Verdacht des Menschenhandels
Razzia bei illegalem Bordell mitten in Buxtehude
Nächtliche Razzia in der Buxtehuder Altstadt: Vollzugsbeamte des Kreis-Ordnungsamtes durchsuchten am Mittwochabend mit Unterstützung der Polizei eine Wohnung in der Fußgängerzone. Der Einsatz begann gegen 20.45 Uhr und zog sich über mehrere Stunden bis nach Mitternacht hin.
Beim Landkreis Stade waren zuvor anonyme Hinweise mitsamt Fotos und Videos eingegangen. Die Hinweise begründeten den Verdacht, dass in der Wohnung über eine Boutique an der Langen Straße in Buxtehude illegale Prostitution ausgeübt wird. Junge Frauen asiatischer und osteuropäischer Herkunft sollen regelmäßig in Kleinbussen
zur Wohnung gebracht worden sein.
"Der Landkreis hat als zuständige Ordnungsbehörde für Prostituierte und Prostitutionsstätten ein Verfahren eingeleitet", erklärt Landkreis-Pressesprecher Daniel Beneke auf WOCHENBLATT-Nachfrage. Sowohl nicht angemeldete Prostitution seitens der betroffenen Frauen als auch ein nicht registrierter Bordellbetrieb stellen Ordnungswidrigkeiten nach dem Prostituiertenschutzgesetz dar und werden mit Bußgeldern belegt. Ein Straftatbestand sei das allerdings nicht, so Beneke.
Fünf Frauen aus Osteuropa angetroffen
Zusätzlich steht aber der Verdacht des Menschenhandels im Raum. Das ist wiederum strafbar. Daher ergriff der Landkreis die Initiative und wandte sich im Vorfeld der Razzia an die Polizei. Beim Amtsgericht Stade wurde ein richterlicher Durchsuchungsbeschluss erwirkt, der am Mittwochabend schließlich vollstreckt wurde. Bei der Durchsuchung der Wohnung durch die Polizei und Ordnungskräfte des Landkreises sowie der Stadt Buxtehude wurden fünf Frauen aus Osteuropa angetroffen, die nach ersten Erkenntnissen nicht als Prostituierte registriert sind. Bei mindestens einer Frau besteht der Verdacht, dass sie womöglich unter einem falschen Vorwand nach Deutschland gelockt wurde.
"Der Wohnungsmieter wurde ebenfalls angetroffen", berichtet Polizeisprecher Rainer Bohmbach. Es ist wohl davon auszugehen, dass es sich dabei um den Zuhälter der Prostituierten handeln dürfte. Erste Befragungen der Frauen dauerten bis weit nach Mitternacht an, die Ermittlungen laufen weiter. Bei der Durchsuchung seien "mehrere Asservate" sichergestellt worden, so Bohmbach. In der Regel handelt es sich dabei um Dokumente und Handys.
Keine festen Zahlen zu Prostituierten im Kreisgebiet
Wie viele Prostituierte derzeit im Kreisgebiet tätig sind und wie viele sich in einzelnen Bordellen bzw. Modellwohnungen aufhalten, lässt sich nicht ohne Weiteres sagen. Prostituierte dürfen sich in jedem Landkreis anmelden und mit dieser Anmeldung bundesweit arbeiten. Die Anmeldungen müssen alle zwei Jahre neu beantragt werden, allerdings nicht zwingend bei demselben Landkreis. Für die Ordnungsbehörden ist es deshalb auch nicht sofort ersichtlich, wenn eine Prostituierte ihre Tätigkeit aufgegeben hat und keine neue Anmeldung beantragt. Ein bundesweites Register gibt es nicht. Dies dient dem Schutz der Privatsphäre der Prostituierten und verhindert eine totale Überwachung ihrer Aufenthaltsorte als Prostituierte.
Die Zahl der Prostituiertenausweise, die in den vergangenen Jahren vom Landkreis Stade ausgegeben bzw. verlängert wurden, war höchst unterschiedlich. Aus diesen Zahlen lässt sich aber nicht schließen, wie viele Prostituierte tatsächlich im Kreisgebiet tätig sind:
- 2017: 2
- 2018: 60
- 2019: 36
- 2020: 55
- 2021: 33
- 2022: 20
- 2023: 20
- 2024: 10
Außerdem wurde die folgende Anzahl an Prostitutionsstätten (Bordelle und Modellwohnungen) registriert:
- 2018: 8
- 2020: 15
- 2021: 5
- 2022: 12
- 2023: 4
- 2024: 11
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