Sanierung und Erweiterung des Buxtehuder Museums: Nackter Beton, Kabelrollen und lauter kahle Wände
Rundgang durch das Buxtehude Museum: Sanierung und Erweiterung laufen auf Hochtouren
tk. Buxtehude. Ein Kabelbündel hängt aufgerollt von der Decke herunter und vier orange-weiße Pylonen auf dem Betonboden bilden fast ein Quadrat. An einer nackten Wand hängen drei Fotokopien, die Glasbecher zeigen. So sieht es derzeit im ersten Stock des Buxtehude Museums aus. Das ist aber keine Installation - und damit zeitgenössische Kunst - sondern der Ist-Zustand auf einer Baustelle. Das Museum wird saniert und erweitert und Museumsleiterin Dr. Susanne B. Keller hat dem WOCHENBLATT einen Blick hinter die Kulissen ermöglicht. Absolute Leere, wo sonst Kunst und Stadtgeschichte zu sehen sind, ist augenblicklich der vorherrschende Eindruck.
"Die Sanierung des Sakralturms ist beendet", sagt die Museumsleiterin. Großer Vorteil für sie und ihr Team: Dank der fertiggestellten Klimatisierung können besonders empfindliche und wertvolle Exponate dort zwischengelagert werden. Der Sakralturm, ein Gesamtkunstwerk von Craig Martin, wird nach Ende aller Arbeiten wieder so aussehen wie früher und spannende Kontraste zwischen Gegenwart und sakraler Kunst aus vorigen Jahrhunderten liefern.
"Hier entsteht das Kabinett", sagt Susanne Keller beim Baustellen-Rundgang. Sie steht dort, wo früher die Büros der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren. Die Innenwände fehlen, einige Fenster sind abgedunkelt. "Letzteres wird auch so bleiben, so dass wir die Kunst gut zeigen können", sagt die Museumsleiterin. Im Mittelpunkt stehen Arbeiten des Buxtehuder Malers Hermann Martens (gest. 1952) sowie das Gemälde „Auszug der kleinen Schützengilde von Buxtehude“ (1840) des Hamburger Malers Jacob Gensler (1808–1845).
Dort, wo jetzt das "Pylonen-Kunstwerk" steht - damit Besucher nicht in die Löcher im Boden treten - wird wieder die Stadtgeschichte einziehen. Mit dem Neubau, der direkt nebenan entsteht, vergrößert sich die Ausstellungsfläche für Buxtehudes Lokalgeschichte auf rund 200 Quadratmeter. Wobei nicht jedes Kapitel in einer Dauerausstellung erschöpfend gezeigt und erklärt werden könne, so Susanne Keller. Die ständige Ausstellung sei exemplarisch und werde durch Sonderschauen zu bestimmten Themen immer wieder ergänzt.
Einen ihrer Bedeutung entsprechenden Platz finden im neuen Museum dann auch die Ausgrabungsfunde aus Immenbeck. Das Sächsische Gräberfeld (4. bis 6. Jahrhundert) hat europaweite Bedeutung. Neben einigen Tausend Glasperlen wurden auch Glasgefäße ans Tageslicht geholt. Zwei dieser sogenannten Rüsselbecher (aufgrund ihrer rüsselähnlichen Verzierungen) sind derzeit in einer Archäologie-Ausstellung in Berlin zu sehen. Dort sind die bedeutensten Funde aus Deutschland ausgestellt. Gemeinsam mit den Buxtehuder Exponaten aus Glas ist zum Beispiel die Himmelsscheibe von Nebra aus der frühen Bronzezeit zu sehen. Die beiden Becher werden 2019 noch in der Ausstellung "Saxones" in Hannover und Braunschweig zu sehen sein. "Beides ist eine gute Werbung für Buxtehude und sein Museum", sagt Susanne Keller.
Der Baustellenspaziergang führt ins zweite Stockwerk. Von dort fällt der Blick aus einem Fenster auf den Neubau, der auf dem schmalen Grundstück neben dem Museum entsteht. Die Arbeiten an Gründung und Fundament sind fast beendet. Im kommenden Jahr wird der Bau sichtbar wachsen. Dann wird auch die Umgestaltung des "Samel"-Hauses starten. Das Museum bekommt damit zum Petri-Platz seinen neuen Haupteingang. "Die Besucher", erklärt Museumsleiterin Susanne Keller, "werden aber weiterhin über das Treppenhaus im Altbau in die oberen Geschosse gelangen." Der frühere Raum für Sonderausstellungen im Erdgeschoss wird dadurch zum Durchgang zwischen Alt und Neu und bietet zudem ausreichend Platz für Veranstaltungen.
• Der Erste Stadtrat Michael Nyveld nennt den Zeitplan für die Fertigstellung des Buxtehude Museums "sportlich" Im ersten Halbjahr 2020 soll die Wiedereröffnung sein. Eine unberechenbare Größe dabei: Aufgrund der guten Konjunktur und dem Boom auf dem Bausektor sei es mitunter schwierig, Firmen zu finden. Ein strenger und langer Winter könne auch noch für Verzögerungen sorgen.
Als großer Schritt im Gesamtprojekt der Erweiterung wurde jetzt der Umbau des "Samel"-Gebäudes durchgeplant.
Neben den laufenden Sanierungsarbeiten im Bestand werde auch noch die Fassade zum Stavenort erneuert.
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