FaMi-Siegel verliehen
Werben um die Besten
bim. Buchholz. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf beschäftigt viele Unternehmen, schließlich ist Familienfreundlichkeit ein Wettbewerbsfaktor um gut ausgebildete Arbeitnehmer. Seit dem Jahr 2010 wird das FaMi-Siegel von der gleichnamigen Initiative an familienfreundliche Unternehmen in Nordostniedersachsen verliehen und jetzt erstmals auch an die Berufsbildenden Schulen (BBS) in Buchholz und Winsen.
„Der Fachkräftemangel macht auch vor Schulen nicht Halt“, sagte Kirsten Buchmann, Leiterin der Buchholzer BBS. „Ich möchte meinen Kolleginnen und Kollegen gerecht werden, gleichzeitig muss der Laden laufen. Wir haben dafür gute Ansätze, durch das Siegel bekommen wir weitere Impulse.“ Thomas Degen, Leiter der BBS in Winsen, erklärte: „Wir haben zwar mehr Bewerber als Stellen. Aber wir wollen die Besten, und dafür möchten wir uns attraktiv machen. Wichtig ist eine langfristige Zufriedenheit des Kollegiums.“
Sich erneut für das Siegel beworben hat die Waldklinik Jesteburg. „Unser großer strategischer Engpass sind nicht die Kunden respektive Patienten“, sagte Klinikchef Dr. Hans-Heinrich Aldag. „Es sind die Fachkräfte. Uns ist die Identitätsbildung wichtig, wir haben daher gerade eine Kampagne gestartet, in der unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst um neue Kollegen werben, auch mit witzigen Sprüchen.“
Mehr als 80 Arbeitgeber in Nordostniedersachsen tragen das Siegel bereits. Das FaMi-Siegel gilt jeweils für drei Jahre, 2019 hat der neue Aktionszeitraum begonnen. „Wir werden demnächst so viele Anträge haben wie in den vergangenen drei Jahren insgesamt“, sagte Organisatorin Brigitte Kaminski. Der Fachkräftebedarf sei mittlerweile in allen Branchen angekommen, berichtet sie aus Gesprächen mit den ausgezeichneten Arbeitgebern aus Handel, Handwerk, Industrie, Gesundheitswesen, Dienstleistung, Verwaltung und öffentlich-rechtlichen Organisationen. Die Aktion FaMi-Siegel sorge dafür, dass Unternehmen dran bleiben am Thema Familienfreundlichkeit. „Echtes Teilen von Familienarbeit findet noch nicht statt“, sagte Kaminski, „Teilzeit ist nach wie vor ein weibliches Thema.“
Das bestätigte Dr. Matthias Richter-Steinke vom Deutschen Gewerkschaftsbund Nord-Ost-Niedersachsen. „Es gibt noch keine Geschlechtergerechtigkeit. 96 Prozent aller Mütter nehmen Elternzeit, aber nur 29 Prozent aller Männer. 65 Prozent aller pflegenden Angehörigen sind weiblich. 50 Prozent der Mütter arbeiten in Teilzeit, zehn Prozent der Väter. Wenn Männer sich für Homeoffice entscheiden, dann für mehr Flexibilität und Selbstbestimmung, gern auch für Überstunden und Karriere. Frauen dagegen tun es, damit sie um die Familie herum arbeiten können. Arbeitgeber sind gefordert, damit eine gerechtere Verteilung entsteht.“
Dabei will die Initiative FaMi-Siegel die Arbeitgeber unterstützen. Die Organisatoren vergeben nicht nur Auszeichnungen und Urkunden, sondern bieten auch Tipps und Netzwerktreffen an, damit sich die teilnehmenden Arbeitgeber untereinander mit Ideen und Erfahrungen helfen können.
Die Initiative
Die Initiative FaMi-Siegel besteht aus dem überbetrieblichen Verbund Frau & Wirtschaft Landkreis Harburg, Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg, Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade, Arbeitgeberverband, Deutscher Gewerkschaftsbund Region Nord-Ost-Niedersachsen, Leuphana Universität und Wirtschaftsförderung Lüneburg. Das Siegel wird in sieben Landkreisen vergeben: Lüneburg, Harburg, Uelzen, Lüchow-Dannenberg, Heidekreis, Celle und Wolfsburg.
• www.famisiegel.de.
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