Listerienbefall in Produktion / Sanierung zu teuer
Schwarz Cranz macht für immer dicht
tk. Neu Wulmstorf. Hiobsbotschaft für die mehr als 500 Mitarbeiter des Neu Wulmstorfer Wurst- und Schinkenproduzenten Schwarz Cranz. Das Unternehmen schließt für immer. Der Grund für dieses überraschende Aus: Ein Listerienbefall in den technischen Systemen. Eine Sanierung soll wirtschaftlich keinen Sinn ergeben, teilt der Insolvenzverwalter Friederich von Kaltenborn-Stachau mit.
Dabei sah vor Kurzem alles noch so gut aus: Das ehemalige Familienunternehmen Schwarz Cranz sollte aus der Insolvenz heraus von der "zur Mühlen Gruppe", die zum Tönnies-Imperium gehört, übernommen werden. Daraus wird jetzt nichts mehr.
Patrick Hacker, der für den Insolvenzverwalter spricht, erklärt, dass in den vergangenen Wochen bei routinemäßigen Proben Listerien nachgewiesen worden seien. Daraufhin sei es zu einer Rückrufaktion gekommen. Endkunden seien davon aber nicht betroffen gewesen, da Schwarz Cranz nur an den Großhandel und Discounter liefere.
In enger Abstimmung mit den Behörden sei es zu umfangreichen Reinigungsarbeiten gekommen. Zudem seien Hygienemaßnahmen eingeleitet worden. Betroffen seien vor allem Lüftung und Kühlung.
Am Ende habe sich aber gezeigt, dass es damit nicht getan sei. Schwarz Cranz hätte für mehrere Monate wegen umfangreicher Umbaumaßnahmen schließen müssen. Das hätten die Kunden mutmaßlich nicht mitgemacht und sich neue Lieferanten gesucht, so Hacker.
Zudem seien die hohen Kosten dafür wirtschaftlich nicht darstellbar gewesen. Das sei im Rahmen eines Insolvenzverfahrens nicht zu leisten. Daher habe der Insolvenzverwalter Friederich von Kaltenborn-Stachau zusammen mit dem Gläubigerausschuss das Aus beschließen müssen.
Die "zur Mühen Gruppe" bietet den Mitarbeitern Jobs an anderen Standorten an. Wer davon keinen Gebrauch machen wollte, werde von einer Transfergesellschaft übernommen. Es solle neue Jobperspektiven und soziale Absicherung geben, so Sprecher Hacker.
Was dennoch erstaunt: Dass in der Mitteilung zum Aus von "gravierenden technischen wie hygienischen Mängeln" die Rede ist. Es bleiben Fragen offen: Hat es erst seit kurzer Zeit, also nach Bekanntwerden der Insolvenz, diese Probleme gegeben oder hat sich etwas angestaut, das durch rechtzeitige Investition in mutmaßlich geringerer Höhe vermeidbar gewesen wäre? Fest steht: Die Leidtragenden sind die Mitarbeiter, die zudem über den Verlust ihrer Jobs kurz vor Weihnachten informiert wurden. Die "zur Mühlen Gruppe", die sie übernehmen will, verfügt zwar über diverse Standorte - doch der nächstgelegene ist Delmenhorst.
• Listerien sind Bakterien, die sich auch in vakuumverpackten Lebensmitteln im Kühlschrank vermehren können. Sie können eine Listeriose auslösen. Die verläuft bei gesunden Menschen meist harmlos oder wird sogar kaum bemerkt. Werden besonders viele Erreger aufgenommen, kann es zu Fieber und Durchfällen kommen. Kleinkinder oder Menschen mit geschwächter Immunabwehr können schwer erkranken.
Der Ausbruch der Erkrankung kann bis zu acht Wochen nach Aufnahme der Bakterien erfolgen. Listerien können Sepsen („Blutvergiftungen“) oder Meningitiden (Hirnhautentzündungen) verursachen, die mit Antibiotika behandelt werden können, aber dennoch in 30 Prozent der Fälle zum Tode führen.
Besonders bei Schwangeren ist eine Listeriose sehr gefährlich, da sie fatale Folgen für das ungeborene Kind haben kann. (Quelle Wikipedia)
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