Pastor Martin Raabe warnte vor rechten Siedlern
am 17.11.2023 in der St. Paulus Gemeinde

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In einem eindrucksvollen Vortrag hat der ehemalige Pastor Martin Raabe vor den Gefahren rechter Siedler in ländlichen Gebieten gewarnt.
Die Initiative "beherzt", die von Raabe ins Leben gerufen wurde, setzt sich aktiv gegen die Ausbreitung rechter Ideologien in abgelegenen Gegenden ein. In dem Vortrag betonte Raabe die Langfristigkeit der Pläne dieser Siedler, die Höfe aufkaufen und dabei rechtes Gedankengut verbreiten. "Diese Leute denken langfristig und haben die Perspektive einer anderen Gesellschaft, die sie konsequent verfolgen. Das wollen wir nicht!", rief Raabe aus.
Aktuell gibt es 120-150 größere völkische Sippen - z.T. bereits in der 3. Generation – in der Heide, sprich in Niedersachsen und in Mecklenburg-Vorpommern. Sie sind u.a. erkennbar, an der gehissten Reichskriegsflagge, die zu besonderen Tagen ganz oder auf Halbmast zu sehen ist, z.B. am 23.05. auf Halbmast – Tag des Grundgesetzes oder am 18.01. auf Vollmast – Tag der Reichsgründung. Darüber hinaus liegen vor vielen Höfen in der Heide große Findlinge – ist darauf eine Wolfsangel zu erkennen, deutet dies auf völkisches Gedankengut hin, da dieses Symbol von SS-Gruppen missbraucht wurde. Aber auch die sogenannte Lebensrune kann als Zeichen völkischen Denkens gedeutet werden; sie war das Zeichen der nationalsozialistischen Apotheker und ist heute noch an einzelnen Gebäuden erkennbar.
Besorgt äußerte er sich über das gesellschaftspolitische Weltbild der völkischen Siedler, das nicht nur rassistisch, sondern auch frauenfeindlich sei. "Wollen wir wieder Frauen, die zurück an den Herd geschickt werden? Das Frauenbild ist grauenvoll, es ist ein Schritt zurück in die Steinzeit", fügte er hinzu. Und auch die Kinder dieser Siedler bereiteten Raabe große Sorgen, „da sie hart erzogen werden und wenig Raum zur Entfaltung haben“.
Zwar hat der Verfassungsschutz die völkischen Siedler im Blick, doch ihre genaue Zahl bleibt unbekannt. Allein der sogenannten Anastasia-Bewegung lassen sich ca. 250.000 Menschen zuordnen – und das ist nur eine Gruppe neben den Reichsbürgern, den Atamanen, etc. Raabe warnte eindringlich vor der Ideologie dieser Gruppen, die nicht nur rückwärtsgewandt agieren, sondern auch eine Bedrohung für die Freiheiten und Errungenschaften der Zivilisation darstellen.
In ländlichen Gebieten gestaltet sich die Situation besonders komplex. Raabe betonte, dass viele Menschen sich vor der Konfrontation mit rechten Nachbarn fürchten und sozial isoliert werden, was einen offenen Dialog verhindert. Dies wiederum ermöglicht Familien mit rechter Gesinnung, Veranstaltungen zu organisieren und Einfluss zu gewinnen.
Als Antwort auf diese Entwicklung setzt das Bündnis "beherzt" ein mutiges Zeichen: Kreuze an den Häusern sollen verdeutlichen, dass rechtes Gedankengut in dieser Gemeinschaft keinen Platz hat. Aktuell hat die Gruppe „beherzt“ rund 500 Sympathisanten, aber nur Raabe tritt als Unterzeichner auf.
Raabe hofft, dass diese Aktion andere dazu inspiriert, ebenfalls Stellung zu beziehen und sich gegen die Verbreitung rechter Ideologien zu engagieren.
Der Vortrag von Martin Raabe war mehr als eine Warnung; er war ein Aufruf zur Solidarität und zum Widerstand gegenüber einer Ideologie, die die Grundprinzipien einer offenen und toleranten Gesellschaft bedroht.

Leserreporter:

Dorte Stürmer-Brauer aus Buxtehude

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