Gerichtsflur als Catwalk: Müssen Richterinnenroben femininer sein?
tk. Landkreis. Die Frage, ob ein Angeklagter lieber von einer Richterin in einer feminin geschnittenen Robe oder einer Juristin im sackartigen Roben-Look verurteilt werden möchte, wird angesichts drohender Strafen eine untergeordnete Rolle spielen. Dennoch beginnt auf deutschen Gerichtsfluren eine Modedebatte: Sind die für Männer in grauer Vorzeit entworfenen Roben für Frauen heutzutage noch tragbar?
Die Düsseldorfer Rechtsanwältin Dr. Laura Kubach hat mit einer Schneiderin Roben entworfen, die Frau Richterin oder Staatsanwältin besser stehen. Der Beifall von Juristinnen bei einer Roben-Modenschau war den Pionierinnen eines neuen Justiz-Schicks sicher. Was sagen Richterinnen aus dem Landkreis Stade?
Das Fazit vorneweg: Der Stader Landgerichtsbezirk ist noch Lichtjahre davon entfernt, ein Jura-Catwalk zu werden. Petra Baars, Richterin am Landgericht Stade, sieht für sich keinen Bedarf an anders - nämlich enger - geschnittenen Roben. "Das muss keinen femininen Touch haben." Es gehe schließlich nicht um weiblich oder männlich, sondern ausschließlich um ein rechtsstaatliches Verfahren. Außerdem lassen die Vorschriften, wie Roben geschnitten sein sollen, gar keinen Spielraum.
Diese Regeln lesen sich für Laura Kubach "teilweise wie Comedy". Niedersachsen hat die Vorschriften 2011 sogar noch erneuert: Zentimetergenau wird dabei die Tiefe einer Quetschfalte im Robenrückenteil definiert. Die trendbewusste Juristin Kubach plädiert für Mode-Mut - auch bei Richterinnen. "Das würde doch niemand ernsthaft nachmessen", sagt sie angesichts des Konflikts von strengen Bekleidungsvorschriften und ihrer aufgefrischten Amtstracht.
Jenseits des neuen Roben-Schicks ist es Kubach ein Anliegen, die Uraltvorschriften der Länder zu kippen. "Es geht schließlich nicht um Roben in Pink", sagt sie. Die Roben-Revolution habe durchaus praktische Aspekte: Die vorschriftsmäßigen weiten Ärmel seien zum Beispiel permanent im Weg.
Damit hat Buxtehudes Jugendrichterin Nora Sielbeck keine Probleme. "Der Richter soll nicht als Person, sondern als Amt wahrgenommen werden." Auch Richter in ihren weiten Roben, so Sielbeck, "sehen nicht so toll aus". Die Jugendrichterin kann der weit geschnittenen Amtstracht sogar positive Seiten abgewinnen: "Im Sommer sind die praktisch." Eine Richterin könne schließlich ein leichtes und luftiges Sommerkleid unter der Robe tragen.
Mode-Pionierin Kubach setzt auch auf die richterliche Unabhängigkeit: Bei 30 Grad im Schatten dürfe ein Richter schließlich erlauben, dass alle Verfahrensbeteiligten ihre warmen, schwarzen Kleider ablegen. Mehr Freiheit bei Schnitt und Stoffmenge wären folgerichtig.
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