"Radikale Islamisten wollen zurück in die Steinzeit"

Abdullah Uwe Wagishausen (l.), Bundesvorsitzender der Ahmadiyya Muslim Jamaat, und Pastor Dirk Heuer diskutierten über Islam, Scharia und das Grundgesetz
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tk. Buxtehude. "Es gibt kein Buch, auf dem Scharia draufsteht", sagte Abdullah Uwe Wagishausen. Bundesvorsitzender der Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) beim Diskussionsabend "Staat und Scharia" der muslimischen AMJ-Gemeinde in Buxtehude. Doch allein der Begriff Scharia und die darin genannten drakonischen Strafen machen in Deutschland vielen Menschen Angst. Diese Sorgen hält Wagishausen für unbegründet. Denn: Die Gegenwart sei völlig anders als die islamische Welt vor vielen Hundert Jahren. Die Scharia, die eine Sammlung von Texten und Vorschriften sei, müsse immer wieder neu interpretiert und ihrem gesellschaftlichen Umfeld angepasst werden.

Neben Wagishausen saß Dirk Heuer, Pastor und Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CDU in Niedersachsen auf dem Podium. Er formulierte Fragen, die als Leitfaden in der Debatte eine wichtige Rolle spielten. Die Äußerungen aus der islamischen Welt seien extrem unterschiedlich, so Heuer. Was ist Islam? Liberale Strömungen wie die AMJ oder fundamentalistische Salafisten? Für Heuer ist klar: "Neben unserem Grundgesetz kann es keine Scharia geben."
Für Abdullah Uwe Wagishausen, der 1976 zum Islam konvertiert ist, stellt sich diese Frage überhaupt nicht: "Wer die Scharia als politisches System etabliert, steht im Widerspruch zum Islam." Der Islam lehre, dass kein Staat im Staate gebildet werden solle. Allen Hardlinern in der islamischen Welt erteilt Wagishausen eine klare Absage: "Die Salafisten wollen einen Zustand aus dem siebten Jahrhundert." Sie würden in unzulässiger Verknüpfung die staatliche Neutralität mit Gottlosigkeit gleichsetzen.
In der Debatte spielte angesichts des radikalen Islamismus in vielen Staaten die Frage eine zentrale Rolle, welche Strömung sich durchsetzen werde. Der AMJ-Vorsitzende ist überzeugt, dass Bildung und Aufklärung Fundamentalismus zurückdrängen werden. Wagishausen plädiert etwa für islamischen Religionsunterricht an deutschen Schulen - mit gut ausgebildeten Lehrern, die an deutschen Hochschulen studiert haben. "Allein schaffen wir das nicht, dass bekommen wir nur als Gemeinschaft hin."
Der Vorsitzende der AMJ nannte die immer wieder zitierten drakonischen Strafen in der Scharia - von Handabhacken bis Steinigung - vielfach einen "Mythos". Beispiel: Der Koran verneine Zwang, wenn sich jemand vom Glauben abwende.
Der Dialog, den die Buxtehuder AMJ mit ihren Veranstaltungen anstößt, ist schon so tragfähig, dass auch Entgleisungen nicht zum lautstarken Tumult führen. Die Aussagen eines jugendlichen Zuhörers, der Islam gehöre nicht nach Europa und die Masseneinwanderung müsse gestoppt werden, quittierten die meisten Gäste mit einem Kopfschütteln.

Einen weiteren Artikel zum Thema Islam in Deutschland finden Sie hier

Abdullah Uwe Wagishausen (l.), Bundesvorsitzender der Ahmadiyya Muslim Jamaat, und Pastor Dirk Heuer diskutierten über Islam, Scharia und das Grundgesetz
Es wurde engagiert aber sachlich gestritten: Volles Haus bei der Diskussionsrunde über Scharia und den deutschen Staat
Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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