Helfen bis zum Umfallen: Im Dauereinsatz gegen die Flut
tk. Buxtehude. Auf dem Flachbildschirm läuft ohne Ton ein Nachrichtensender. Alle paar Minuten sind aktuelle Bilder des Hochwassers in Lüchow-Dannenberg, Bleckede und anderswo von der Elbe zu sehen. An der Wand hängt eine lange Tafel mit Zetteln, Zahlenkolonnen und Abkürzungen. Leise klingelt ein Telefon. "Haben die Kollegen schon wieder einen anderen Ton eingestellt?", fragt Jens Meine. Der Ton untereinander ist freundschaftlich und locker. Doch die Atmosphäre in der THW-Zentrale ist hochkonzentriert. In Buxtehude, meilenweit von der Elbe entfernt, sitzt der "Leitungs- und Koordinierungsstab" des THW. Fünf Mitarbeiter sorgen in Zwölf-Stunden-Schichten dafür, dass Hilfe immer genau dort ankommt, wo sie benötigt wird.
"Jetzt erst mal schlafen", sagt einer der THW-Aktiven und verabschiedet sich morgens um 8 Uhr von seinen Kollegen. "Besonders in den ersten Tagen war es stressig", sagt Benjamin Grabow, der unter anderem die Öffentlichkeitsarbeit des Buxtehuder THW managt. Wenn plötzlich viele Einheiten auf einmal angefordert werden, müssen die Planer in Buxtehude den Überblick behalten. Rund 550 THW-Helfer kämpfen gegen das Hochwasser.
Und so funktioniert die Hilfe in der Regel: Wenn die Katastrophenstäbe oder die Polizeidirektion Lüneburg Unterstützung benötigen, fragen sie meistens bei einem der THW-Planer vor Ort nach. "Der ist eine Art Außendienstmitarbeiter und weiß genau, was das THW kann und an Ausrüstung hat", sagt Grambow. Wird Beleuchtung benötigt oder Boote mit Besatzung, um Treibgut aus dem Fluss zu fischen? Per Mail, Teelfon und Fax kommen die Hilfsanfragen an. Welche Einheit mit welchen Aufgaben wohin fährt, entscheiden daraufhin die Planer in der Buxtehuder Zentrale. "Wir haben immer den Überblick", sagt Grabow.
Mit THW-Hilfe wurden die Packplätze für Sandsäcke und nachts die Deiche ausgeleuchtet. Und zwei Hochwasser-Schmutzwasserpumpen sorgen dafür, dass eine denkmalgeschützte Mühle in Neu-Darchow nicht von den Wassermassen aus einem Elb-Seitenarm zerstört wird. THW-Helfer sammeln Treibgut aus der Elbe und machen vieles andere mehr, um die Städte und Dörfer vor der Überflutung zu schützen.
"Es ist schön, helfen zu können", sagt Benjamin Grabow über die Motivation der vielen hundert ehrenamtlichen Retter, die seit Mitte der vergangenen Woche im Einsatz sind. Er lobt dabei die Arbeitgeber der Helfer. Mit den Freistellungen für den Einsatz gebe es keine Probleme.
Die Flut hat den Scheitelpunkt mittlerweile erreicht. Abrücken wird das THW aber noch nicht. Auch die Kommandozentrale in Buxtehude bleibt bestehen. "Bis Mitte nächster Woche bestimmt", schätzt Grabow. Die Zwölf-Stunden-Schichten gehen weiter. Mit mindestens sieben Litern Kaffee für die Crew.
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