Bewohner müssen selber putzen - manche weigern sich beharrlich
Ekel-Unterkunft: Lässt sich das Dreck-Problem lösen?
tk. Buxtehude. Das Video aus den Räumen der Container-Unterkunft für Geflüchtete am Bahnhof in Neukloster, das der Redaktion zur Verfügung gestellt wurde, zeigt drastische Bilder: Verdreckte Küche, Toilette und Duschen in einem Zustand, der schlichtweg eklig ist. Hat die Stadt dort etwas vernachlässigt? "Nirgendwo sonst in unseren Unterkünften haben wir ein solches Problem", sagt Holger Ullenboom, dessen Fachgruppe Wohnen und Soziales dafür zuständig ist. Diese katastrophale Situation betreffe auch nur das Erdgeschoss. "Im ersten Stock ist es so sauber, da kann man sprichwörtlich vom Fußboden essen", so Ullenboom. Was läuft also schief im Erdgeschoss der Wohncontainer?
Der einzige Grund für die Ekel-Zustände in Sachen Sauberkeit, so Ullenboom und sein Team, seien die Bewohner. Die alleinstehenden Männer wollen nicht aufräumen und putzen. Grundsätzlich sei das in allen städtischen Unterkünften aber so vorgesehen - und klappt auch meistens. Vor gut zwei Monaten sei die Unterkunft in Neukloster renoviert und dabei auch grundgereinigt worden. "Und jetzt sieht es so aus", sagt der Fachgruppenleiter.
Ohne die freiwillige Mitarbeit der Bewohner könne das Problem nicht gelöst werden. Ein Hausmeister sei täglich vor Ort, könne aber niemanden zum Putzen zwingen. Die Mitarbeiterinnen einer Reinigungsfirma, die dort schon im Einsatz waren, haben sich laut Ullenboom geweigert, dort weiter zu arbeiten. "Dreck und Unordnung waren zu groß und zudem wurden die Frauen von den Bewohnern abwertend behandelt."
Die Frage der Sauberkeit ist also keine des Putzens, sondern eine der Integration - die an dieser Stelle offenkundig nicht funktioniert. "Wir können und werden niemanden zur Sauberkeit zwingen", so der Fachgruppenleiter. Was anderswo funktioniert, etwa Mini-Seminare zur Mülltrennung, laufe dort ins Leere. Vermutlich wird das Problem erst dann gelöst werden, wenn die Zusammensetzung der unfreiwilligen Männer-WG eine andere ist. "Wir haben schon häufiger erlebt, das neue Bewohner ihre Mitbewohner zu einer Verhaltensänderung gebracht haben", sagt Holger Ullenboom.
Was passiert mit den inzwischen komplett ausgebrannten Wohncontainern an der Gildestraße. Nach einem Feuer vor anderthalb Wochen sind das nur noch Ruinen. Nach WOCHENBLATT-Informationen sind die unbewohnbaren Container nach dem ersten Brand nicht abtransportiert worden, weil es zwischen der Containerfirma als Besitzer und damit Vermieter gegenüber der Stadt und der Versicherung Unstimmigkeiten gegeben hat. Die Versicherung soll von einer Sanierungsmöglichkeit ausgegangen sein. Das dürfte sich jetzt nach dem zweiten Brand erledigt haben.
Auf die Wohncontainer kann die Hansestadt auch in Zukunft nicht verzichten. Bis zum Oktober 2022 sind 82 Geflüchtete Buxtehude zugewiesen worden. Um über genügend Wohnraum zu verfügen, müssen an der Gildestraße wieder neue Container aufgebaut werden.
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