Erschreckend einfach: Nach zehn Minuten im Darknet eine Glock-Pistole im Angebot

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(tk). Seit dem Amoklauf von München mit zehn Toten ist das sogenannte Darknet im Blickpunkt des Interesses. Der 18-jährige David S. soll sich seine Waffe dort beschafft haben. Was ist das Darknet? Kommt jeder dort hinein? Und wie schwierig ist das?, wollte das WOCHENBLATT wissen.

Tatsache ist: Es ist kinderleicht, in diesen nicht-öffentlichen Bereich des Internet zu gelangen und es ist ebenso einfach, dort Plattformen, sogenannte Marktplätze, anzusteuern, die auch Illegales wie Drogen und Waffen anbieten. Nach knapp zehn Minuten Installation und Suche erscheint eine Glock 18 auf dem Monitor. Die Waffe, die weltweit von vielen Polizeibehörden benutzt wird, soll 3.700 US Dollar kosten und wird laut Anbieter weltweit verschickt.

Den WOCHENBLATT-Ausflug ins Darknet hat Clemens Kowalski begleitet. Der Beamte aus Hamburg ist für Behörden IT-Sicherheitsexperte. "Darknet bedeutet im Kern nichts anderes als verschlüsselte Kommunikation", erklärt er. Das ist völlig legal. Es gibt auch nicht das eine Darknet, sondern viele Netze, die miteinander kommunizieren, ohne dass NSA und Co. mithören sollen. "Gerade in Diktaturen und autoritären Staaten ist das eine wichtige Informations- und Kommunikationsplattform", erklärt Clemens Kowalski. Aktuell sind in der Türkei Journalisten und Erdogan-Gegner auf diese Internet-Wege angewiesen.
Eine hundertprozentige Sicherheit gebe es aber auch dort nicht, aber die Verbindungen erfolgen über mehrere Server und Kontinente und werden alle zehn Minuten geändert. "Es ist daher sehr unwahrscheinlich, im Darknet entdeckt zu werden."

Der Weg in die Welt der unendlichen - auch illegalen Angebote - im Darknet führt über das "Tor"-Netzwerk und ist völlig legal. Viele Anwender nutzen "Tor", um ihre Anonymität im Netz zu wahren und damit die Sicherheit beim Surfen zu erhöhen. Der Browser ist binnen Minuten installiert. Auch das WOCHENBLATT lässt sich so online lesen.

Was anders ist als beim Besuch auf unseren Seiten ohne das "Tor"-Netzwerk: In einem Fenster des Browers wird angezeigt, über welche Länder die Verbindung zwischen Nutzer und Ziel aktuell aufgebaut wird. Von Norwegen-USA-Deutschland wechselt die elektronische Route innerhalb von zehn Minuten auf USA-Russland-Frankreich. So lässt sich der Weg zum heimischen PC von außen nur sehr schwer nachvollziehen. Zumal es einfache Wege gibt, die Anonymität noch weiter zu verstärken.

Wer das nutzt, um etwa Drogen, Waffen oder anderes zu kaufen, muss nur noch wissen, welche Seiten er ansteuern muss. Das WOCHENBLATT schildert daher nicht im Detail, wie das funktioniert. Clemens Kowalski, IT-Experte für Hamburger Behörden, sagt aber völlig zu Recht: "Das ist kinderleicht."
Auch im Darknet gibt es Suchmaschinen, die so funktionieren wie Google. Zudem sind viele der Darknet-Shop-Adressen, die zwar kryptische Namen haben, auch im "normalen" Internet zu recherchieren.

Wer drin ist hat den Eindruck, bei einer alternativen Amazon-Plattform einzukaufen. Probehalber melden wir uns bei einem Shop, einem sogenannten Marktplatz, an. "Die Sicherheitsstandards sind meist höher als im normalen Netz", sagt Kowalski. Als Neukunde haben wir den bescheidenen Vertrauenslevel 1. Theoretisch möglich: Drogen-Shopping. Cannabis in reichhaltiger Auswahl, zweifarbige XTC-Pills - alles ist im Angebot. Wie bei E-Bay und Co.: Und unter "Sale" gibt es Schnäppchenangebote.

Ein anderer Shop bietet Waffen in reichhaltiger Auswahl an. Selbst die "harmlosesten" Dinge wie Schlagringe und Messer, sind in Deutschland verboten. Ein paar Klicks weiter sind Paypal-Accounts erhältlich. "Gut möglich, dass die gehackt sind", sagt Kowalski.

Er glaubt nicht, dass die meisten Offerten kriminelle Abzocke sind. Denn: Die Anbieter auf den Händlerplattformen werden genauso wie bei Ebay von den Kunden bewertet. "Wer betrügt, fliegt irgendwann", sagt er.

Wer jetzt noch Mittel und Wege findet, die Waren auch tatsächlich liefern zu lassen und in der Internetwährung Bitcoin bezahlt, kann im Darknet genauso auf Shopppingtour gehen wie bei Amazon, Ebay und Co.

Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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