Inhaber eines Pflegedienstes kritisiert Regeln
Nicht benötigte Medikamente: Spende an Ukraine ist verboten
(tk). "Das ist doch Irrsinn. In der Ukraine fehlen Medikamente und ich muss sie in Deutschland wegwerfen." Das sagt der Inhaber* eines Pflegedienstes im Kreis Stade. Die "harten Sachen" die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen, nimmt er natürlich aus. Doch verschreibungspflichtige Schmerzmittel oder Tabletten gegen Bluthochdruck lagen kartonweise bei ihm. "Viele Senioren geben uns die Medikamente, wenn sie die nicht mehr benötigen", sagt der Pflegedienst-Chef. Etwa dann, wenn nach einer Hüft- oder Knie-OP das verschreibungspflichtige Schmerzmittel gleich im Großpack verordnet, aber nicht lange benötigt wurde. "Regeln und Bürokratie bremsen wichtige Hilfe aus", sagt der Mann.
Das WOCHENBLATT hat beim Buxtehuder Apotheker Alexander Stüwe nachgefragt. Der hat viel Erfahrung mit Medikamentenversorgung in Krisenfällen. Er sorgt unter anderem dafür, dass ein Rettungsschiff im Mittelmeer für alle denkbaren Notfälle gut ausgerüstet ist. "Dass Menschen Medikamente spenden möchten, kann ich gut nachvollziehen", sagt er. Es gebe jedoch ein großes Aber: "Die Qualitätsstandards müssen immer eingehalten werden", sagt Alexander Stüwe. Wird eine Pillenpackung geraume Zeit auf der sonnigen Fensterbank gelagert, könne das die Qualität schon beeinträchtigen.
Im Fall des Ukrainekriegs und der medizinischen Nothilfe käme noch hinzu: "Mit einem deutschen Beipackzettel können nicht alle Ärztinnen und Ärzte etwas anfangen." Weil Medikamente und andere medizinische Güter in dem umkämpften Land in der Tat dringend benötigt werden, rät der Buxtehuder Apotheker zu Spenden. "Das mache ich auch", sagt er. Alexander Stüwe unterstützt "action medeor" (https://medeor.de.). Die können medizinische Güter in großen Stil beschaffen, was die Preise beim Einkauf zudem senke. Außerdem werden die Hilfsgüter mit den richtigen Hinweisen auf Kyrillisch versehen.
Angesichts zahlreicher Schwerstverletzter werden dringend auch medizinische Güter benötigt, die in einer normalen Apotheke nicht zu finden sind, fügt Alexander Stüwe.
Der Verein der Ukrainischen Ärzte in Deutschland bedankt sich zwar für jede Form von Spendenbereitschaft, weist aber darauf hin, dass diese Arzneien nicht angenommen werden. Unter anderem deswegen nicht, weil nicht hundertprozentig sichergestellt werden kann, dass das Verfallsdatum nicht überschritten sei.
* Name der Redaktion bekannt
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