Anonyme Alkoholiker - WOCHENBLATT-SERIE Teil 3
Georg wurde zum Alkoholiker, ohne es zu bemerken
wd. Landkreis. Ein kleines Bierchen am Abend, nur für die Gemütlichkeit, der Weg zum Alkoholiker fing bei Georg (Name von der Redaktion geändert) ganz harmlos an. Im dritten Teil der WOCHENBLATT-Serie mit Mitgliedern der Anonymen Alkoholiker erzählt der Familienvater, wie es ihm gelang, sich von seiner Sucht zu lösen. Die Schwierigkeit, Alkoholsucht zu erkennen, liegt unter anderem darin, dass sich die Trinkgewohnheiten der Betroffenen und auch die Auswirkungen des Alkohols stark voneinander unterscheiden. Das WOCHENBLATT stellt fünf unterschiedliche Lebensgeschichten vor.
Bei Georg blieb es viele Jahre lang bei einem Bier am Abend. Doch irgendwann steigerte er den Alkoholkonsum, ohne es zu bemerken. Er stellte lediglich fest, dass er mit Alkohol nach dem Tagesstress besser einschlafen konnte. "Meine besten Freunde waren die, wo es am meisten zu trinken gab", erinnert er sich.
Bald reichte ihm das Bier nicht mehr aus und Georg griff nach stärkeren Getränken mit mehr Promille. "Ich bemerkte dann, dass ich mich nur noch mit Alkohol wohlfühlte und ich ständig trinken musste." Immer wieder prüfte er sich mit Selbsttests, ob er bereits Alkoholiker war und täuschte damit sich selbst. "Die Tests haben mir vorgegaukelt, dass ich davon noch weit entfernt bin."
Wie so viele hatte auch Georg die Vorstellung, dass Alkoholiker solche Menschen sind, wie die, die in Hamburg am Bismarck-Denkmal hausen. Er hingegen hatte ja schließlich noch Job, Wohnung und Familie. "Dann habe ich noch mehr getrunken. Ich war ein Spiegel-Trinker - das sind solche, die immer einen gewissen Alkoholpegel im Blut haben müssen - und zum Schluss über viele Jahre. Ein Leben ohne Alkohol war für mich unvorstellbar geworden!"
Erst als ihm sein Arzt sehr deutlich sagte, dass er am Ende sei, wurde Georg klar, dass es so nicht weitergehen konnte. "Allmählich ging es mir auch körperlich immer schlechter und mein Arzt sagte: 'Wenn Sie jetzt nicht aufhören, dann haben Sie noch ca. ein halbes Jahr!' Das war mein persönlicher Tiefpunkt."
Er machte einen stationären Entzug und ging zu den Anonymen Alkoholikern. "Der Weg, da rauszukommen, war unglaublich hart", sagt Georg heute. "Aber es hat sich gelohnt. Heute bin ich 27 Jahre trocken ohne Rückfall und ich führe heute ein tolles Leben."
Georg ist dankbar, dass es ihm mit Hilfe der Anonymen Alkoholiker gelungen ist, mit dem Trinken aufzuhören. "Wäre ich damals gestorben, wäre mein Grab schon abgelaufen!" (wd).
Hier finden Betroffene Hilfe
Aufhören ohne Druck von außen: Bei den Anonymen Alkoholikern sind alle Hilfesuchenden, die mit dem Trinken aufhören möchten, und auch Angehörige, die Unterstützung suchen, herzlich willkommen. Allein in Hamburg und Umgebung treffen sich rund 120 Gruppen, davon im Landkreis Stade etwa 15 in Stade, Buxtehude, Jork-Borstel (plattdeutsch), Steinkirchen, Harsefeld und Neu Wulmstorf.
Infos gibt es unter Tel. 0162-2633044 und www.anonyme-alkoholiker.de.
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