Staatsanwaltschaft Stade: Geständnis passt nicht zu Fakten
Wer ist der Buxtehuder Serienbrandstifter?
tk. Buxtehude. Geht in Buxtehude ein Feuerteufel um, von dem alle glaubten, dass er hinter Schloss und Riegel ist? Am Sonntag brannte zuerst ein Mülleimer, anschließend die bereits von einem Feuer beschädigten Wohncontainer für Geflüchtete an der Gildestraße und morgens schließlich noch eine Mülltonne. Eine Brandserie gab es auch im Dezember. Der Täter, damals 18 Jahre alt, wurde gefasst und legte ein umfassendes Geständnis ab. Aber: Er wird nicht wegen der Brandserie und weiterer Brandstiftungen aus den Monaten zuvor angeklagt. "Das Geständnis war nicht glaubhaft", erklärt Oberstaatsanwalt Kai Thomas Breas, Sprecher der Staatsanwaltschaft Stade. "Die Einlassungen des jungen Mannes passen nicht zu den Tatabläufen", so Breas. Damit stellt sich die Frage: Wer ist für die Serie von Brandstiftungen aus dem vergangenen Jahr und vom vergangenen Wochenende verantwortlich?
Rückblick:
Anfang Dezember brannte es in der Buxtehuder Innenstadt elf Mal. Am Samstag wurde ein Verdächtiger festgesetzt, der wieder auf freien Fuß kam. Es brannte sonntags wieder. Ein großes Polizeiaufgebot war in der Stadt unterwegs. Der junge Mann wurde erneut verhaftet und kam dieses Mal in Untersuchungshaft. Aus der wurde er Ende Januar entlassen. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft können ihm die Taten, die er selbst eingeräumt hat, nicht nachgewiesen werden. Zu den Brandstiftungen mit nicht dazu passendem Geständnis gehört auch der Carportbrand vom Mai 2020, bei dem das Feuer auf das nebenstehende Haus übergriff und die Bewohnerin in Lebensgefahr brachte.
Der heute 19-jährige Buxtehuder wird trotzdem vor Gericht stehen. Er wird vor dem Jugendschöffengericht Buxtehude angeklagt. Unter anderem werden ihm Körperverletzung, Bedrohung, Beleidigung sowie Diebstahl vorgeworfen. Von der Brandserie im Dezember wird ihm als Sachbeschädigung nur eine Tat vorgeworfen: der abgefackelte Strandkorb im "Entlein"- Sachschaden dort: rund 25.000 Euro. Ein Gutachter habe ihm zudem verminderte Schuldfähigkeit aufgrund einer eingeschränkten intellektuellen Leistungsfähigkeit attestiert.
Insgesamt ist die Höhe des Schadens durch die Brände enorm und liegt nach Schätzungen der Polizei bei rund 800.000 Euro.
Die jetzt zum zweiten Mal abgefackelten Wohncontainer waren noch rund 400.000 Euro wert. Die Brandserie vom Vorjahr hat einen Schaden von ebenfalls rund 400.000 Euro angerichtet - der Carport- und Hausbrand mit dem höchsten Schaden ist dabei eingerechnet.
Wie es jetzt weitergeht?
Die Brandermittler der Polizei haben am Donnerstag die ausgebrannten Wohncontainer an der Gildestraße erneut untersucht. Dabei wurde auch ein Brandmittelspürhund eingesetzt. Das erste Feuer vom Osterwochenende in den Unterkünften ist nach Ermittlungen der Polizei durch Brandstiftung entstanden. Im Visier der Ermittler stehen dabei ehemalige Bewohner.
Es bleiben noch viele Fragen offen: Gibt es einen Feuerteufel, der unter dem Radar der Polizei geblieben ist? Schon nach der Verhaftung des jungen Mannes wurden in sozialen Medien Zweifel laut, ob er wirklich für alle Taten verantwortlich sein könnte. Es gab auch eine Brandserie im Süden der Stadt. Dennoch halten es manche Insider für plausibel, dass der junge Buxtehuder für die von ihm gestandenen Taten verantwortlich sein könnte.
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