Mit 57 Jahren auf Jobsuche: Jugendwahn trotz Fachkräftemangel?
Klaus Silbersiepe (57) hat denkwürdige Erfahrungen gemacht
tk. Buxtehude. Er ist eine Fachkraft mit jahrelanger Berufserfahrung und hat 33 Jahre in einer Firma gearbeitet. Klaus Silbersiepe ist Experte, wie er angeblich in der Wirtschaft gebraucht und von Unternehmen gesucht wird. Nach 50 erfolglosen Bewerbungen stellt er sich aber die Frage: "Bin ich ein Exot oder ist die Nachfrage nach älteren Experten eine Lüge?"
Silbersiepe ist Technischer Zeichner mit Zusatzqualifikationen im Bereich Hydraulik. Vor einigen Monaten ist er vom Ruhrgebiet nach Buxtehude gezogen, um mit seiner Lebensgefährtin zusammen zu leben. "Eine Fernbeziehung war auf Dauer nichts." Er verkaufte sein Haus und zog erwartungsfroh gen Norden. Silbersiepe war überzeugt: "Mit 57 gehöre ich nicht zum alten Eisen, Fachkräfte werden dringend gesucht."
Ernüchterung nach den ersten Absagen auf Bewerbungen und vor allem nach Gesprächen mit Bekannten, die einen Job haben: "Wir stellen bevorzugt junge Leute ein", hat er vielfach zu hören bekommen. Herrscht immer noch der Jugendwahn auf dem Arbeitsmarkt?
Silbersiepe stellt sich die Frage, ob das daran liegt, dass es sein Berufsbild Technischer Zeichner nicht mehr gibt und sich dieser Job heute Produktdesigner nennt. "Auf der anderen Seite habe ich noch Dinge gelernt, die in einem Bachelor-Studium gar nicht vorkommen", stellt er fest. Und mit 57 sei er noch lange nicht zu alt, um sich Neues - etwa Anwenderprogramme - anzueignen.
Klaus Silbersiepe liest weiterhin viele Artikel über den Fachkräftemangel und studiert gleichzeitig die Angebote für Menschen auf Jobsuche. "Für Wiedereinsteiger, Langzeitarbeitslose oder junge Menschen gibt es jede Menge", stellt er fest. Offenbar fallen 57-jährige Fachkräfte auf Jobsuche durch jedes Raster. Silbersiepe will sich jetzt weiterbilden und bekräftigt: "Arbeitslos bis zum Beginn der Rente kommt für mich nicht in Frage."
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