Nach dem Störfall bei Synthopol
Die Sicherheitssysteme werden kritisch analysiert
Die Geschäftsführung hinterfragt die Sicherheitssysteme / Die Schäden bei den Anliegern werden reguliert tk. Buxtehude. Ein Störfall im Buxtehuder Chemieunternehmen Synthopol hat am Samstag zu einem Großeinsatz der Feuerwehr geführt (das WOCHENBLATT berichtete). In einem Kessel auf dem Betriebsgelände kam es zu einer Reaktion, die die Temperatur gefährlich ansteigen ließ. Ein Großteil des Inhalts landete in einem Auffangbehälter, dem sogenannten Catch-Tank, ein kleiner Teil des dampfförmigen Acrylharzgemisches ging als Tröpfchenregen in der näheren Umgebung am Alten Postweg nieder. Die Umweltexperten der Feuerwehr gaben aber schnell Entwarnung: Es bestand keine Gesundheitsgefährdung. Das WOCHENBLATT hat bei Synthopol und den Gefahrenabwehrexperten der Stadt Buxtehude nachgefragt: Wie ist dieser Störfall zu bewerten und was sind die Konsequenzen daraus?
Dr. Henning Ziemer, Sprecher der Synthopol-Geschäftsführung, betont: "Dass ein Gemisch entwichen ist, ist absolut unerwünscht." Grundsätzlich bleibe aber festzuhalten, dass das Sicherheitskonzept funktioniert habe. Der Großteil der Substanz sei wie geplant in den Catch-Tanks gelandet. Das Entweichen sei zwar nicht erwünscht, verhindere aber Schlimmeres. Wenn der Druck in dem Kessel zu groß geworden sei, hätte bis hin zu einem Feuer sehr viel Verheerenderes passieren können. Was genau zu der irregulären Reaktion in dem Kessel geführt habe, werde jetzt von einem externen Gutachter untersucht. Die Anlage sei derzeit außer Betrieb. Wie mit den Stoffen in dem Auffangbehälter verfahren werde, müsse noch geklärt werden.
"Mit den betroffenen Anliegern haben wir von Anfang an offen kommuniziert", sagt Henning Ziemer. Die Schäden, die etwa an Autos und in Gärten durch die klebrige Substanz entstanden sein könnten, die man sich wie einen ausgehärteten Kleber vorstellen könnte, würden reguliert. Ein externer Experte werde im Auftrag von Synthopol mögliche Schäden begutachten. "Wir werden Probleme lösen", sagt der Sprecher der Geschäftsführung.
Grundsätzlich führe ein solcher Störfall dazu, dass die Sicherheitsarchitektur noch einmal kritisch betrachtet und analysiert werde. "Einen solchen Vorfall, den niemand will, werden wir sehr kritisch hinterfragen."
Thorsten Gloede, der in der Buxtehuder Verwaltung den Fachbereich für Sicherheit und Ordnung leitet, hat den Feuerwehreinsatz am Samstag von Anfang an begleitet. Mit allen Beteiligten, auch Polizei und Feuerwehr, wird er sich noch zu einer Nachbesprechung treffen, um mögliche Verbesserunspotentiale zu ermitteln.
Grundsätzlich sei die Feuerwehr für diese Notfälle aber sehr gut aufgestellt, stellt Gloede fest. Wenn bei der Leitstelle die Alarmmeldung eintreffe, rücken sofort beide Züge der Buxtehuder Feuerwehr aus. Ein bis zwei Ortswehren folgen im Anschluss. Weitere Kräfte werden bei Bedarf nachalarmiert. Der theoretisch größte anzunehmende Ernstfall wäre es, wenn in Absprache mit dem Landrat der Katastrophenschutzfall ausgerufen werden müsste.
Wenn die beiden Züge der Buxtehuder Feuerwehr auf dem Weg zum Alten Postweg sind, wissen sie genau, wo sich was auf dem weitläufigen Betriebsgelände von Synthopol befindet. Wo stehen welche Gebäude, wo sind Notausgänge und was wird wo gelagert? Das alles ist auf Datenblättern festgehalten, die im Fall von Synthopol immer auf dem neuesten Stand sind, so Gloede.
Einer, der durchaus kritisch auf das Geschehen bei Synthopol blickt, ist der SPD-Ratsherr Horst Subei, der zugleich Nachbar des Chemieunternehmens ist. Was den Störfall von Samstag betrifft, lobt Subei die Synthopol-Geschäfsführung für ihre direkte, offene und schnelle Kommunikation. "So etwas fordern wir als Anlieger auch", so Subei. Was er am Wochenende vermisst hat: Eine Lautsprecherdurchsage der Feuerwehr, die es bei einem Störfall vor gut einem Jahr gegeben habe. Die Warnung, im Umkreis Fenster und Türen geschlossen zu halten, sei übers Radio verbreitet worden. "Damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht", erklärt Thorsten Gloede. Kostenlose Apps, die ebenfalls über derlei Notfälle informieren, würde er nicht als einhundertprozentig zuverlässig einstufen, so Gloede.
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