Landkreis Stade
"Nutria war bei uns ein Sonntagsessen"
Monika Mangels aus Stade über die Verwertung von Nutrias / "Jagbares Wild"
ab. Landkreis. Nutriafleisch gab es früher ganz normal im Laden zu kaufen." Daran erinnert sich Monika Mangels aus Stade. Die gebürtige Berlinerin hatte sich nach den Berichten über das Fangen der possierlichen Nager an das WOCHENBLATT gewandt. Es sei Anfang, Mitte der 1960er-Jahre "ganz normal gewesen, in einen Laden zu gehen und dort Nutria-Fleisch zu kaufen", erinnert sich Monika Mangels. Sie fragt: "Warum können erlegte Tiere nicht komplett verwertet und das Fleisch zum Kauf angeboten werden?"
Wie berichtet, werden Nutrias aufgrund ihrer Unterhöhlung von Deichen und Uferbereichen im Landkreis gezielt gejagt. Kürzlich hatten der Deichverband II. Meile Alten Landes gemeinsam mit dem Unterhaltungsverband Altes Land die ersten zehn Nutriafallen an die Hegeringe Jork und Buxtehude übergeben.
"Wenn früher Fleisch auf dem Tisch stand, dann war es Nutria-Fleisch", erzählt Monika Mangels. "Kaninchen für Arme" seien sie damals genannt worden. Sie könne sich an die Zeit erinnern, so Monika Mangels, als sie zwischen acht und neun Jahre alt war. Das Fleisch sei manchmal ohne Knochen auf den Teller gekommen, manchmal auch mit, "wie Hühnchen", sagt sie. Dazu habe es immer Kartoffeln und Rotkohl gegeben. "Das war immer ein Sonntags- oder Festessen, das zum Abschluss mit einem Griespudding als Dessert gekrönt wurde."
Auch heute würde sie das Fleisch wieder essen, "wenigstens ein- bis zweimal, aus Neugier und um zu sehen, ob es mir noch schmeckt". Hasen, Rind, Wildbret, Huhn und Pute würden auch gegessen. Monika Mangels findet: "Auch Nutriafleisch ist ein Lebensmittel, das muss man nicht vernichten."
Bevor Nutria-Fleisch verzerrt werde, müsse, wie bei anderen Wildtieren auch, eine amtliche Untersuchung auf Trichinen erfolgen, sagt der Vorsitzende der Kreisjägerschaft Stade, Dr. Martin Wenzel. "Das ist jagdbares Wild. Meine Ansicht nach spricht nichts dagegen, das Fleisch zu essen." Was bei vielen wohl gegen den Verzerr spreche, sei das Ungewohnte, Unbekannte. "In anderen Ländern werden Meerschweinchen und Biber gegessen. Das ist für Menschen in unseren Breitengraden kaum vorstellbar." Dass Nutrias als schmackhafte Mahlzeit angerichtet werden können, müsse sicherlich erst verbreitet werden.
Da es bisher noch nicht so viele erlegte Nutrias gibt, bleibt der Verzerr wohl eher eine Ausnahme, meint Martin Wenzel. "Ich könnte mir vorstellen, dass Nutria-Fleisch vereinzelt mal als etwas Besonderes auf Hof- oder Dorfessen angeboten werden."
Redakteur:Alexandra Bisping |
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