Grundschule Jork
Für Pilotprojekt „Ganztag und Raum“ ausgewählt
Wie kann Schule Kindern ganztägig Spaß machen? Wie können Räume gestaltet werden, damit darin sowohl Schulunterricht als auch Betreuung stattfinden kann, kurz - wie können Schule und Hortbetreuung optimal miteinander kombiniert werden?
Mit Fragen dieser Art beschäftigt sich die Gemeinde Jork angesichts der anstehenden Umsetzung von Ganztagsschulen (ab dem Schuljahr 2026 hat jeder Schulanfänger/ jede Schulanfängerin einen Anspruch auf einen Ganztagsplatz) und hat sich bei der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft als Standort für eines von vier Pilotprojekten beworben. Vergangene Woche kam die Zusage.
Damit wird die Grundschule An der Este ab dem Schuljahr 2023/24 neben drei weiteren Schulen in Bremen, Lüdenscheid und Mühlheim an der Ruhr durch die Montag Stiftung bei der Entwicklung eines zukunftsgerichteten pädagogisch-räumlichen Ganztagskonzeptes begleitet. Hierfür stellt die Stiftung nicht nur ihre eigene Expertise in den Bereichen pädagogische Architektur und inklusive ganztägige Bildung zur Verfügung, sondern beauftragt zusätzlich jeweils ein Prozessbegleitungsteam aus Pädagogen und Pädagoginnen sowie Architekten und Architektinnen. Ziel des Projektes „Ganztag und Raum“ ist es, zu zeigen, wie sich zukunftsfähige inklusive ganztägige Bildung in bestehenden Räumen umsetzen lässt.
Projektstart bei Phase Null
"Das Bewerbungsverfahren war durchaus eine Herausforderung für uns", sagt Doris Piper, Teamleiterin für den Bereich Schule und Kita in der Gemeinde Jork. Nachdem Anfang Februar diesen Jahres ein fünfköpfiges Team - neben Piper u.a. die Leiterinnen der Kita und der Grundschule An der Este - nach Berlin gereist war, mussten bis zum 31. März alle erforderlichen Unterlagen bei der Stiftung eingereicht werden. Unter 40 Bewerbungen wurde die Grundschule An der Este zunächst in die Top-Ten-Liste gewählt , worauf sie Besuch von einem Team der Stiftung bekam und als Pilotprojekt ausgewählt wurde. "Ursprünglich hatten wir auch vor, uns mit der Grundschule am Westerminnerweg zu bewerben", erklärt Doris Piper. "Dort sind unsere eigenen Planungen aber schon zu weit vorangeschritten, die Montag Stiftung will bei Phase Null beginnen."
Das große Interesse erklärt sich auch durch das „Gesetz zur ganztägigen Förderung von Kindern im Grundschulalter“. Dieses spricht jedem ab 2026 neu eingeschulten Kind einen Rechtsanspruch auf ganztägige Bildung zu. Laut einer Schätzung des Bundesministeriums für Familie müssen hierfür rund 800.000 weitere Ganztagsplätze geschaffen werden. Für viele Kommunen bedeutet dies eine große Herausforderung, so die Montag Stiftung, da dem Mehrbedarf an Plätzen ein begrenztes Angebot an Raum gegenübersteht.
Zukunftsfähige ganztägige Bildung im Bestand umsetzen
Hier setzt die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft mit ihrem Projekt „Ganztag und Raum“ an. Denn vielerorts sind keine aufwendigen Neubauten nötig, um diesem Mehrbedarf zu begegnen. Oft funktioniert Ganztag nämlich noch immer nach dem Prinzip „vormittags Schule, nachmittags Betreuung“: Beide Bereiche arbeiten weitgehend unabhängig voneinander ohne gemeinsames pädagogisches Konzept und in getrennten Räumen. Hierdurch wird sowohl räumlich als auch pädagogisch viel Potenzial verschenkt. Deshalb entwickelt die Stiftung gemeinsam mit den Pilotstandorten Ganztagskonzepte, die darauf abzielen, die Trennung von „Vormittag“ und „Nachmittag“ aufzuheben und beide Bereiche stärker zu verzahnen. Maßnahmen sind beispielsweise die Neustrukturierung von Tagesrhythmen und Teamstrukturen, kleine Umbauten sowie die Anpassung von Raumnutzungen und Möblierung. Ziel ist es, durch die Verbindung von Pädagogik, Organisation und Raum hochwertige ganztägige Bildung in den Bestandsgebäuden zu ermöglichen. Neben der gesamten Schulgemeinschaft sind auch Jugendhilfe, Schulverwaltung und Schulaufsicht involviert.
Das ermöglicht, den Prozess und die Ergebnisse auch auf andere Standorte in den Kommunen zu übertragen.
Das erste Pilotprojekt in Ulm
Wie das funktionieren kann, hat die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft bereits in einem ersten Pilotprojekt in Ulm erprobt. An der Martin-Schaffner-Schule hat die Stiftung in Zusammenarbeit mit einem Prozessbegleitungsteam aus einer Pädagogin und einem Architekten gemeinsam mit Schule, Jugendhilfe und Verwaltung ein integriertes Nutzungskonzept in den Bestandsgebäuden entwickelt. Multiprofessionelle Teamarbeit, eine kindgerechte Rhythmisierung und ein daran angepasster Innenausbau mit der entsprechenden Möblierung ermöglichen die Verzahnung von Vormittag und Nachmittag mit nur geringfügigen Umbaumaßnahmen. Der Prozess wurde umfassend dokumentiert, das Konzept soll in den kommenden Monaten umgesetzt werden. Unter www.montag-stiftungen.de/gur-ulm lässt sich die komplette Dokumentation herunterladen.
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