Delling: "Es ist schön, wenn man über sich selbst lachen kann"
bc. Buxtehude. 50 Jahre Fußball-Bundesliga: Anlass genug für den populären TV-Sportjournalisten Gerhard Delling (53) der "Deutschen liebstes Kind" ein Buch zu widmen. Am Freitag, 14. Dezember, ab 17 Uhr liest der Mann aus Büdelsdorf (Schleswig-Holstein) Passagen aus seinem Werk "50 Jahre Bundesliga - wie ich sie erlebte" (24,90 Euro, erhältlich im Buchhandel) bei Stackmann in der Sportwelt in Buxtehude. Das WOCHENBLATT sprach mit Gerhard Delling über Begegnungen mit dem österreichischen Trainer Ernst Happel, die WM 1966 und die Radio-Comedy "Detzer und Nelling".
WOCHENBLATT: Herr Delling, schildern Sie uns ihr erstes prägendes fußballerisches Erlebnis im TV.
Gerhard Delling: Das war die WM 1966 in England. Wir saßen mit der gesamten Familie Hand in Hand vor dem Fernseher. Nach dem Halbfinale ging der Apparat kaputt. Eine Katastrophe, denn ein neues Gerät war für uns nahezu unbezahlbar. Am Samstagnachmittag - gerade noch rechtzeitig vor dem Finale England gegen Deutschland - stand mein Vater dann völlig überraschend doch mit einen neuen Fernseher in der Tür. Das Finale war gerettet.
WOCHENBLATT: Welche Begegnung in ihrer Karriere als Sportjournalist werden Sie nie vergessen?
Delling: Das war bald nach meinem Beginn beim Radio. Ich war 23 Jahre alt und mit meinem Chef Armin Hauffe vom NDR in Kiel erstmals beim Klassiker HSV gegen Bayern. Vor dem Anpfiff sollte ich letzte Informationen von den Trainern einholen. Was ich nicht wusste: Der damalige HSV-Trainer Ernst Happel stand mit der Presse auf Kriegsfuß. Mit Journalisten hat der nicht gesprochen. Trotzdem fragte ich ihn nach der Aufstellung und muss dabei sehr mitleiderregend ausgesehen haben, denn Happel sagte zu mir: 'Was wollen's wissen?' Dann erzählte er mir u.a., dass Franz Beckenbauer beim HSV nur auf der Bank sitzt. Eine Sensation. Mein Chef wollte mir zuerst nicht glauben, dass Happel überhaupt mit mir gesprochen hatte. Aber es hat alles gestimmt - und ich bin um Einiges gewachsen.
WOCHENBLATT: Wer war ihr sympathischster Gesprächspartner?
Delling: Es waren so viele - ob Muhammed Ali oder Carl Lewis. Oder der ehemalige Wirtschaftsminister Schiller oder Bundespräsident von Weizsäcker. Und natürlich Günter Netzer. Alles sehr interessante und offene Menschen. Das gilt aber auch für Stefan Kuntz, mit dem ich in Kaiserslautern oft zu tun hatte und natürlich für Wolfgang Overath, Franz Beckenbauer und Uwe Seeler, zumal sie immer wieder ihre Kraft in den Dienst der guten Sache stellen, ohne darüber viele Worte zu verlieren.
WOCHENBLATT: Und ihr schwierigster Gesprächspartner?
Delling: Der Trainer Hans Meyer ist bei kritischen Fragen gerne zum Angriff übergegangen. Da war es schon mal hilfreich, zur Gegenattacke auszuholen.
WOCHENBLATT: Spielen Sie eigentlich selbst noch Fußball?
Delling: Ja, beim TSV Sasel in Hamburg bei den Altherren. Ich beackere dort die linke Seite. Man hat mal zu mir gesagt. Wenn du spielst, müssten eigentlich zwei Bälle im Spiel sein.
WOCHENBLATT: Früher war Günter Netzer ihr kongenialer Partner vor der Kamera, heute Mehmet Scholl: Vermissen Sie die Kabbeleien mit Netzer, die ihnen ja immerhin den Grimme-Preis beschert haben?
Delling: Nein, Netzer und ich sind nach wie vor befreundet. Wir telefonieren regelmäßig. Fest steht, dass diese Kabbeleien nicht einstudiert waren. Manchmal war es auch richtig ernst.
WOCHENBLATT: Was halten Sie eigentlich von der Radio-Comedy „Detzer und Nelling“ oder von der „Günter Hetzer Kolumne“ im Magazin "11Freunde", in der Sie auch vorkommen, oder der Delling-Netzer-Parodie bei "Switch reloaded"? Können Sie darüber lachen?
Delling: Ich finde, man muss auch über sich selbst lachen können. Und wenn es wie in diesen Fälle nicht unter die Gürtellinie geht, kann ich das sehr gut, zumal ich mich "leider" in den Parodien auch teilweise wieder erkenne.
WOCHENBLATT: Was ist das nächste sportliche Großprojekt, bei dem wir Sie vor der Kamera sehen können?
Delling: Im Januar beginnt die Handball-WM in Spanien. Da bin ich dabei.
WOCHENBLATT: Vielen Dank für das Gespräch.
Redakteur:Björn Carstens aus Buxtehude |
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