Der Waschsalon vor 100 Jahren
bc. Buxtehude. Kennen Sie eigentlich den Stammtisch unserer Ur-Großmütter? Eine unscheinbare Treppe am Westfleth in Buxtehude erzählt eine Geschichte, die kaum einer kennt. Eine Geschichte übers Wäschewaschen, lange bevor es vollautomatische Waschmaschinen gab. Hier trafen sich die Frauen, um die daheim geschrubbte Wäsche im Flethwasser zu spülen. Und natürlich wurde dabei kräftig getratscht.
Die Geografin Dr. Angelika Halama aus Buxtehude beschäftigt sich seit gut zwei Jahren mit der Geschichte des Wäschewaschen, seit sie 2011 in Rumänien einen Waschbleuel gesehen hat – ein kunstvoll gestaltetes Brett, das ursprünglich zum Wäscheklopfen benutzt wurde. "Mich fasziniert, welch harte Arbeit es früher war, Wäsche zu waschen", sagt Angelika Halama.
Eine alte Darstellung im Ratssaal des historischen Buxtehuder Rathauses zeugt davon. Man erkennt auf dem Gemälde aus dem Jahr 1914 eine Frau, die einen Korb mit Wäsche die damals noch zweiläufige Treppe hinab transportiert, im Hintergrund die gleichen Fachwerkhäuser, die noch heute bestehen. Auch in alten Büchern ist Angelika Halama auf die Existenz der Waschtreppe gestoßen: "Es gibt allerdings sehr wenige Informationen über das Wäschewaschen. Wahrscheinlich war es so normal, dass es niemand aufgeschrieben hat."
Noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts kamen die Frauen zum Waschen an den Fleth - sozusagen der Waschsalon vor 100 Jahren. War viel los, mussten die Frauen in der Warteschlange stehen. Hierbei sei womöglich der Begriff "geschwätziges Waschweib" entstanden, erklärt Angelika Halama.
Erst nach dem großen Brand von 1911 änderte sich nach und nach das Buxtehuder Stadtbild. Es wurden vermehrt Wasserleitungen in die Häuser gelegt. Wäschewaschen fand nun in den heimischen vier Wänden statt. Die heutigen Treppenstufen entstanden nach Restaurierungsarbeiten an etwa der gleichen Stelle wie die alte Waschtreppe.
Ein Vorschlag an die Touristiker der Stadt Buxtehude: Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit, die Geschichte der Buxtehuder Waschtreppe den Besuchern der Stadt - und auch den Bewohnern - näher zu bringen. Vielleicht auf einer Info-Tafel oder bei kleinen Inszenierungen. Interessant ist die Geschichte allemal.
Redakteur:Björn Carstens aus Buxtehude |
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