Als Rudi Dutschke zu Besuch war
Ein Buch über das "wilde" Buxtehude
"Was in Buxtehude möglich war, was von Buxtehude alles ausging, ist enorm", sagt Dieter Klar. Es seien wirklich die wilden 1960er, 1070er und 1980er gewesen. "Auf die Bildungsrevolution an der Halepaghenschule (HPS) hat ganz Deutschland geblickt", ergänzt Bernd Utermöhlen. Klar und Utermöhlen haben aus zwei Ausstellungen im Kulturforum, die von den wilden Jahre in der Estestadt zeugen, und das 50-jährige "Bullen"-Jubiläum zu einem Buch gemacht. Das ist keine staubtrockene Chronik geworden, sondern reich illustrierter Lesespaß auf 163 Seiten.
Halepaghenschule war deutschlandweit bekannt
Dieter Klar war mittendrin. Weniger als Fotograf, der er hauptberuflich damals war, sondern vor allem als Akteur. Mit eigener Kneipe und einem Netzwerk, das von Party- bis Kunstszene reichte. Er erinnert an die IG Kunst, die gleichermaßen politisch wie kreativ war. Widerstand gegen das Etablierte, Protest gegen bürgerlich Behäbiges war eine Grundausrichtung vieler kreativer Buxtehuderinnen und Buxtehuder.
Ex-Stadtarchivar Bernd Utermöhlen ordnet das Buxtehude dieser Zeit historisch ein: Die an sich nur kurze Zeit der 1968er Studentenbewegung habe in den Folgejahren für breite Umwälzungen gesorgt. In Buxtehude ist der Spruch "Unter den Talaren, der Muff von tausend Jahren" der aufbegehrenden Studenten auf besonders fruchtbaren Boden gefallen.
Die HPS war deutschlandweit der Vorreiter für Wahlfreiheit in der Oberstufe und Mitbestimmung der Schülerinnen und Schüler. "Hierher kamen Jugendliche, die anderswo am System gescheitert sind, weil sie vom Buxtehuder Modell gehört hatten", sagt Dieter Klar. Sogar Rudi Dutschke war zu Besuch.
Beim "Bullen" bestimmen Jugendliche mit
Der Jugendliteraturpreis "Buxtehuder Bulle", initiiert vom Buchhändler Winfried Ziemann, passt dabei ins Bild - und war ebenso ein Ausstellungsthema im Kulturforum. Das Besondere an diesem Preis: Jugendliche und Erwachsene entscheiden gleichberechtigt. Und Buxtehude heute? "Es ist irgendwie enger geworden, mehr Kirchturmdenken", findet Dieter Klar. Sehen die beiden Ausstellungsmacher und Autoren in der Estestadt Potenzial für ähnlich streitbare Geister? "Fridays für Future" könnte das vielleicht sein, meint Bernd Utermöhlen.
• "Buxtehude. Die wilden 60er 70er 80er Jahre" kostet 24 Euro und ist im Buchhandel sowie im Kulturforum am Hafen erhätlich.
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