Mord vor mehr als zwei Jahren: Der Verdächtige wird im Libanon vermutet
Die Akte im Mordfall Ernst B. ist noch offen / Ermittlungen dauern an
tk. Bützfleth. Die schreckliche Tat ereignete sich am 9. November 2016 und der Hauptverdächtige ist noch immer verschwunden. Vor etwas mehr als zwei Jahren wurden der Unternehmer Ernst B. und seine Frau in ihrem Haus in Bützfleth überfallen. Der 73-Jährige wurde dabei so schwer verletzt, dass er an den Folgen starb. Relativ schnell stellte sich bei den Ermittlungen heraus, dass der Deutsch-Libanese W. (damals 25) aus Stade der Hauptverdächtige ist. Erkenntnisstand damals wie jetzt: Er hat sich wohl in den Libanon abgesetzt.
"Es gibt leider nichts Neues", erklären Polizei und Staatsanwaltschaft übereinstimmend. "Die Ermittlungen dauern an", sagt Oberstaatsanwalt Kai Thomas Breas, Sprecher der Staatsanwaltschaft Stade. Die Akte sei noch nicht geschlossen, ergänzt Rainer Bohmbach, Sprecher der Polizeiinspektion Stade.
Die große Schwierigkeit für Polizei und Staatsanwaltschaft: Mit dem Libanon gibt es kein Auslieferungsabkommen. Es sei daher sinnlos, dass sich Zielfahnder des BKA oder LKA auf die Suche nach dem Flüchtigen machen. Selbst wenn sie W. im Libanon aufspüren sollten, wäre der mutmaßliche Täter dort vor Auslieferung sicher.
"Wir ermitteln gegen ihn wegen Mordes", sagt Polizeisprecher Rainer Bohmbach. Und Mord verjährt nicht. Diese Akte werde daher auch nicht geschlossen. W. wird mit einem internationalen Haftbefehl gesucht. Wenn er den Libanon verlässt und in einem Land aufgegriffen wird, mit dem es ein Auslieferungsabkommen gibt, würde er festgenommen. Allerdings, so Rainer Bohmbach, verlasse sich die Polizei nicht auf den Zufall. "Auf den Fall wird immer mal wieder geschaut", sagt der Polizeisprecher. Was seine Kolleginnen und Kollegen genau machen, will er aus ermittlungstaktischen Gründen jedoch nicht im Detail verraten.
Die Tat im September 2016 hatte für großes Entsetzen gesorgt, weil die Täter sehr brutal vorgegangen waren. Ernst B. starb und seine Frau wurde schwer verletzt. Vier Männer hatte die Polizei damals im Visier. Was für großes Unverständnis - auch bei den Ermittlungsbehörden - gesorgt hatte: Der mutmaßliche Haupttäter W. wurde einige Wochen vor dem Raubüberfall von dem Landgericht Stade zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Bis zum Urteil saß er in U-Haft. Das Gericht hob den Haftbefehl gegen W. aber auf, der sich daher bis zum vorgesehenen Antritt seiner Gefängnisstrafe auf freiem Fuß befand. Ermittler vermuten, dass er mit dem Raubüberfall Geld für seine ohnehin geplante Flucht erbeuten wollte.
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