Ein Vollblutmusiker geht nie in Rente
tk. Buxtehude. Ein Vollblutmusiker geht nie in Rente. Auch dann nicht, wenn er pensioniert wird. Kreiskantor Reinhard Gundlach wird in wenigen Tagen mit einem Gottesdienst verabschiedet. Die Musik lässt ihn aber nicht los. Im Gegenteil: "Ich habe Zeit, anspruchsvolle Werke durch intensives Üben zu erarbeiten."
40 Jahre lang war Reinhard Gundlach die personifizierte Kirchenmusik in der St. Petri-Gemeinde. Die Frage, welche Konzerte ihm besonders in Erinnerung geblieben sind, beantwortet er, ohne ein bestimmtes Werk zu nennen. "Wir haben jedes Jahr ein außergewöhnliches Konzert gegeben." Besondere musikalische Momente seien sicherlich die erste Aufführung von Bachs Weihnachtsoratorium in St. Petri oder das Brahms Requiem gewesen. Ein musikalischer Meilenstein war die 1985 beendete Restaurierung der historischen Furtwängler Orgel.
Der Organist, ein überzeugter Botschafter klassischer Musik, hat in vier Jahrzehnten festgestellt, dass die Bedeutung von Musik in der Kirche zugenommen hat. Als Beispiel nennt er die "Musik zur Marktzeit". Anfangs kamen 30 Zuhörer, heute seien es oft mehr als 100 - auch bei einem reinen Orgel-Repertoire.
Reinhard Gundlach ist kein Revolutionär - aber als Komponist hat er die Buxtehuder auch mit Klängen vertraut gemacht, die anders als Werke des Barocks oder der Romantik klingen. In eigenen Kompositionen hat er zum Beispiel Gregorianik mit Zwölftonmusik verbunden. Der Satz einer älteren Zuhörerin "das kann man aber gut hören" hat Gundlach als Kompliment empfunden.
Für die nahe Zukunft steht die Aufnahme einer CD an der Furtwängler Orgel an. Zwei Konzerte außerhalb Buxtehudes sind auch schon geplant. Außerdem will Reinhard Gundlach mit seiner Frau, die ebenfalls Kirchenmusikerin ist, noch viele Orgeln zwischen Elbe und Weser und darüber hinaus kennen lernen. "Wir leben im Orgelparadies." Und einige große Werke, Stücke die ein besonders virtuoses Spiel auf Tasten und Pedalen erfordern, will sich Reinhard Gundlach in Ruhe erarbeiten.
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