Telefonnummer gesperrt: Wie die Bundesnetzagentur einen Taxi-Unternehmer in Schwierigkeiten bringt
Nummer eines Buxtehuder Taxiunternehmers abgeschaltet / Begründung: Sie ist zu kurz
tk. Buxtehude. Farhan Khawaja hat elf Jahre als angestellter Taxifahrer in Buxtehude gearbeitet, bevor er sich vor anderthalb Jahren entschloss, sich mit "Buxte Cars" selbstständig zu machen. Das Geschäft läuft gut und dennoch ist der Unternehmer, der kräftig investiert und vier Fahrzeuge gekauft hat, in Bedrängnis geraten. Die Bundesnetzagentur mit Sitz in Mainz hat Khawajas Telefonnummer 04161 - 3399 sperren lassen. Die hatte er sich von einem Freund über den gemeinsamen Dienstleister Kabel Deutschland übertragen lassen. Seit Dienstag klingelt das Telefon in seiner Funkzentrale aber nicht mehr.
Die Bundesnetzagentur ist der Ansicht, dass Khawaja diese einprägsame Nummer nicht hätte bekommen dürfen. Grund: Sie ist zu kurz und passt daher nicht mehr in die aktuelle Rufnummernlandschaft. Vom Ex-Nutzer hätte die 3399 an die Telekom zurückgegeben werden und gesperrt werden müssen. Nachzulesen in der Amtsblattverfügung 9/2006, Vfg. Nr. 25, Position 8.7, begründet die Bundesnetzagentur gegenüber Kabel Deutschland ihre Aufforderung zur sofortigen Abschaltung. Anders ausgedrückt: Die Kurzen sollen weg!
Weil weder der Buxtehuder Unternehmer und offenbar auch nicht Kabel Deutschland das Amtsblatt der Bundesnetzagentur studieren, ist Khawaja von der Regulierungsbehörde ins telefonische Aus gezwungen worden. Der Taxi-Unternehmer ist fassungslos: "Ich habe doch alles richtig gemacht und stehe trotzdem vor dem Ruin."
Tatsache ist: Kabel Deutschland, eine Tochter von Vodafone, hat Khawaja im September schriftlich mitgeteilt, dass er die Rufnummer 04161 - 3399 nutzen könne. Jetzt erklärt Volker Petendorf, Pressesprecher bei Kabel Deutschland, dem WOCHENBLATT: "Wir erhielten seitens der Bundesnetzagentur eine Verfügung zur sofortigen Abschaltung der Rufnummer (04161) 3399. Diese hätte eigentlich gar nicht von dem vorherigen Nutzer zum Kunden Farhan Khawaja übertragen werden dürfen."
Khawaja ist das Opfer einer Bestimmung, die kaum jemand kennt, die aber von der Bundesnetzagentur mit voller Härte angewendet wird.
Das WOCHENBLATT hat auch bei der Bundesnetzagentur nachgefragt. Die bestätigt bislang nur, dass es die "Causa Khawaja" gibt. Auskünfte werden erst erteilt, wenn die Prüfung abgeschlossen sei.
Farhan Khawaja hat unterdessen auf die Schnelle neue Flyer für ein paar Hundert Euro drucken lassen. "Buxte Cars" ist zur Zeit unter 04161 - 54621 zu erreichen. Außerdem hat er einen Anwalt eingeschaltet. Das WOCHENBLATT bleibt dran.
KOMMENTAR: Wer reguliert die Regulierer?
Wer hätte das gedacht. Die Bundesnetzagentur, die von vielen Menschen, die sich über ignorante Telekommunikationsunternehmen ärgern, bislang nur als Papiertiger
wahrgenommen wurde, kann dafür sorgen, dass eine einzelne Nummer abgeklemmt werden muss. Achtung, Ironie: Dass das Durchsetzen irgendeiner mehr oder minder (un)bekannten Verwaltungsvorschrift sehr viel wichtiger ist, als eine Verpflichtung von Telekom und Co. zu kundenorientiertem Verhalten, steht natürlich außer Frage. Dafür gibt es es im Amtsblatt des Regulierers schließlich auch keine Rechtsvorschrift.
Aber ernsthaft: Angesichts der tatsächlichen Macht der Bundesnetzagentur (O-Ton auf der Homepage "Wir regulieren den Telekommunikationsmarkt), die bis in den einzelnen Haushalt reichen kann, stelle ich mir die Frage, wer in solch krassen Fällen die Regulierer reguliert?
Tom Kreib
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