Sie werden gejagt wie Freiwild
"The Albino Project": Der Buxtehuder Fotograf Antonino Condorelli kämpft für die Rechte der Albinos in Afrika / Buch und Ausstellung sind geplant
ab. Buxtehude. Geboren mit heller Haut in einem Land, in dem die meisten Menschen schwarz sind, werden die Menschen oft schon im Kleinkindalter von den Eltern verstoßen, gejagt und getötet: Albinos haben in Teilen Afrika kaum eine Chance auf ein menschenwürdiges Leben. Der Buxtehuder Fotograf Antonino Condorelli, der als Sechsjähriger in Italien zum ersten Mal einen Albino traf und sich seither für sie interessiert, will diesen Menschen helfen. Dazu hat er "The Albino Project" ins Leben gerufen. Gerade ist er aus Uganda zurückgekehrt, mit Fotos und Geschichten von Menschen, deren Leben einem Alptraum gleicht. Jetzt möchte er das Thema Albinismus einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen, mit einem Buch-Projekt und einer Ausstellung.
"Da ist zum Beispiel Lilian. Sie ist 24 Jahre alt, hat Hautkrebs, ist bettelarm", erzählt Antonino Condorelli, der schon mehrmals den afrikanischen Kontinent bereist hat. Sie ist Mutter eines zweijährigen und eines erst wenige Monate alten Mädchens. Der erste Mann habe sie und ihr Kind verstoßen, über das zweite Kind möchte sie nicht reden. "Ich befürchte, es war eine Gewalttat", sagt der Fotograf. Gerade Albino-Frauen würden sehr oft Opfer gewaltätiger Übergriffe, denn viele HIV-infizierte Männer glauben, dass sie durch ungeschützten Sex mit Albinos geheilt würden.
"Albinos werden diskriminiert, sie haben kaum Rechte", sagt Condorelli. Die Menschen dort glaubten, Albinos seien Geister. Zu ritualen Zwecken, die an Grausamkeit kaum zu überbieten seien, würden sie getötet. Ganz besonders schlimm sei es in Ländern wie Tansania, Malawi, Kenia, Uganda und Mali. "Dazu kommt noch, dass Albinos aufgrund ihrer hellen und empfindlichen Haut extrem stark von Hautkrebs bedroht sind. Als Schutz verwenden sie eine Creme mit einem sehr hohen Zink-Anteil, aber die Zutaten für diese Cremes sind in afrikanischen Ländern sehr teuer."
Am 13. Juni war der "International Albinism Awarness Day", der Tag, der das Problem dieser Menschen in den Fokus der Öffentlichkeit rücken sollte. Um möglichst viele Menschen in Europa zu erreichen, möchte Antonino Condorelli mit einem Buch-Projekt zu dem Thema sowie einer Ausstellung diesen Menschen eine Stimme geben. Unterstützt wird der Gewinner des Kulturpreises "Blauer Löwe 2016" des Landkreises Harburg dabei von dem italienischen Journalisten Gianfranco Belgrano und dem Web-Marketing Manager Matthias Kastner. Was sich das Trio vorgenommen hat: "Sobald die Ausstellung steht, werden wir versuchen, sie in möglichst vielen europäischen Hauptstädten zu zeigen."
Dass sich in Afrika von Deutschland aus etwas bewirken lässt, zeigt Lilians Geschichte: Mithilfe von Spendengeldern, unter anderem in Buxtehude gesammelt, konnte sie nach einer OP medizinisch versorgt werden. Eine Erzieherin aus Buxtehude spendete außerdem mehr als 50 Baseball-Caps, die der Fotograf nach Uganda mitnahm und verteilte: Denn Kopfbedeckung und langärmlige Kleidung sind für Albinos zum Schutz vor der starken afrikanischen Sonne lebensnotwendig.
• Bis zum Ende des Jahres, so hat es sich Antonino Condorelli vorgenommen, will er noch in vier weitere afrikanische Länder reisen. Wer ihn bei seinem Projekt unterstützen möchte, erfährt mehr unter www.thealbinoproject.com.
Albinismus -was ist das?
Albinismus bezeichnet eine angeborene Störung (Gendefekt) der Pigmente (Melanine), die sich auf Haupt-, Haar- und Augenfarbe auswirken kann. Der Körper produziert nur wenig oder gar kein Melanin, Haut, Haare und Augen sind oft sehr hell. Da dieses auch bei der Entwicklung der Sehnerven eine Rolle spielt, leiden Albinos häufiger an mangelnder Sehschärfe. Durch ihre aufgehellte Haut sind Albinos einem erhöhten Hautkrebsrisiko ausgesetzt. In Europa gebe es unter 20.000 Menschen einen Albino, sagt Antonino Condorelli. In Tansania z. B. sei es einer von 1.400. Albinismus hat keinen Einfluss auf die geistige Entwicklung der Menschen.
Redakteur:Alexandra Bisping |
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