Seniorin sucht Grab ihres Vaters und ist enttäuscht
Soldatenfriedhof im Wald: Erinnerungskultur grün überwuchert

Ein grundsätzlich malerischer Ort der Erinnerung: 
der Soldatenfriedhof im Neukloster Forst | Foto: tk
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  • Ein grundsätzlich malerischer Ort der Erinnerung:
    der Soldatenfriedhof im Neukloster Forst
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tk. Buxtehude. "Soldatenfriedhöfe sollen auch heute noch ein Ort der Erinnerung und der Mahnung sein", sagt Kai-Ulrich Baak, ehrenamtlicher Geschäftsführer des Volksbunds Deutsche Kriegsgeräberfürsorge im Landkreis Stade. Dem würde Marlis Köhne mit Sicherheit zustimmen. Die 79-jährige Seniorin aus Duisburg war kürzlich mit ihrem gleichaltrigen Mann in Buxtehude. Sie wollte das Grab ihres Vaters auf dem Soldatenfriedhof im Neukloster Forst besuchen. Für Marlis Köhne ein beschwerlicher Weg, denn sie sitzt im Rollstuhl und kann nur kurze Strecken an Gehhilfen laufen. Auf dem kleinen Friedhof im Neukloster Forst war sie enttäuscht. Den Grabstein ihres Vaters musste sie lange suchen und erst einmal das Moos herunterkratzen. "Das sollte besser gepflegt werden", sagt Marlis Köhne. 

Das WOCHENBLATT hat sich vor Ort umgeschaut: Dass es überhaupt einen Soldatenfriedhof im Neukloster Forst gibt, dürften die wenigsten wissen. Er liegt versteckt wie ein Lost Place im Wald gut 300 Meter vom Pfingstmarktplatz entfernt. Richtig ist beim ersten Anblick: Die kleine Anlage, umgeben von einem Mäuerchen, wirkt durchaus gepflegt und fast malerisch. Wer aber genauer hinsieht, bemerkt:  Viele der Grabsteine sind von Pflanzen überwuchert, andere bemoost - so wie der von Marlis Köhnes Vater, der 1944 gefallen ist und nach Eröffnung des Friedhofs in Neukloster 1957 dorthin umgebettet wurde.

Das Ehepaar Köhne war mit seinem Wohnmobil unterwegs, als es den Besuch am Grab geplant hatte. "Vor 40 Jahren war ich das letzte Mal dort", erinnert sich Marlis Köhne. Damals sei alles viel besser in Schuss gewesen. Sie sagt, dass die Anlage früher von Schülern gepflegt worden sei.

Heute sind die Städte und Gemeinden zuständig, erklärt Volksbund-Geschäftsführer Baak. Auch wenn die Pflege der Soldatenfriedhöfe in die Zuständigkeit der Kommunen fällt, werden sie damit finanziell nicht alleingelassen. Es gebe eine Gräberpauschale von rund 23 Euro fürs Einzel- und sieben Euro fürs Sammelgrab, erklärt der Geschäftsführer. Wenn eine solche Anlage oder einzelne Grabsteine nach Jahrzehnten verwittert und damit sanierungsbedürftig sind, könne ein Sonderfonds in Anspruch genommen werden, der vom niedersächsischen Innenministerium verwaltet wird.

Für Kai-Ulrich Baak ist klar, dass Soldatenfriedhöfe auch 75 Jahre nach Kriegsende noch eine Bedeutung haben - auch wenn die Zahl der Hinterbliebenen immer weiter abnehme. "Der Volksbund hat einen bildungspolitischen Auftrag", sagt er. Wenn zum Beispiel Schüler über diese Friedhöfe geführt werden und sie sehen, wie jung die dort bestatteten Soldaten teilweise sind, "dann hinterlässt das schon einen tiefen Eindruck", so Baak. Daran ändere auch das lange zurückliegende Ende des Zweiten Weltkriegs nichts.
• Auf dem Soldatenfriedhof im Neukloster Forst haben 119 deutsche Soldaten des Zweiten Weltkrieges, davon sieben Unbekannte, die zunächst an über 50 verschiedenen Orten beigesetzt waren, ihre letzte Ruhestätte gefunden. Anders als ein normaler Friedhof bleiben diese Gräber auf Dauer bestehen.
Der Soldatenfriedhof wurde auf Initiative des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge Mitte der 50er Jahre angelegt und am 4. August 1957 unter großer Anteilnahme der betroffenen Familien und der Bevölkerung eingeweiht.

Ein grundsätzlich malerischer Ort der Erinnerung: 
der Soldatenfriedhof im Neukloster Forst | Foto: tk
Marlis Köhne findet, dass die Grabsteine besser gepflegt werden müssen | Foto: tk
Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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