Familie Talibi darf Sohn Esrafeel (12) noch immer nicht nach Buxtehude holen
Buxtehude: "Wir brauchen ein Wunder"

Die Hoffnung sinkt, Mutlosigkeit und Verzweiflung nehmen zu: Ismail und Sara Talibi mit Tochter Stahra | Foto: ab
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ab. Buxtehude. Es ist einfach unmenschlich: Seit mehr als dreieinhalb Jahren haben Sara und Ismail Talibi ihren zwölfjährigen Sohn Esrafeel nicht gesehen. Für die Eltern ist es ein Martyrium. Mut und Hoffnung sinken. Täglich kämpfen sie gegen ihre Verzweiflung an. Auch Unterstützer kommen langsam an ihre Grenzen: "Wir brauchen ein Wunder", sagt Sandra Banerjea.

Die Grundschullehrerin aus Jork kümmert sich seit mehr als einem Jahr um die Familie, unterstützt sie bei Behördengängen. Um zu beschleunigen, dass der Junge endlich nach Deutschland kommen darf, hat sie sich inzwischen auch an die Politik gewandt. Bisher ohne Erfolg.

Wie berichtet, war der Junge 2015 auf der Flucht aus Afghanistan von seinen Eltern Ismail und Sara und seinen beiden kleineren Geschwistern Ahmad und Setarah getrennt worden. Seitdem versuchen die Eltern verzweifelt, den Jungen zu sich nach Buxtehude zu holen - und rennen bislang gegen Wände. Immer wieder gibt es neue Dokumenten-Forderungen. Haben sie diese besorgt, übersetzen lassen und nachgereicht, müssen neue Prüftermine angesetzt werden, in deren Anschluss sie wieder die Nachricht erhalten, dass doch noch etwas fehlt. Plötzlich hieß es, Namen seien falsch geschrieben worden und müssten angepasst werden. So verschiebt sich der eigentliche Termin, an dem der Nachzug Esrafeels zu seinen Eltern behandelt wird, immer wieder nach hinten.

Nachdem sich eine Familie in Afghanistan mehr schlecht als recht um Esrafeel Talibi gekümmert hatte, wohnt er nun seit einem halben Jahr bei einem älteren Ehepaar in Kabul, das ihn gut versorgt. Trotzdem fristet er dort ein trauriges Dasein: Er darf nicht in die Schule, sogar nicht mal vor die Tür, aus Angst vor den Taliban. "Ihm geht es schlecht", erzählt Mutter Sara weinend. Die Sorge um ihren Sohn treibt sie um, sie schläft wenig und steht kurz vor einer schweren Depression. Sara macht sich Vorwürfe, dass sie für ihr Kind nicht da sein kann. "Ich will Esrafeel in unseren Telefonaten Hoffnung machen, damit er nicht aufgibt. Doch er glaubt mir nicht mehr. Er sagt: ,Mama, du lügst mich an'." 

Der Stader CDU-Ratsherr Nasir Rajput war sogar nach Islamabad gereist, in der stillen Hoffnung, den Jungen im besten Fall mit nach Deutschland nehmen zu können. Aber in Islamabad wurde Nasir Rajput von einer Botschaft zur nächsten geschickt, um dann an der deutschen Visastelle für Afghanistan zu scheitern. 
"Jetzt haben wird endlich den Bescheid bekommen, dass alle Dokumente in der richtigen Form vorliegen", berichtet Sandra Banerjea. Doch immer wieder gebe es zeitliche Verzögerungen: Angeblich kann es noch bis zu acht Monate dauern, bis alles bearbeitet wurde. Denn nach wie vor wird der Vorgang nicht als Härtefall eingestuft, was das Verfahren beschleunigen würde.

"Wir dachten schon so oft, jetzt geht es voran. Doch dann kommt wieder ein neuer Tiefschlag." Die Lehrerin versucht alles, hat inzwischen auch mit mehreren Politikern gesprochen. "Der ein oder andere hat zwar signalisiert, etwas zu unternehmen. Aber einen Erfolg gab es bis heute nicht."

Auch das Geld und die Spenden gehen langsam aus. Sandra Banerjea: "Wir liegen mittlerweile bei Ausgaben von rund 7.500 Euro. Und es kommen noch einige Kosten auf uns zu, beispielsweise für das Visum und den Flug des Jungen."

Wer Familie Talibi und den Jungen unterstützen möchte, kann auf folgendes Konto spenden: Kirchenamt Stade, Verwendungszweck: 6310 Flüchtlingshilfe, Sparkasse Stade-Altes Land, DE 54 2415 1005 0000 0080 94.

Die Hoffnung sinkt, Mutlosigkeit und Verzweiflung nehmen zu: Ismail und Sara Talibi mit Tochter Stahra | Foto: ab
Nur über Smartphone können Sara und Ismail Talibi ihren Sohn Israfil sehen | Foto: privat
Redakteur:

Alexandra Bisping

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