Buxtehude: "Was willst du, Opa? Hau ab!"
Günter Janssen (56) verteidigt einen Fußgängerweg und wird bepöbelt
ab. Buxtehude. Es ist ein schmaler bepflasterter Pfad, der vom Ottensener Weg abgeht und zur Straße „Am Pfennigsberg“ führt. Eigentlich ein idyllischer Weg, aber leider nicht ungefährlich: Nutzen dürfen ihn nur Fußgänger - doch viele Radfahrer pfeifen drauf.
Günter Janssen wohnt nahe des Weges, den er beinahe täglich geht. Der Buxtehuder ist auf Zinne. „Das ist eine ganz blöde Ecke“, schimpft er. „Kein Radfahrer steigt hier ab.“ Dabei ist der Pfad in beiden Richtungen mit dem dafür vorgesehenen blauen Verkehrsschild gekennzeichnet. Zu Schulbeginn und Schulende radeln Schüler in Scharen dort entlang, doch auch Erwachsene machen keine Anstalten, abzusteigen. Auch nicht, wenn Janssen sie darauf anspricht.
„Von den Schülern werde ich beschimpft, da heißt es: Was willst du denn, Opa, hau ab“, erzählt der Anwohner. Er selbst sei gut zu Fuß unterwegs, aber ältere Anwohner trauten sich schon gar nicht mehr auf diesen Weg, berichtet er. „Mit einem Rollator ist das lebensgefährlich.“
Eine Nachbarin sei bereits zwei Mal angefahren worden, einmal habe sie sich beim Sturz gar die Schulter gebrochen, sagt Janssen. „Der Radfahrer ist einfach abgehauen.“ Er selbst legt sich mit den Radlern an, fordert sie auf, abzusteigen.
„Ich fordere nicht mehr als Rücksichtnahme - ist das so schwierig?“, fragt Janssen. Zu Schulschlusszeiten gehe er dort jetzt nicht mehr entlang.
Der gesamte Ottensener Weg sei ihm ein Dorn im Auge, so Janssen - sowohl in Richtung Krankenhaus als auch in Richtung Ottensen. „Ich bin selbst Fahrradfahrer, und habe Verständnis - aber so rücksichtslos darf sich niemand verhalten“, meint er. „Auch dass drei Radler nebeneinander herfahren, ist ein Unding.“ Wirklich gefährlich seien dazu die Elektro-Bikes. Janssen: „Die können bis zu 30 km/h fahren, dabei sind auf Rad-Fuß-Wegen nur 6 km/h erlaubt,“, weiß er.
An die Stadt hatte sich Günter Janssen bereits mehrfach gewandt, gebracht hat es bisher nichts.
Derzeit laufen aktuelle Debatten in der lokalen Politik, ob Radfahrer auf Fußwegen oder Straßen fahren sollten. Auch dieses Beispiel zeigt, dass alle weiterhin voneinander lernen müssen, bis ein vernünftiges Miteinander unter allen Verkehrsteilnehmern auch funktioniert.
Moment mal
Nicht den Ruf von allen ruinieren
Mein Herz schlägt für Radfahrer: Ich nutze den Drahtesel selbst gerne und ärgere mich über jede Art von Rücksichtslosigkeit - egal ob Fußgänger, andere Radfahrer oder Autofahrer.
Doch Radfahrer, die auf dem Fußweg fahren, obwohl sie dort gar nicht fahren dürfen, finde ich nicht nur gemein, sondern schon kriminell. Denn wer unter diesem Verhalten leidet, ist immer der schwächere Verkehrsteilnehmer. Und dann heißt es am Ende auch noch: Alle Radfahrer benehmen sich rüpelhaft und rücksichtslos.
Redakteur:Alexandra Bisping |
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