Kreis Stade übernimmt Unterbringungskosten
Ein Happy End für Abigale
tk. Buxtehude. Das ist ein glückliches Ende eines Streites auf dem Rücken eines Kindes: Die mehrfach beeinträchtigte Abigale (13) aus Buxtehude wird dort bleiben, wo sie sich wohlfühlt und in ihrer Entwicklung vorankommt: Der Landkreis Stade übernimmt die Kosten der Unterbringung in dem Heim in Kappeln an der Schlei. Vorangegangen war ein teils erbitterter Streit zwischen dem Kreissozialamt und Abigales Mutter Katrin Jakob (das WOCHENBLATT berichtete mehrfach). "Ich bin glücklich. Mir ist ein Riesenstein vom Herzen gefallen", sagt Katrin Jakob. Nach dem Kampf um Abigales Zuhause erscheint das glückliche Ende wie ein kleines Wunder. "Ich habe einen neuen Antrag gestellt und das Sozialamt übernimmt rückwirkend ab Dezember die Kosten der Unterbringung in Kappeln.", sagt die Mutter. Und das Wichtigste: "Abigale geht es dort richtig gut."
Der Landkreis habe sie über das Buxtehuder Jugendamt aufgefordert, erneut einen Antrag zu stellen. Der sei schnell und unbürokratisch bearbeitet und bewilligt worden. Für Katrin Jakob das Entscheidende: "Abigale macht in Kappeln tolle Fortschritte." Sie übt fleißig, selbstständig zu laufen. Sie habe dort einen echten Freund gefunden, berichtet die Mutter. Die beiden Jugendlichen würden sich gegenseitig unterstützen. "Das ist für Abi wie ein Seelenverwandter", sagt Katrin Jakob. Das Mädchen fühle sich auch deshalb in der Einrichtung so wohl, weil sie "dort auf Augenhöhe mit den anderen Kindern und Jugendlichen ist", so ihre Mutter. Es gebe dort keine so krassen Unterschiede, was Einzelne können und wo Beeinträchtigungen selbstständiges Tun ohne Assistenz einschränken.
Nach dieser guten Wendung hat es lange nicht ausgesehen. Ein Blick zurück: Im Juni 2021 hatte sich die Buxtehuderin an das WOCHENBLATT gewendet: Die damals zwölfjährige Abigale, die als Frühchen geboren wurde, leidet unter anderem an Hydrocephalus (Wasserkopf), Epilepsie, Triple-X-Syndrom (verbunden mit Lernschwäche und psychischen Problemen) sowie muskulärer Hypertonie (Muskelschwäche). Seit Abigales Geburt hat Katrin Jakob ihre Tochter rund um die Uhr versorgt und war am Ende ihrer Kräfte. Lange hat sie nach der perfekten Betreuung gesucht - und wurde in Kappeln fündig.
Das Sozialamt des Landkreises Stade wollte die Unterbringung dort aber nicht dauerhaft übernehmen. Ein Internat in Debstedt sollte Abigales Zuhause werden. Das hatte ihre Mutter abgelehnt. Die Situation eskalierte: Wegen Eigen- und Fremdgefährdung kam die Jugendliche im Sommer 2021 vorübergehend in die Psychiatrie. Daraufhin hatte sich das Jugendamt der Hansestadt Buxtehude eingeschaltet. Abigale wurde in Obhut genommen. Die Verantwortlichen aus Buxtehude sorgten dafür, dass sie sofort wieder nach Kappeln kam. Die Kosten für die Unterbringung wurden fortan von Buxtehude übernommen.
Der Streit zwischen Katrin Jakob und dem Stader Kreissozialamt nahm an Heftigkeit noch zu, berichtete das WOCHENBLATT im Oktober. In einem Schreiben der Behörde an das Gericht - Katrin Jakob wollte die Kostenübernahme einklagen - spricht der Verfasser vom "Überdramatisieren" der Mutter und "erschreckender Ignoranz den tatsächlichen Entwicklungsmöglichkeiten" der Tochter gegenüber. Im Schreiben wird Katrin Jakob zudem ein "laxer Umgang mit der Wahrheit" vorgeworfen.
Gut, dass dieser Streit jetzt im Sinne des Kindeswohls beendet ist. Das WOCHENBLATT hatte schon im Oktober geschrieben: "Es geht um einen Menschen und nicht um eine Fallakte."
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