen.

Kohlendioxid-Kosten über zehn Jahre

Insbesondere das Errechnen der möglichen Kohlendioxid-Kosten über zehn Jahre bringt laut dem ZDK zusätzliche Bürokratielasten für die Automobilwirtschaft mit sich. Zwar müssen die Hersteller und Importeure alle Daten liefern. Darauf kann der Händler aber nicht warten, sondern musste unabhängig davon sofort die neuen Daten verwenden. Laut dem ZDK öffnet das den einschlägigen Abmahnvereinen Tür und Tor, um Kasse zu machen.

Für Werbeschriften und elektronische, magnetische oder optische Speichermedien läuft das Verfallsdatum noch bis zum 1. August dieses Jahres.

„Dass nun neue Werbung und ein neues Label jeweils ohne Vorbereitungs- und Übergangszeit nach den neuen Vorschriften gestaltet werden müssen, stellt eine Überforderung der Wirtschaft dar“, kritisiert Dilchert. „Dies war so auch nicht notwendig, da das Inkrafttreten der Novellierung der Verordnung schon für 2018 vorgesehen war. Da wäre es jetzt auf ein oder zwei Monate Zeit für eine vernünftige Umstellung auch nicht mehr angekommen.“

Robert Habeck weist auf Transparenz hin

Robert Habeck, Bundeswirtschaftsminister (Grüne) sagt, dass das Label "mehr Transparenz beim Autokauf" bringe und dem Kaufinteressierten," eine informierte Kaufentscheidung ermöglicht, die das Klima und den Geldbeutel schützt".

Für Joachim Czychy, Obermeister des Kfz-Handwerks des Kreises Harburg, ist das neue Label unnütz: "Grundsätzlich ist die Pkw-EnVKV in meinen Augen ein bürokratisches Monster, das nur den Abmahnvereinen ihr Einkommen sichert. Ich kenne keinen Kunden, der sich anhand dieser Daten ein neues Auto gekauft oder vor dem Kauf gezielt danach gefragt hat."

Für jede Antriebsart (E-Autos, Plug-In-Hybride, Diesel und Benziner, Erdgas, Brennstoffzelle) gibt es ein eigenes Pkw-Label-Muster. Auf dem neuen Pkw-Label sind zum Beispiel Infos über die zu erwartenden Kohlendioxid-Kosten aufgeführt. Da aber nicht feststeht, wie sich der Kohlendioxid-Preis entwickelt, liegen den Berechnungen drei angenommene Durchschnittspreise (mittel, niedrig und hoch) über zehn Jahre zugrunde. Außerdem werden die Energiekosten für eine Jahresfahrleistung von 15.000 Kilometern angegeben.

Verärgerung bei Autohausinhabern

Die Verantwortlichen der regionalen Autohändler sind auf jeden Fall verärgert: "Eine zusätzliche Bürokratie, die die Betriebe Zeit kostet und dem Verbraucher kaum nützliche Informationen bringt", sagt ein Geschäftsführer, der nicht namentlich genannt werden möchte.

"Ansonsten stellt es für die Kfz-Betriebe einen erheblichen organisatorischen und zeitlichen Aufwand dar. Bei der kleinsten Abweichung der Norm - es langt schon eine verkehrte Schriftgröße oder eine verspätete Auszeichnung mit den Pkw-EnVKV-Daten am Fahrzeug -, steigt das Risiko einer Abmahnung. Ist man erst einmal in die Falle getappt, dann wird es für die betroffenen Betriebe teuer", so Joachim Czychy.

Das neue Pkw-Label soll dem Interessenten wichtige Umwelt-Informationen geben | Foto: Kowalk / Kuhn+Witte
Joachim Czychy, Obermeister des Kfz-Handwerks des Kreises Harburg | Foto: Axel-Holger Haase
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Axel-Holger Haase aus Buchholz

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