Erste Mädchenkonferenz im Landkreis Stade
Eine tolle Chance für Mädchen
Im Dunkeln dürfen sie nicht mehr nach draußen, sie helfen mehr im Haushalt als Jungen und passen öfter auf ihre Geschwister auf: Wie ist es, ein Mädchen im Landkreis Stade zu sein? Welche Bedürfnisse, welche Wünsche haben weibliche Kinder und Jugendliche in der Region? Diese Frage stellt das Mädchennetzwerk im Landkreis Stade und lädt am Samstag, 11. März, 10 bis 17 Uhr, alle Mädchen zur ersten Mädchenkonferenz ein. Wo die Konferenz stattfindet, steht noch nicht fest. Sicher ist jedoch, dass alle interessierten Teilnehmerinnen mit Jugendbussen abgeholt und wohlbehalten wieder nach Hause gebracht werden.
"Erste Umfragen haben ergeben, dass sich Mädchen z.B. grundsätzlich mehr Sicherheit, aber auch mehr Toiletten im öffentlichen Raum wünschen", sagt Catherine Bartl, Mädchenpädagogin der Stadtjugendpflege Stade, die sich gemeinsam mit Apensens Jugendpfleger Jens Neumann, Harsefelds Jugendpflegerin Denise Kemper, den Jugendpflegen in Buxtehude, Jork und Horneburg sowie dem Kreisjugendring Stade und der Friedrich-Huth-Bücherei in Harsefeld zum Mädchennetzwerk zusammengeschlossen hat.
"Hintergrund ist, dass wir mit unserer offenen Jugendarbeit in erster Linie Jungen erreichen", sagt Jugendpfleger Jens Neumann. Entsprechend werden die offenen Jugendräume, wie auch das JuKuZ in Apensen, nach den Bedürfnissen der Jungen eingerichtet: z.B. mit Tischkicker- und Billardtischen. Nur bei speziellen Angeboten tauchten die Mädchen auf. Auch auf öffentlichen Spielplätzen nehmen die Jungen den meisten Raum für sich ein.
Der Grund liegt laut Catherine Bartl auf der Hand: "Nach wie vor leisten Mädchen zuhause mehr Care-Arbeit und dürfen weniger raus als gleichaltrige Jungen", so die Mädchenpädagogin. Es sei an der Tagesordnung, dass Jungen ihre fast gleichalten Schwestern, spätestens sobald es draußen dunkel ist, zu Veranstaltungen bringen und wieder abholen. "Die Jungen legen dafür mindestens eine Strecke alleine zurück, was Mädchen nicht zugetraut wird", sagt Catherine Bartl. "Wenn es niemanden gibt, der sie begleitet, dann dürfen sie nicht raus."
Dass der Bedarf und das Interesse der Mädchen an Angeboten dennoch groß ist, haben die Mitglieder der Mädchenkonferenz unter anderem durch den Einsatz des Girl-Mobils festgestellt, mit sie anlässlich der Weltmädchenwoche im vergangenen Oktober verschiedene Orte im Landkreis angefahren und dort Angebote speziell für Mädchen gemacht haben. Finanziert und unterstützt wurde das "Girl-Mobil" u.a. mit Fördermitteln aus dem Aktionsprogramm des Bundes "Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche", den entsprechenden Antrag hatten Jens Neumann, Catherine Bartl und Denise Kemper gestellt. "Die Mädchen haben uns zum Teil die Bude eingerannt", sagt Catherine Bartl .
Darauf, dass Mädchenarbeit mehr als Freizeitangebote umfasst, weist die Mädchenpädagogin explizit hin. So hätten in den vergangenen Jahren der Corona-Pandemie die Anzahl der Mädchen mit Essstörungen sowie die Fälle von häuslicher Gewalt deutlich zugenommen. "Auch von häuslicher und sexueller Gewalt sind Mädchen häufiger als Jungen betroffen", so Catherine Bartl .
Bei der ersten Mädchenkonferenz haben Mädchen aus dem Landkreis Stade jetzt die tolle Chance, auf ihre Bedürfnisse aufmerksam zu machen.
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