Einmalig im Elbe-Weser-Bereich
Mensch-Tier-Bestattungen im Nottensdorfer Ruhewald: Wenn Hasso mit ins Grab soll

Gutsherr Benedikt von Düring Ulmenstein bewirtschaftet in Nottensdorf den Ruhewald und den Forstbetrieb  | Foto: sla
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sla. Nottensdorf. Für viele Menschen sind Hund oder Katze die liebsten Wegbegleiter der letzten Lebensjahre. Der Nottensdorfer Ruhewald will deshalb Mensch-Tier-Bestattungen ermöglichen. Der Horneburger Rat hat dem kürzlich zugestimmt. Im Laufe des Jahres 2022 kann im Ruhewald die Asche des geliebten Haustieres als Grabbeigabe zur eigenen Urne beigesetzt werden.
Dabei kann es sich um die Asche eines Pferdes oder eines kleineren Haustieres handeln. Die Mensch-Tier-Beisetzungen werden in einem neu eröffneten, separaten Teil des Ruhewaldes stattfinden. Die Kennzeichnung wird auf der Ruhewald-Karte und durch die Beschilderung im Wald sowie durch andersfarbige Ronden an den Bäumen erfolgen, sagt Benedikt Freiherr von Düring Ulmenstein bei einem Rundgang durch den Ruhewald, der sich am Ortsausgang von Nottensdorf befindet.
In dem Bereich gibt es dann sowohl Solitäre, Partner- und Familienbäume, aber auch Gemeinschaftsbäume sowie Plätze für Wunschbäume. Bäume und Plätze werden bereits vorher oder auch im Trauerfall ausgewählt. Voraussetzungen für die Bestattung des geliebten Haustieres: die Einäscherung des Tieres und der Verbleib der Asche in einer biologisch abbaubaren Urne.
Die Mensch-Tier-Bestattung in Nottensdorf sei im Elbe-Weser-Bereich einmalig, sagt von Düring Ulmenstein, Besitzer des Ritterguts Horneburg, der zusammen mit Ehefrau Amélie den Ruhewald und den Forstbetrieb als Familienbetrieb führt.
In Deutschland gibt es diese Bestattungsform erst seit 2015, Vorreiter war Braubach bei Koblenz. Bislang praktizieren nur wenige Friedhöfe diese Bestattungsform, etwa der Zentralfriedhof in Wien. Dort sind Mensch-Tier-Bestattungen stark nachgefragt.
Bedenken der Kirche
Speziell die katholische Kirche ist jedoch strikt dagegen, weil Tiere keine Seele und keinen freien Willen hätten, sich also auch nicht zur Kirche bekennen könnten, so das Argument. Einige evangelische Landeskirchen sind etwas toleranter. Und laut Umfragen sind fast die Hälfte der Deutschen grundsätzlich für eine Bestattung mit Hund, Katze, Papagei und Co.
Norbert Fischer, Historiker an der Universität Hamburg und Experte für Friedhofsgeschichte, Trauer und Bestattungskultur, erklärt dazu: Aus Sicht der evangelischen Kirche hätten Tiere keine Seele, aber „sie achten auf die Funktion der Tiere, auf den gesellschaftlichen Aspekt, der dahinter steht. Denn Tiere ersetzen allmählich den Lebensgefährten oder die Lebensgefährtin. Das spiegelt ja auch einen gesellschaftlichen Wandel wider, wenn gemeinsame Mensch-Tier-Bestattung möglich sein sollen – und einzelne Vertreter der evangelischen Kirche respektieren das eben und sagen: Gut, wenn den Menschen ein Haustier so wichtig ist – wenn sie eine so starke emotionale Beziehung entwickelt haben, dann sollte man auch die gemeinsame Bestattung in einem Grab ermöglichen.“
Das sieht der Samtgemeinderat Horneburg ähnlich, der sich einstimmig für die Mensch-Tier-Urnen-Bestattung auf einer gesonderten Fläche im Ruhewald in dem rund drei Hektar großen Ruhewald aussprach. Die Satzung wurde entsprechend angepasst. Mensch und Tier müssen allerdings in separaten Urnen – nach Einäscherung in einem Human- beziehungsweise in einem Tier-Krematorium – bestattet werden. Das Tier gilt als „Grabbeigabe“.
Für die Bestattung des Tieres ist der Zeitpunkt frei wählbar, erklären die Ruhewald-Betreiber. „Die Anregung dazu ist an uns herangetragen worden“, sagt Benedikt Freiherr von Düring Ulmenstein, der mit den Besuchern, die im Wald Spazierengehen, im ständigen Dialog sei.
Der Ruhewald Nottensdorf ist einer der wenigen unabhängigen und familiengeführten Bestattungswälder Deutschlands. Trägerin ist die Samtgemeinde Horneburg. Er wurde vor einem Jahr mit Samtgemeindebürgermeister Matthias Herwede (parteilos) und Bürgermeister Dierk Heins (CDU) eingeweiht – mit dem Segen durch Dechant Johannes Pawellek und Pastorin Manuela Handelsmann. Regelmäßig finden Bestattungen statt, auch Umbettungen aus dem süddeutschen Raum gab es bereits. Damit die Interessenten oder Angehörigen eine möglichst große Auswahl an Wunschbäumen haben, will die Familie Düring Ulmenstein weitere Flächen erschließen. Die geplante Fläche für die Mensch-Tier-Bestattung wird voraussichtlich Mitte 2022 erschlossen sein, von Frühjahr bis Herbst kommenden Jahres werden die Wege angelegt und weitere Bänke aufgestellt.

Redakteur:

Susanne Laudien aus Buxtehude

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