Schaden von mehr als einer halben Million Euro
So jagt die Polizei den Buxtehuder Feuerteufel
tk. Buxtehude. Wer ist der Feuerteufel, der seit ungefähr anderthalb Jahren immer wieder in Buxtehude zündelt? Am vergangenen Sonntag brannte es insgesamt neun Mal. Unter anderem gingen ein Carport und eine Garage mit einem Porsche in Flammen auf. Schaden: 150.000 Euro. "Dass die Brände nicht auf ein Haus übergegriffen haben, ist ein Riesenglück", sagt Buxtehudes Stadtbrandmeister Horst Meyer. Eine Außenjalousie hatte nämlich schon gebrannt, ein Fenster war zersprungen. "In einem Haus wohnte eine Familie mit zwei kleinen Kindern", sagt der Stadtbrandmeister. Der Brandstifter nimmt in Kauf, dass es Verletzte oder sogar Tote gibt.
Im Dezember 2020 gab es ebenfalls eine üble Brandserie an einem einzigen Wochenende und immer wieder flackern nachts mutwillig gelegte kleinere Feuer in der Hansestadt auf. Die Polizei will dem Feuerteufel jetzt mit einer eigenen Ermittlungsgruppe auf die Schliche kommen.
Stades Polizeisprecher Rainer Bohmbach: "Wir nehmen alle offenen Fälle auf." Ermittlungsexperten für Brände aus Stade und Buxtehude gucken sich jedes einzelne Feuer an. "Welche Verbindungen gibt es, wo können sich Hinweise auf den Täter finden?", so Bohmbach über die zentralen Fragen, auf die es schnell eine Antwort geben soll.
Nach der Brandserie im Dezember 2020 zunächst Aufatmen: Der Täter hatte gestanden. Der junge Mann (damals 18) wanderte in U-Haft. Er hatte sich in einem Video sogar mit den Taten gebrüstet. Wie das WOCHENBLATT vor Kurzem berichtete, wurde er für die komplette Brandserie trotz seines Geständnisses aber nicht angeklagt. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft Stade passten seine Aussagen nicht zu den objektiven Fakten.
Der Buxtehuder stand vor zweieinhalb Wochen dennoch vor dem Jugendschöffengericht am Buxtehuder Amtsgericht. Er wurde aber nur für ein Feuer vom Dezember-Wochenende verurteilt. Die Verhandlung fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Das Urteil: Arbeitsauflagen und eine zweijährige Betreuungsweisung. Wenn der junge Mann nach Überzeugung der Ermittlungsbehörde und des Gerichts nicht der Serienbrandstifter ist, wer dann?
Rückblick: Elf Mal hatte es im Dezember im gesamten Altstadtgebiet gebrannt. Wenn das zu diesem Zeitpunkt bislang verheerendste Feuer im Mai 2020, die Flammen griffen vom Carport auf ein Haus über, hinzugerechnet wird, lag der Schaden im Dezember 2020 schon bei mehr als 400.000 Euro. Rechnet man die Serie vom vergangenen Wochenende hinzu, hat der Feuerteufel bereits Werte von mindestens 550.000 Euro vernichtet.
Haben die oder der Brandstifter einfach nur Glück, bislang noch nicht ertappt worden zu sein? Polizei und Feuerwehr sind seit vielen Monaten sehr wachsam. Das WOCHENBLATT hat mit der Polizei und der Feuerwehr gesprochen. Manches, was die Experten sagen, drucken wir nicht ab, um nicht Trittbrettfahrer auf ganz dumme Gedanken zu bringen. Fakt ist aber: Es gehört ein Quäntchen Glück dazu, einen Täter, der im Dunkeln vermutlich zu Fuß unterwegs ist, auf frischer Tat zu ertappen. "Gut möglich, dass wir auf der Fahrt zu den Einsatzorten an dem Brandstifter vorbeifahren", sagt Buxtehudes Stadtbrandmeister Horst Meyer.
Und Polizeisprecher Rainer Bohmbach appelliert an alle Buxtehuder, die Augen offenzuhalten. "Melden Sie uns auch Dinge, die Ihnen vielleicht unwichtig erscheinen."
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.