"Danke, Papa Lorenz!": Ein NSB-Kapitän als Lebensretter
tk. Buxtehude. Auf sie wurde geschossen, Wasser und Lebensmittel gingen zur Neige, die Schiffsschraube versagt: 78 Menschen waren heimlich in der Nacht in Vietnam an Bord einer Nussschale gegangen und dümpelten nach Tagen hilflos im südchinesischen Meer. Plötzlich sahen die Flüchtlinge ein Schiff am Horizont, das "wie ein Schloss in der Nacht leuchtete", so erinnert sich einer, der dabei war. Es war die "Ville De Pluton" der Buxtehuder Reederei NSB. War das die Rettung, der Weg in die Freiheit?
Das Kommando an Bord hatte Kapitän Helmut Lorenz. Für ihn war es keine Frage: Maschinen stopp. Vor 25 Jahren retteten er und seine Crew auf zwei Fahrten insgesamt 148 Boat People aus Vietnam das Leben. Vor Kurzem trafen sich die ehemaligen Flüchtlinge zu einer Feier. "Am Ende ist alles glücklich ausgegangen", sagt Kapitän Lorenz heute und wehrt zu viel Lob ab: "Wir haben eigentlich nichts Großartiges getan".
Die Geretteten nennen sich "Die Familie Ville De Pluton". Auf einem großen Plakat steht "Danke Deutschland". Der Mann, der sie gerettet hat, ist für alle nur "Papa Lorenz".
NSB-Sprecherin Bettina Wiebe, die bei dieser Wiedersehensfeier dabei war, drückt die Empfindungen mit wenigen Worten aus: "Es war sehr berührend." Dr. Quang Dinh, der im Alter von zehn Jahren ohne seine Eltern aus Vietnam floh und heute als Narkosearzt in Frankfurt arbeitet: "Mein Glück über diese Rettung kann keiner ermessen."
Was eigentlich selbstverständlich erscheint, nämlich Menschen in Not zu retten, war zumindest vor 25 Jahren keine Selbstverständlichkeit.
Die beiden Geretteten Ba Phuc Nguyen und Tran Hoang Nam erinnern sich an die Flucht: Am fünften Tag umrundete ein Schiff unter sowjetischer Flagge das Flüchtlingsboot - und verschwand wieder.
"Wir retten jeden, der in Seenot ist", sagt NSB-Gründer Helmut Ponath, Das war vor einem Vierteljahrhundert so und ist heute nicht anders: Im September 2013 hat die "MS Buxsailor" 284 afrikanische Flüchtlinge im Mittelmeer gerettet (das WOCHENBLATT berichtete).
"Es gibt keine Worte, die unsere Dankbarkeit zum Ausdruck bringen, sagt Dr. Dinh und drückt damit aus, was die "Familie Ville De Pluton" empfindet.
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