Von der Musikschule auf die Kirchen-Kanzel
Eva Gotthold hat große Anstrengungen unternommen, um ihren Traumberuf Pastorin zu ergreifen
tk. Neukloster. Wer Eva Gotthold in ihrem Pfarrhaus der St. Marien-Gemeinde in Buxtehude-Neukloster besucht, trifft auf eine Pastorin, die mit Worten und spürbarer innerer Begeisterung ausdrückt, dass sie ihren Traumberuf gefunden hat. "Dabei hatte ich diesen Lebensweg zunächst gar nicht im Visier", sagt sie.
Nach dem Abitur hat sie Instrumentalpädagogik mit dem Hauptfach Geige studiert. "Aber auch die Theologie, die intensive Ausein-andersetzung mit dem Glauben, hat mich schon immer fasziniert." Ein Theologie-Studium habe sie nach dem Schulende zuerst nicht erwogen, denn es gab eine große Hürde: Dafür musste sie Hebräisch, Griechisch und Latein können. Zunächst habe sie es sich nicht zugetraut, das zu lernen. Doch während des ersten Studiums hätten sie die Fragen "Wer bin ich, wo komme ich her und was ist für mich gelingendes Leben?" immer wieder beschäftigt. Und nach dem Vordiplom beim zweiten Studium, dem der Theologie an der Uni in Münster, war für sie klar: "Ich möchte Pastorin werden!" Im Vertrauen auf Gottes Hilfe und mit eiserner Disziplin eignete sie sich die alten Sprachen an. Das Musikstudium war dabei für sie von Vorteil: Mit Unterricht konnte Eva Gotthold ihr zweites Studium finanzieren.
Neukloster ist ihre erste Pfarrstelle. Pastorin zu sein, sei kein Beruf, sondern eine Lebenshaltung, sagt sie. "Ich will da sein und an der Seite der Menschen leben." Kirche in einer Gemeinde sei "öffentliches Leben". Im Pfarrhaus die Türen zu verbarrikadieren sei nicht möglich. Eva Gotthold will ihr Credo vorleben: "Glaube ist ein Schatz", sagt sie. Dabei bezieht sie in ihre Überlegungen ein, dass der christliche Glaube "nicht en vogue ist". Er sei für viele Menschen nur noch ein Lebensentwurf unter mehreren Möglichkeiten. "Ich will die Menschen für den Glauben begeistern." Dabei sieht Eva Gotthold die Aufgaben einer Pastorin sehr breit aufgefächert, es sei viel mehr als Gottesdienst, Taufen, Konfirmandenunterricht oder Beerdigungen: "Das ist ein Beruf, in dem es ums Leben geht."
Drei Jahre wird sie auf ihrer ersten Pfarrstelle in Neukloster bleiben. Danach könnte sie verlängern, wenn es die Gemeinde ebenfalls möchte. "Drei Jahre sind zu kurz, um Menschen auf ihrem Lebensweg zu begleiten", sagt Eva Gotthold, die länger bleiben möchte, "weil die Beziehungen in unserer Welt ohnehin immer schnelllebiger werden".
Ihre Geige wird also weiterhin meist im Kasten bleiben und nur ab und zu gespielt werden. Eva Gotthold ist noch Mitglied des Ensembles "Saite an Seite", das traditionelle türkische Musik mit einer klassischen Kammermusikbesetzung vereint. Ob sie irgendwann ein eigenes Musikprojekt in Neukloster startet, lässt die Seelsorgerin und Musikerin offen: "Jede Gruppe braucht Zeit und Pflege." Und der Fokus liegt eindeutig auf ihrem Leben als Pastorin. Wenn sie doch einmal zur Geige greift, hört der Gast aber sofort: Hier spielt ein Profi.
Die Frage, ob der Name Eva Gotthold nicht doch die Berufswahl festgelegt habe, verneint sie mit einem Lachen. "Ich habe mich eher biographisch dem Namen angenähert."
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