Kirche, Küche und Kabarett
jd. Buxtehude. Der Buxtehuder Pastor Matthias Schlicht blättert nicht nur gern in der Bibel, sondern auch im Kochbuch.
Vor 20 Monaten kam Matthias Schlicht (51) nach Buxtehude - als neuer Pastor an der evangelischen St. Paulus - Kirche. Dort sind sich alle einig: Dieser Mann ist ein Gewinn für die Gemeinde. Schlicht passt zu den „Paulis“ wie der Deckel auf den Topf: Der Seelsorger mit dem „Schalk im Nacken“ bringt immer wieder neue Impulse in das Gemeindeleben.
Und apropos Topf: Schlicht kocht leidenschaftlich gern. Ein leckeres Gericht ist für ihn wie ein Gebet. Für die Gemeinde stellt er sich nicht nur auf die Kanzel, sondern auch oftmals an den Herd: Als das WOCHENBLATT Schlicht besuchte, kam er gerade aus der Küche. „Ich habe einige Mitarbeiter zum Grünkohlessen eingeladen. Das ist ein kleines Dankeschön für deren ehrenamtliche Arbeit“, sagt der Pastor.
„Es ist natürlich Ehrensache, dass ich alles frisch zubereite“, meint der begnadete Hobbykoch. Bei der Auswahl der Rezepte hält es Schlicht mit der biblischen Maxime „Alles hat seine Zeit“. Daher verwendet er am liebsten saisonelle Zutaten. So bleibt er auch am Herd ganz der kritische Christ: Dass alles immer und überall zu bekommen ist, betrachtet er als Auswuchs unserer Überflussgesellschaft.
Doch der Pastor von St. Paulus sieht sich nicht als Moralapostel. Im Gegenteil: Viele kennen ihn als „christlichen Till Eulenspiegel“. Seit Jahren tourt Schlicht als Kabarettist durch die Lande und hält den Leuten mit einem schelmischen Augenzwinkern den Spiegel vor die Nase. Da die Gemeinde jetzt Priorität hat, tritt der christliche Comedian nur noch einmal im Monat auf.
Kirche, Küche, Kabarett - das wäre wohl derzeit Schlichts Version der berühmten „drei Ks“. Genau in dieser Reihenfolge, und einmal abgesehen von K wie Kinder: Davon haben Schlicht und seine Frau Sandra drei. Die Tochter und die zwei Söhne sind bereits aus dem Haus und studieren.
Doch wie ist das mit dem K wie Karriere? Schließlich war Schlicht „bei Kirchens“ eine ganze große Nummer: Von 2003 bis 2008 leitete er das Predigerseminar im Kloster Loccum, war damit „Chefausbilder“ für die Pastorenschaft in der Landeskirche. Und bevor er dem Ruf in die Estestadt folgte, hielt er als Hochschuldozent Seminare in Sozialkompetenz ab.
Doch der Doktor der Theologie strebt nicht nach Höherem. Er sei sehr zufrieden damit, ein ganz normaler Gemeindepfarrer zu sein, so Schlicht: „Meine Ambition ist es nicht, einen hohen Posten zu haben, sondern für die Menschen da zu sein.“
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