Was tun, wenn eine Streunerkatze mit Nachwuchs vor der Tür steht?
Eine Katzenrettung mit Hindernissen

Um diese Katzen kümmert sich ihre Finderin liebevoll | Foto: Gibbe
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  • Um diese Katzen kümmert sich ihre Finderin liebevoll
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tk. Ahrensmoor. Diese Geschichte hat viele Facetten: Eine Tierfreundin, die enttäuscht ist, dass sie von Tierschützern nicht die schnelle Hilfe bekam, die sie erhofft hatte. Eine ehrenamtliche Tierschützerin, die am Limit des Machbaren ist, und eine Verordnung, nämlich die Kastrationspflicht von Freigänger-Katzen, die eher ein Papier-Stubentiger als ein probates Mittel gegen Katzen-Elend ist.

Darum geht es: Andrea Gibbe hatte im Mai unter einer Hecke auf ihrem Grundstück in Ahrensmoor in der Samtgemeinde Harsefeld eine Katze samt Nachwuchs entdeckt. Die Tierfreundin, die selbst mit Stubentigern unter ihrem Dach lebt, fühlte sich verantwortlich und wollte helfen. Sie richtete eine Futterstelle ein und informierte die Tierhilfe Stade. Die wollte eine Lebendfalle aufstellen. Die Katzenmutter sollte kastriert und die Kitten vermittelt werden. Trotz mehrerer Mails und Anrufe habe sie aber keine Hilfe bekommen, sagt Andrea Gibbe.

Melanie Neumann leitet das Buchholzer Tierheim. Sie warnt davor, als Laie Katzenfallen aufzustellen Fotos: Tierschutzverein Buchholz
  • Melanie Neumann leitet das Buchholzer Tierheim. Sie warnt davor, als Laie Katzenfallen aufzustellen Fotos: Tierschutzverein Buchholz
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Der Tierschutzverein in Buxtehude, den sie ebenfalls kontaktiert hatte, ist für dieses Gebiet nicht zuständig. Doch ohne Lebendfalle und die Hilfe erfahrener Katzenretter ist die Tierfreundin nicht in der Lage, die scheuen Katzen einzufangen.

Beate Dowson von der Tierhilfe Stade weist die Kritik, nicht schnell genug gehandelt zu haben, zurück. "Wir können nur einen nach dem anderen Fall abarbeiten", sagt sie. Seit März habe sie bereits 180 verwilderte Katzen eingefangen - und manchmal stehe sie dabei als Ehrenamtliche alleine da. Beate Dowson gibt zudem zu bedenken, dass das Einfangen von diesen scheuen Streunern auf vier Pfoten oft zeitaufwändig sei. "Bei einer Katze habe ich das anderthalb Jahre versucht."

Das zentrale Problem aus Sicht der Tierschützerin: Nur der Verein aus Buxtehude und die Tierhilfe Stade würden im gesamten Landkreis Stade diese Form der Katzenrettung praktizieren. "Alles ehrenamtlich und es fehlen weitere engagierte Mitstreiter", sagt Dowson. Die Katzen von Andrea Gibbe seien aktuell der nächste Fall auf ihrem Einsatzplan. Weil sich diese Jungtiere in diesem Jahr noch nicht vermehren können, habe kein Sofort-Notfall vorgelegen.

Die Katzenfallen die Buchholzer Tierschützer benutzen, werden von einem Schmied angefertigt
  • Die Katzenfallen die Buchholzer Tierschützer benutzen, werden von einem Schmied angefertigt
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Das Problem der fehlenden Ehrenamtlichen bedeutet aber auch: Die als guter Weg aus dem Katzenelend erlassenen Kastrationsverordnungen in vielen Gemeinden in den Landkreisen Stade und Harburg können ihre Wirkung nicht voll entfalten. Wenn es schlichtweg nicht genug Engagierte gibt, die Streuner einfangen und zur Kastration bringen, werden sich die unkontrollierte Vermehrung und damit das Katzenleid nicht eindämmen lassen. Beate Dowson berichtet, dass potenziell Interessierte, wenn sie über die tatsächliche Arbeit bei der Katzenrettung erfahren, häufig einen Rückzieher machen.

Die Stubentiger von Andrea Gibbe in Ahrensmoor werden bei ihr bleiben. Für die scheuen Jungkatzen hat sie mittlerweile beheizte Hütten angeschafft. Rein rechtlich, das hat sie gerade von der Samtgemeinde Harsefeld erfahren, handelt es sich auch nicht mehr um Fundkatzen. "Ich füttere sie seit fünf Monaten und bin daher in der Pflicht, mich um die Tiere zu kümmern", sagt Andrea Gibbe - was sie gerne und freiwillig tut. Fakt ist aber auch: Beim Einfangen braucht sie Hilfe. Was Andrea Gibbe übrigens lobt: Die Samtgemeinde sei freiwillig bereit, die Hälfte der Kastrationskosten zu übernehmen. "Doch vor der Kastration steht noch das Einfangen."
Offenbar wissen Streuner und Stubentiger in Not instinktiv, dass sie bei dieser Katenfreundin richtig sind. Vor einigen Wochen stand eine herrenloser Kater vor ihrer Tür und wurde ebenfalls liebevoll umsorgt. Beim Auslesen des Chips stelle sich heraus: Der Streuner war seit einem Jahr unterwegs, Jetzt ist er wieder in seinem angestammten Zuhause zurück", freut sich Andrea Gibbe.

(tk). Dass es zu wenig Ehrenamtliche im Tierschutz gibt, bestätigt auch Melanie Neumann, die das Tierheim in Buchholz leitet. Sie weist zudem darauf hin, dass der Einsatz von Katzenfallen nur erlaubt sei, wenn Tierschützer über die notwendige Sachkunde und einen entsprechenden Fallenschein verfügen. Seminare bietet dafür unter anderem der Deutsche Tierschutzbund an.

Wer ohne Wissen mit Fallen hantiere, gefährde Katzen - besonders Jungtiere. "Wenn die Klappe zufällt und ein Kätzchen seiner Mutter folgt, kann es dabei erschlagen werden." Auch vom laienhaften Einsatz von Marderfallen rät die Tierschützerin ab. Diese haben im Falleninneren einen Dorn, auf dem Fleisch als Lockmittel aufgespießt wird - eine riesengroße Gefahr für Katzen.

Engagierte Tierfreunde, die sich Zeit nehmen, um wildlebende Katzen einzusammeln, sind immer willkommen. Melanie Neumann sagt aber auch: "Einfangen, fix zum Tierarzt und wieder am Ursprungsort freilassen funktioniert nicht." Nach der Narkose und Operation brauchen die Katzen eine Ruhepause, bevor sie wieder, ohne sich vermehren zu können, in die freie Wildbahn dürfen. Falleneinsatz bitte nur mit Sachkunde.

Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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