Nicht nur in Hedendorf:
Tauschbüchereien werden systematisch geplündert
tk. Hedendorf. Die Preise variieren von 2,50 bis 17,50 Euro. Im Angebot bei "ebay": Bücherpakete mit gut erhaltenen Krimis und Thrillern. Die bequeme Möglichkeit, über den Online-Flohmarkt gebrauchte Schmöker zu verkaufen, dürfte wohl auch der Grund dafür sein, dass die Tauschbüchereien in der Region einen Aderlass an Literatur erleben, der die ehrenamtlichen Betreiber sprachlos und wütend macht. Kaum stehen gut erhaltene Bücher in den ausrangierten Telefonzellen, sind sie auch schon wieder weg.
Der WOCHENBLATT-Artikel über den "Bücherdieb von Hedendorf" am vergangenen Mittwoch hat ein überraschend großes Echo gefunden. Leserinnen aus Wangersen und Harsefeld haben sich in der Redaktion gemeldet. "Das passiert bei uns auch", berichten sie.
Eine Leserin aus Harsefeld sagt, dass sie am vorvergangenen Freitag 30 sehr gut erhaltene Taschenbücher in die Tauschbücherei gebracht habe. "Am Samstagmorgen waren alle weg." Die Harsefelder Ratsfrau Susanne de Bruijn, die für den Bürgerbusverein die Tauschbücherei ehrenamtlich betreut, ist auch schon auf den Bücherklau angesprochen worden. Im Mai 2020 ging die Tauschbücherei an den Start, die ersten Hinweise auf Bücherdiebe kamen wenig später. "Ein Mann wurde dabei beobachtet", sagt sie. Inzwischen geht der Literaturklau mitunter soweit, dass die Tauschbücherei "sehr aufgeräumt aussieht", so de Bruijn. Anders formuliert: ziemlich ausgeräumt. In Harsefeld gilt, was auch für Hedendorf stimmt: Krimis und Thriller gehen besonders gut.
Eine WOCHENBLATT-Leserin aus Wangersen berichtet ebenfalls vom Literaturklau aus der Telefonzelle. Sie hat einen weißen Lieferwagen gesehen, in den die Bücher verladen wurden. Offenbar Bücherklau mit Profi-Ambitionen.
Einig sind sich alle, die über diese Diebestouren klagen: "Das ist verdammt unsozial." Und: Etwas dagegen zu unternehmen, sei fast unmöglich. "Wir werden kaum einen Sicherheitsdienst für die Tauschbücherei engagieren", sagt Susanne de Bruijn. Bleibt also nur der Appell an Nachbarn, offensichtliche Bücherklauer anzusprechen. Selbst ein Vielleser muss nicht gleich 20 bis 30 Titel, natürlich nur top-erhalten, wegschleppen.
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