Gebäudesanierung wird zum Konfliktfall
Mieter kritisieren Arbeiten an der Buxtehuder Bahnhofstraße / Investor weist Vorwürfe zurück
tk. Buxtehude. Zwei Welten prallen aufeinander: Ein Investor saniert ein großes Gebäude und baut es dabei um. Einige Mieter fühlen sich durch diese Arbeiten regelrecht terrorisiert und üben heftige Kritik. Zeiten für angekündigte Arbeiten würden nicht eingehalten, Strom und Wasser ohne Vorwarnung abgestellt. Das sei eine Sanierung, die auf Kosten der Bewohner geschehe.
In dem "Woolworth"-Klotz an der Bahnhofstraße in Buxtehude liegen die Nerven bei einigen der Beteiligten offenbar blank: Als das WOCHENBLATT bei einem Mieter vor Ort recherchiert, will der Bauleiter, der seinen Namen partout nicht nennt, ein Hausverbot fürs WOCHENBLATT polizeilich durchsetzen - traut sich letztendlich doch nicht.
Die Seite der Mieter: Nico Leschhorn (24) wohnt seit 2014 in einer 93 Quadratmeter großen Wohnung in einer WG mit einem Kumpel. Er und seine Mutter kritisieren: Die Terrasse sei in ein Materiallager verwandelt worden. Für diese Woche sei der Einbau neuer Fenster und eines neuen Bades angekündigt worden und nichts geschehe. Nico Leschhorn: "Nachbarn hatten sich schon frei genommen, weil während der Arbeit Tür und Tor offenstehen." Die Arbeiter rückten jedoch nicht zum angekündigten Termin an. Zudem sei der Lärm so schlimm, dass er jedwede erlaubte Grenze überschreite.
Eine Nachbarin klagt darüber, dass Bauarbeiter ihre Wohnung unangemeldet betreten würden und Werkzeug an ihre Steckdosen anschließen. "Die Arbeiter sind Frauen gegenüber sehr unhöflich", sagt sie.
Leschhorns Mängelliste umfasst noch viele weitere Punkte: Die Haustür stehe fast immer offen, das Licht im Treppenhaus funktioniere selten und auf Beschwerden reagiere der Bauleiter aggressiv. Gegen den Mann, das bestätigt die Polizei, liegt eine Anzeige durch den Mieter vor. Nach WOCHENBLATT-Informationen hat der Bauleiter im Gegenzug ebenfalls Anzeige erstattet.
Für Nico Leschberg scheint klar zu sein, dass der Bauherr und Immobilienbesitzer möglichst viele Mieter loswerden wolle, um bei einer Neuvermietung höhere Mieten zu erzielen.
"Das weise ich energisch zurück", sagt Lars Esser-Carius, Geschäftsführer der "Amandla International" mit Sitz in Unna. Das Immobilienunternehmen ist der Besitzer des Gebäudes. "Wir wollen unsere Bewohner halten." In Einzelfällen werde engagiert geholfen. So habe eine ältere Dame auf Unternehmenskosten ein Hotelzimmer erhalten. Natürlich sei eine Sanierung für die Mieter eine Belastung. so Esser-Carius. Und mitunter könne es Probleme geben. Er sei aber überzeugt, dass diese Probleme lösbar seien, wenn die Beteiligten aufeinander zugingen.
Im Fall von Nico Leschhorn scheint eine Einigung nicht mehr möglich. Schriftlich sei ihm mitgeteilt worden, dass die Arbeiten in seiner Wohnung nicht mehr durchgeführt werden. Der Wohnungsschlüssel sei bei der Hausverwaltung hinterlegt. Weil er dort nach Angaben von Leschhorns Mutter nicht sei, gebe es die nächste Anzeige. Und Lars Esser-Carius sagt, dass er sich nicht von einem Einzelnen auf der Nase herumtanzen lasse.
• Während Umbau und Sanierung sollen neben 40 bestehenden 30 weitere Wohnungen geschaffen werden. Alle Arbeiten sollen bis Jahresende abgeschlossen sein. Im Zuge der Arbeiten saniert auch Woolworth in Eigenregie seine Filiale dort und passt sie dem neuen Erscheinungsbild der Warenhauskette an.
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